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Die Kinder des Teufels (German Edition)

Die Kinder des Teufels (German Edition)

Titel: Die Kinder des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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wurde nicht minder erbittert gekämpft.
    «Wir können das Gesuch des Generalvikars nicht länger ignorieren», beschwor der Prior von St. Burkhard seinen Stiftsbruder Wolf Eberhard von Schanzenfeldt. «Er hat jetzt schon zum dritten Mal angemahnt, dass Ihr Euch den Fragen des geistlichen Gerichts zu stellen habt. Andernfalls wird er Euch gewaltsam vorführen lassen.»
    «Soll er nur kommen», entgegnete Bruder Wolf, der vor einem Krug Wein saß, «ich fürchte ihn und seine Gesellen nicht.»
    Der Prior, die Hände wie zum Gebet gefaltet, flehte ihn an: «So versteht doch, in welche Lage Ihr uns mit Eurem Verhalten bringt, jetzt, nachdem Gottfried von Weyhenstein der Hexerei überführt worden ist.»
    «Gottfried … Was habe ich mit ihm zu tun?»
    «Er ist in einem Zuge mit Euch besagt worden. Der Schatten des Verdachts liegt auf Euch und auf unserem Konvent. Wir müssen dringend …»
    «Pah!», fiel Bruder Wolf ihm ins Wort. Er trank den Becher in einem Schluck leer und knallte ihn auf den Tisch. «Die Schanzenfeldts haben im Heiligen Land gekämpft. Sollen sie doch kommen, die hinterhältigen Schlangen mit ihrem Gift. Ich stelle mich ihnen, aufrecht, wie alle anderen tapferen Ritter meiner Familie.»
    «Niemand stellt Euren Mut und die Verdienste Eurer Familie in Frage. Doch eine Besagung bekämpft man nicht mit Schwert und Morgenstern. Kluges Taktieren …»
    «Geht mir weg mit Eurem Taktieren», fuhr er auf. «Wer Mut hat, stelle sich mir. Alle anderen können mir gestohlen bleiben.»
    Der Prior schüttelte enttäuscht den Kopf. «Hättet Ihr nur ein wenig mehr Verstand, so wie Euer ehrwürdiger Vater.»
    «Ihr wagt es?!»
    Eine weitere Auseinandersetzung war nicht nach Kolks Geschmack. Er machte sich auf und flog davon. Sein Ziel lag jenseits des Mains, der Marktplatz, wo die Händler vielleicht etwas zurückgelassen hatten. Die Chance war gering, aber besser als das, was sich ihm hier bot.
    Unter ihm zog die Mainbrücke vorbei, das Feuer der Torwachen, die Domstraße, verlassen und leer. Erst auf dem Marktplatz, der das Mondlicht auf dem frischen Schnee heller zurückwarf als gewöhnlich, sah er einen Menschen, seltsam gebeugt, taumelnd. Menschen dieser Art waren nicht ungewöhnlich, wenn sie aus einem Gasthaus kamen. Doch nirgends war Licht zu sehen. Er taumelte aus einem anderen Grund. Der Mensch stöhnte vor Schmerz, hielt sich den blutenden Kopf, rief aber nicht um Hilfe. Stattdessen wankte er auf einen Hauseingang zu, klopfte und sank erschöpft zu Boden.
    Kolk ließ auch ihn hinter sich. In einem der Hinterhöfe sah er drei Reiter, die ihre Pferde dem Stallknecht übergaben. Einer der drei war eine Frau, sie trug eine Kopfhaube und ein Kleid. Sie mussten einen langen Ritt hinter sich haben. Die Frau beugte ihren schmerzenden Rücken.
    «Ich hoffe, ihr Halsabschneider haltet, was ihr mir versprochen habt», klagte Lioba, die Hebamme. «Einen Gulden pro Tag, an dem ich nicht arbeiten kann, und zehn Gulden, wenn ihr die kleine Hexe gefunden habt.»
    «Du sollst dein Geld schon kriegen, alte Vettel», schimpfte ein Reiter, der andauernden Tiraden des Weibsbilds müde. «Jetzt geh endlich ins Haus und lass uns in Frieden.»
    Keine zwei Straßen weiter stieg eine Gruppe Kinder, fünf oder sechs, über eine Mauer. Ihr Ziel war ein Gehöft mit offen stehenden, teils zerbrochenen Fensterläden. Eines der Tore wurde von innen geöffnet.
    «Los, beeilt euch», rief ein Junge und winkte sie herein. Kind für Kind verschwand in dem Gebäude, bis das Tor wieder geschlossen und ein Riegel vorgeschoben wurde.
    Kolk landete hinter der Mauer im Hof. Die Fußstapfen waren tief und zahlreich. Er hüpfte von einem zum anderen, schaute, ob ein Kind etwas hatte fallen lassen.
    Die Spuren führten zu einem Kellerloch. Ein verführerischer Geruch drang herauf. Löcher und Tunnel waren nicht nach Kolks Geschmack. Wer konnte schon wissen, was sich darin verbarg.
    Der Hunger hatte aber seine eigenen Gesetze, und so hüpfte Kolk hinein. Hier drin war es finster. Er sah nicht, wohin er hüpfte, spürte aber zwischen seinen Krallen etwas, das sich nach kleinen Knochen anfühlte. Der Schacht war nicht lang, aber überraschend … tief. Er stürzte hinab und spreizte seine Flügel. Doch es half nichts, die nahen Wände unterbanden jeden Versuch, sich aus eigener Kraft zu befreien. So rauschte er weiter in die Tiefe, bis er auf einem Berg modriger Säcke landete. Dort schüttelte er sein Gefieder, schaute, wo er sich befand.
    Am

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