Die Kinder des Teufels (German Edition)
weiter ins Gewicht, außer den Namen seiner Komplizen. Da hatten sich die Folterknechte wieder ins Zeug gelegt. Mit ihren Hieben hatten sie die Namen von Priestern, Vikaren, Adligen und Professoren erzwungen, und auch die Namen von Gastwirten, Straßenmädchen und Kindern, von denen Gottfried sicher zu wissen glaubte, dass sie bisher unerkannt unter den Bürgern lebten.
Einen Namen vermisste Crispin aber auf der Liste: Bruder Wolf.
Er war wie Gottfried beschuldigt worden, aber von ihm nicht als Komplize identifiziert worden.
Seltsam, für einen Teufel schien er ihn nicht zu halten.
Insgesamt mussten es an die zwanzig Personen sein, deren Verhaftung kurz bevorstand.
Crispin seufzte. Schon morgen würde die bereits ausgezehrte Stadt weiter zur Ader gelassen. Dieser Ort war wahrlich in den Händen des Teufels.
In der festlichen Kleidung eines Priesters wurde Gottfried hereingeführt. Sein Kopf hing zur Seite, die Augen hielt er geschlossen, was kein Wunder war, denn die Folterknechte hatten auf die Bitte des Klägers – Gottfried keine Schmerzen zuzufügen – natürlich nichts gegeben. Sie hatten genau das getan, was von ihnen erwartet wurde.
Damit war Gottfried zum letzten Akt seines priesterlichen Lebens angetreten. Danach wartete nur noch der Tod oder – wenn man seinem Geständnis Glauben schenken wollte – Hexen, Teufel und das Höllenfeuer auf ihn.
Riedner hatte versprochen, den Vorgang der Degradation nicht länger dauern zu lassen als unbedingt nötig. Es sollte eine schnelle und saubere Sache sein. Im feierlichen Pontifikalornat gekleidet, erhob er sich.
«Wir verurteilen dich, Bruder Gottfried von Weyhenstein, ein geständiger Anhänger des Teufels zu sein. Deshalb unterliegst du allen Verurteilungen und Strafen der Kirche, entsprechend den heiligen Vorschriften, Gesetzen und Bestimmungen, die sich auf die Abwendung von Gott und dem wahren Glauben beziehen.
Und als einen solchen stoßen wir dich aus dem geistlichen Stande aus und erklären, dass du, entsprechend unserem Urteil und Befehl, jedes großen und kleinen kirchlichen Ranges enthoben bist, den du bis heute bekleidet hast.»
Er schaute zur Seite und vergewisserte sich der Zustimmung der Beisitzer. Alsdann fuhr er fort:
«Du sollst exkommuniziert sein, aus unserem kirchlichen Orden und aus der heiligen unversehrten Kirche ausgeschlossen sein, deren Barmherzigkeit du dich unwürdig erwiesen hast. Du sollst dem weltlichen Gericht übergeben werden», er wies auf Faltermayer, der wie ein Schlosshund an der Tür stand, «damit du mit der gebührenden Strafe belegt wirst, die dir das Gericht auferlegt. Wir bitten Doktor Faltermayer jedoch inständig, er möge die Strenge des Urteils mildern, sodass du nicht um dein Leben oder deine körperliche Unversehrtheit fürchten musst.»
Ein frommer Wunsch, der natürlich nicht in Erfüllung gehen würde.
«Außerdem sollen alle Benefizien [2] , die du erhalten hast, an das Domstift zurückfallen.»
Damit war Gottfried auch wirtschaftlich ruiniert. Er besaß nunmehr keinerlei Einkünfte mehr, mit denen er sein Leben hätte bestreiten können.
«Möchtest du noch etwas sagen?»
Entweder verweigerte Gottfried jede Stellungnahme, oder er hatte den Urteilsspruch gar nicht verstanden, da er sich nicht regte. Crispin vermutete Letzteres. Nachdem Gottfried der Aufforderung nicht nachkam, führten sie ihn zu dem kleinen Altar. Riedner begann sogleich, Gottfried alle Würden und Weihen, die er je erhalten hatte, zu nehmen.
Dazu sprach er folgende Worte: «Durch die Macht des allmächtigen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, und durch die Macht unseres Ranges nehmen wir dir die Amtstracht des Priesters und verstoßen dich aus jeder geistlichen Würde, die du innehast. Auch alle deine Titel seien dir genommen.»
Daraufhin ließ er sich ein kleines, scharfes Schabmesser reichen, mit dem er die Haut von Gottfrieds Daumen und Zeigefingern schälte. Zur Priesterweihe waren diese Finger mit Katechumenenöl gesalbt worden, da sie bei der Messe Brot und Wein berühren würden, den Leib und das Blut Christi. Diese Segnung wurde ihm durch die Wegnahme der Haut wieder genommen.
So auch die Priestertracht. Die Beisitzer halfen, sie ihm vom Leib zu nehmen, sodass er schließlich im Unterkleid in der Kapelle stand. Gottfried schien davon nichts mitzubekommen. Er war wie benommen oder schon nicht mehr diesseits.
Er bemerkte auch nicht den Barbier, der sich im Hintergrund aufgehalten hatte und
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