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Die Kinder des Teufels (German Edition)

Die Kinder des Teufels (German Edition)

Titel: Die Kinder des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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der ihm nun die Tonsur, den priesterlichen Haarkranz, entfernte.
    Crispin wollte das nicht auch noch miterleben müssen. Obwohl er Gottfried nicht kannte, auch dessen Lebenswandel nicht guthieß, tat es ihm im Herzen weh, wie ein Bruder aus der Gemeinschaft verstoßen und in den Tod geschickt wurde. Er ging zur Tür hinaus.
    Vor der Kirche warteten die Knechte Faltermayers bereits, um den armen Gottfried in die Gefängniszelle zu überführen. Crispin würdigte sie keines Blickes.
    Es hatte keinen Sinn, länger auf Antonius zu warten. Eigentlich hätte er ihn an der Pforte des Doms treffen sollen, um der Degradation Gottfrieds beizuwohnen. Aber davor hatte sich der feiste Mönch gedrückt, wohlwissend, dass das Höllenfeuer in dieser Nacht einen Priester verschlingen würde. Vielleicht war es sogar klug von Antonius gewesen, diesem Feuer nicht zu nahe zu kommen.
    So ein Funke konnte leicht überspringen.

[zur Inhaltsübersicht]
    21
    Mitternacht. Hexenflug und Satanskult. Der Teufel ruft zum Seelenraub.
    In der Kirche des angesehenen Ritterstifts zu St. Burkhard war es bitterkalt. Mondlicht, das sich durch die Wolkenwand hatte stehlen können, fiel durch die hohen Fenster herein.
    Ein bedauernswerter Stiftsherr lag der Länge nach auf dem Boden, die Arme ausgebreitet, das Haupt zum Kreuz gerichtet. Er murmelte fiebrig Gebete.
    O Herr, mein Vater, alles ist dir möglich; nimm diesen Kelch von mir.
    Der Teufel an seiner Seite lachte ihn aus.
    Dein Herr, dein Vater, hängt tot am Kreuz.
    Schweige Satan, schweig still im Haus des Herrn!
    Der Teufel verneigte sich vor dem Kreuz, elegant, wie ein Mann von Welt.
    Oh, entschuldigt mein Benehmen, werter Herr.
    Vater unser, der du bist im Himmel …
    Der Teufel ging um ihn herum.
    Dein Himmel wird maßlos überschätzt.
    Weiche von mir, Satanas. Geh weg!
    Er ließ nicht locker, säuselte ihm ins Ohr.
    Alle Reichtümer der Welt will ich dir geben, wenn du dich vor mir verneigst.
    Das Versprechen wollte nicht verfangen.
    Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
    Störrischer, kleiner Pfaffe. Sei kein Dummkopf. Nimm, was ich dir anbiete, und herrsche über deinesgleichen.
    Nein, nein und nochmals nein.
    Und wenn ich auch wanderte durchs Tal der Todesschatten, so fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir.
    Dieser Stiftsherr war widerspenstig. Er sollte eine Lektion erhalten. Satan schnippte mit den Fingern.
    Von ringsum, aus Löchern und Schlitzen, hinter Bänken, dem Tabernakel und dem Beichtstuhl, strömten sie hervor: Ratten, Hunderte, Tausende, und stürzten sich auf den armen Stiftsherren. Sie fraßen ihn bei lebendigem Leib. Er zuckte und schüttelte sich, wollte auf und davon. Aber es half nichts. Der Teufel saß auf seinem Rücken und spielte Flöte.
    Kolk, der Rabe, beobachtete diesen Menschen durchs Fenster, wie er dalag, sich krümmte und wälzte, schrie und wild um sich schlug, als kämpfte er mit jemandem.
    Das musste am Wetter liegen. Schnee war reichlich gefallen und hatte die Geköpften und Gepfählten entlang der Straße nach Höchberg unter einer dicken Schneeschicht begraben. Das machte Kolk hungrig und nervös. Keine Spur mehr von der Trägheit und Gelassenheit eines gefüllten Bauchs.
    Eine Maus rannte über den frischen Schnee. Auch sie war seltsam verwirrt, schlug Haken, wo keine nötig waren, taumelte, blieb liegen.
    Eine Maus zu fangen war Kolk noch nicht gelungen. Sie waren zu schnell für ihn. Doch dieses Exemplar bot sich an wie auf dem Präsentierteller.
    Er erhob sich mit einem Flügelschlag, nicht so leise wie eine Eule, streckte die Krallen nach vorne, glitt, so gut er konnte. Die Maus bewegte sich nicht, was günstig für ihn war. Mit seinem mächtigen schwarzen Schnabel würde er sie töten, sobald sie in seinen Fängen war.
    Noch bevor er die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatte, musste er einsehen, dass er für die Mäusejagd noch immer nicht geeignet war, selbst wenn es sich um ein derart verwirrtes Tier handelte. Aus dem Schatten einer Giebelwand schnellte eine Katze hervor. Mit zwei langen Sätzen stürzte sie sich auf die Maus und biss beherzt zu.
    Einer hungrigen Katze die Beute abtrotzen zu wollen war alles andere als eine gute Idee. Sie würde kämpfen und ihm den einen oder anderen Schlag mit ihren spitzen Krallen verpassen. So brachte er mehr Wind unter die Flügel und drehte ab, hoch hinauf zum Giebel dieses Hauses, wo noch Licht in einem Fenster brannte. Auf dem Sims ließ er sich nieder.
    Jenseits des Fensters

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