Die Kinder des Teufels (German Edition)
Frieden und tut Buße, denn die Zeit des letzten Gerichts kommt bald.»
Er spendete den Segen und schlug das Kreuzzeichen. «Es segne euch der allmächtige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.»
«Dank sei Gott dem Herrn.»
Julius Franz entließ das Kirchenvolk, allerdings war die Angelegenheit damit noch nicht beendet. Sie hatte gerade erst begonnen. Die hohen Türen des Kiliansdoms wurden geöffnet. Herein kamen zwei Knechte. Sie hatten mittlerweile jeden Respekt vor Geistlichen und dem Schutz, den eine Kirche bot, verloren.
«Julius Franz von Fischen», rief ein Knecht quer durchs Kirchenschiff, «im Namen des geistlichen Gerichts und seines Vorsitzenden Dr. Riedner sollt Ihr uns in die Kanzlei des Bischofs folgen.»
Julius Franz glaubte seinen Ohren nicht zu trauen, genauso wenig wie es die Kirchengänger taten. «Was erlaubt ihr euch?»
Die beiden Knechte antworteten auf ihre Art. Sie nahmen ihn kommentarlos in ihre Mitte und führten ihn ab.
Einige der Kirchgänger protestierten, gingen dazwischen und zogen sogar ihre Dolche, die sie auch in einer Kirche mit sich führten. Julius Franz wies sie alle zurück, und das in bester jesuanischer Manier.
«Steckt eure Schwerter weg! Denn wer das Schwert zieht, der soll auch durchs Schwert umkommen. Beruhigt euch. Es wird sich alles als ein großer Irrtum herausstellen.»
Doch Julius Franz war nicht der Erste, der sich im Gespinst der Hexereianklagen verfangen sollte.
Vom Kiliansdom zur Kanzlei des Bischofs waren es nur ein paar Schritte. Als Riedner die Knechte erblickte, wie sie Julius Franz zur Befragung vorführten, seufzte er. Weniger aus Mitleid, mehr aus Verwunderung, dass nun selbst ein Günstling des Bischofs besagt worden war. Und das von einem Wetterstein. Eine Fehde der beiden Familien war nun unvermeidbar.
Was würde der Bischof davon halten, wenn er in seine Stadt zurückkehrte und Julius Franz im Kerker vorfand?
Er, Riedner, hatte sich nichts vorzuwerfen. Die Sachlage war eindeutig: Justus Franz war von Gero von Wetterstein des Teufelsbundes angeklagt worden. Gestützt wurde die Anklage von zwei Studenten aus dem unmittelbaren Umfeld des Theologieprofessors.
Es blieb ihm gar nichts anderes übrig, als ihn vorführen zu lassen. Gespannt war er lediglich, wie sich der noble Domherr zur Anklage äußern würde.
«Ihr, Julius Franz von Fischen, Domherr und Professor der Theologie, seid dem Bund mit dem Teufel bezichtigt worden.»
Justus Franz hielt dagegen, aufrecht und selbstbewusst.
«Das ist eine infame Unterstellung.»
Natürlich, wie bei jedem anderen Angeklagten auch. Fraglich war einzig, wie lange er standhalten würde.
«Euch wird vorgehalten …»
In die Anklageverlesung platzte Crispin. Er war den langen Weg von seinem Gasthaus hergeeilt, war außer Atem und außerdem viel zu spät. «Verzeiht die Störung, werter Generalvikar. Wo kann ich Bruder Antonius finden?»
Riedner schaute ihn verärgert an. Er schätzte es gar nicht, wenn er unterbrochen wurde.
«Unten in den Kerkern», flüsterte Erthel ihm zu.
Crispin nickte dankbar. Beim Hinausgehen sah er diesen Priester auf dem Schutzstein stehen, im Ornat und mit zornigem Gesicht, sich heftig gegen die Vorwürfe wehrend.
«Lüge. Lüge. Lüge.»
Die Schlinge zog sich immer weiter zu, dachte Crispin. Das war nun der wievielte Angeklagte des geistlichen Standes? Es musste mittlerweile ein ganzes Dutzend sein. Im Gasthaus und auf den Straßen sprach man über nichts anderes als den Teufeln in Messgewändern . Wo sollte das noch hinführen?
«Die Wettersteins sind böswillige Schlangen. Ihr werdet doch nicht diese ungeheuerlichen Vorwürfe gegen einen von Fischen ernst nehmen?»
Auf den Stufen zum Kellergewölbe kam Crispin der beißende Gestank von Schweiß und Fäkalien entgegen. Er hielt sich den Ärmel vor Nase und Mund, atmete flach.
In der ersten Kerkerzelle war eine Gruppe junger Männer untergebracht, im eigentlichen Sinn waren es Jugendliche, zum Teil in vornehmen Kleidern. Einige beteten mit dem Rosenkranz in der Hand auf Knien, der Kerkerwand zugewandt, die anderen verfolgten Crispins Schritte an den Gitterstäben, bittend, flehend, er möge ein gutes Wort für sie einlegen. Sie seien unschuldig, verführt, von ihrem Lehrer betrogen worden.
Doch Crispin konnte ihnen nicht helfen. Sie waren dem geistlichen Gericht überstellt worden, und das handelte im Auftrag des Bischofs. Selbst er, ein Gesandter des Heiligen Stuhls, konnte da nichts
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