Die Kinder des Teufels (German Edition)
begehst.»
«Ich mache schon keinen …»
Er ließ sie nicht aussprechen, nahm sie an die Hand und führte sie zum Suppenkessel. «Setz dich.»
Kathi seufzte.
Volkhardt reichte ihr eine Holzschüssel mit heißer Suppe. Sie roch verführerisch gut und war vor allem warm.
Der Zwischenfall in der Apotheke ließ Volkhardt noch immer keine Ruhe. «Und du weißt nicht, wer das gewesen sein könnte?»
«Es war dunkel. Otto und Wilhelm glauben aber, den Mann verletzt zu haben. Er war dick, hatte Kraft und stöhnte laut auf.»
Apropos Otto. Wo steckte er eigentlich? Sie schaute sich um und sah ihn mit Wilhelm, Georg und Adam auf leeren Weinfässern sitzen. Sie erzählten sich Geschichten von ihren Abenteuern, fuchtelten mit ihren Messern herum, stellten Kämpfe nach und posierten wie glorreiche Ritter. Jungs, seufzte Kathi. Aber dann erkannte sie auch, dass sich Otto richtig wohl fühlte. Bei ihnen war er nicht mehr länger nur der Lehrling eines ausbeuterischen Schmieds, sondern ein ebenso wagemutiger Abenteurer wie sie.
Und wo war Barbara? Sie lag mit Säcken eingewickelt in einer ruhigen und trockenen Ecke des Weinkellers und schlief. Der Tee, den sie ihr gemacht hatte, begann zu wirken. In ein paar Tagen würde sie wieder zu Kräften gekommen sein. Dann konnten sie besprechen, wie es mit ihr weiterging. Sollten sie den Meister bitten, ob er Barbara wieder aufnahm? Auf keinen Fall. Dieser Menschenschinder hatte sie bei eisiger Kälte vor die Tür gesetzt. Er würde es bei nächster Gelegenheit wieder tun. Da war sie sich sicher. Am besten wäre es, Barbara würde sich um Michael kümmern, solange sie die Kinder mit ihren Kräutern, Salben und Tinkturen behandelte. Bis dahin machte das andere Mädchen eine gute Figur. Sie hatte sich neben Michael gelegt, hielt ihn fest im Arm und sang ihm Lieder vor.
«Die Apotheke gilt als verflucht», antwortete Volkhardt und holte sie damit aus ihren Gedanken zurück. «Niemand traut sich da mehr rein. Es muss also jemand gewesen sein, der sich darum nicht scherte. Glaubst du, er war überrascht, euch anzutreffen?»
«Schon möglich.»
Die Suppe schmeckte lecker und machte sie wohlig müde. Jetzt eine Stunde schlafen … dagegen hätte sie wahrlich nichts einzuwenden gehabt. Ein Gähnen erfasste sie.
Es entging Volkhardt nicht.
«Du solltest dich ausruhen.»
«Später.» Sie gab ihm die Schüssel zurück. «Danke, das war köstlich.»
«Vielleicht sollte ich in die Apotheke zurück und schauen, ob er noch da ist.»
«Besser nicht. Womöglich hat er Verstärkung geholt.»
Sie erhob sich. Aber da war noch etwas, was sie mit Volkhardt besprechen wollte.
«Wilhelm hat gesagt, dass er den Grund für die Teufelskrankheit kennt.»
Er hätte eigentlich überrascht sein sollen.
«Ich würde nicht so viel darauf geben.»
«Warum nicht?»
Er flüsterte. «Er ist gerne wichtig. Verstehst du?»
Ja, das tat sie. Allerdings hatte er auf sie nicht gerade den Eindruck gemacht, als wollte er nur prahlen.
Aber das musste warten. Die Kinder erwarteten sie.
«Ich gehe wieder an die Arbeit.»
Volkhardt schaute ihr kopfschüttelnd nach. «Wenn du so weitermachst, wirst du bald selbst krank sein.»
«Dafür habe ich keine Zeit», erwiderte sie lächelnd.
Der nächste Patient stand bereit. Es war ein Junge, kaum älter als sie, in halbwegs intakter Kleidung. Er konnte noch nicht so lange bei den Schwarzen Banden sein. Er wirkte mürrisch und zeigte ihr seinen geschwollenen, mit blauen Flecken übersäten Arm.
«Was ist passiert?»
«Die Knechte des Bischofs kamen zu uns in Haus.»
«Was wollten sie von euch?»
«Sie suchten nach dem Teufelskind.»
Das Wort Teufelskind traf sie wie ein Blitz. Mit einem Mal war alle Müdigkeit verflogen.
«Was ist mit diesem Kind?», fragte sie vorsichtig.
«Sie haben alles auf den Kopf gestellt, obwohl wir nichts zu verbergen hatten.»
Ein Mädchen pflichtete ihm bei.
«So war es auch bei uns. Die Knechte haben alles kurz und klein geschlagen.»
Der Junge fuhr fort: «Als sich mein Vater ihnen in den Weg stellte, haben sie ihn geschlagen und meine Mutter vors Haus gezerrt. Von uns Kindern wollten sie wissen, wo dieses verflixte Kind ist. Sie haben auch uns geschlagen …»
«… und meinen Oheim getötet.»
Wer hatte da gesprochen? Kathi schaute die Reihe entlang. Ein Junge trat hervor.
«Das ist allein die Schuld dieser Teufelsmutter. Wenn sie nicht gewesen wäre, würde meine Schwester noch leben.» Er spuckte zu Boden. «Verflucht
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