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Die Kinder des Teufels (German Edition)

Die Kinder des Teufels (German Edition)

Titel: Die Kinder des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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«Warum haben sie das getan?»
    Otto zuckte mit den Schultern. «Ich weiß nicht.»
    Sie war sich nicht sicher, ob er ihr etwas vormachte, denn sie ahnte den Grund: Sie haben alle nur wegen dir getötet, der Kinderhexe mit dem Teufelsbalg.
    Wäre sie doch niemals in diesen Keller gegangen.
    «Ich werde noch heute nach ihm suchen», beteuerte Otto, «und ihn befreien. So wahr ich hier sitze.»
    Kathi schniefte, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
    «Du kannst nichts gegen die Knechte ausrichten.»
    Seine Entscheidung war getroffen. «Das bin ich ihm schuldig. Er hat sich zwischen mich und einen Knecht geworfen. Andernfalls hätte er mich getötet.» Er wies mit dem Kopf auf die Wunde am Arm. «Und jetzt verbinde mich endlich.»
    So kannte sie Otto gar nicht, diese Überzeugung, diese Vehemenz. Was machte der Tod nur mit ihnen? Otto war gewillt, sich ins Verderben zu stürzen.
    «Sei vorsichtig, hörst du?»
    Otto nickte nur. Dann fischte sie mit einem Holzlöffel das Tuch aus dem heißen Wasser, ließ es abkühlen, wrang es aus und legte es Otto um den Arm. Mit einem Streifen Stoff aus ihrem Rock band sie es fest.
    «Danke.» Er zog die alten, blutverschmierten Sachen wieder an. «Ich gebe dir Bescheid, wenn ich ihn gefunden habe.»
    Kathi erwiderte nichts. Sie wusste, dass sie es ihm nicht ausreden konnte, und wenn sie ganz ehrlich war, hoffte sie auch, dass er ihn finden und befreien würde. Er öffnete das Fenster und stieg über das Dach. Nach ein paar Schritten verschwand er im Dunkel.
    Sie stand noch einige Zeit am Fenster und sah ihm nach. Dann war es höchste Zeit, sich um Michael zu kümmern. Er war die ganze Zeit über auf dem Bett gelegen, hatte gestöhnt und sich gewunden. Armer Kerl.
    Jetzt musste sie Tee kochen und ihm kalte Wickel auflegen, damit das Fieber endlich sank. Während sie das tat, dachte sie an die Begegnung mit Crispin. Im ersten Moment, als er sie im Beichtstuhl gefunden hatte, hatte sie gedacht, sie sei verloren. Doch dann zeigte sich, dass ihre Sorge unbegründet war. Er war freundlich und hilfsbereit gewesen.
    Nachträglich gesehen, eine glückliche Fügung. Denn mit Michael war an eine Flucht nicht zu denken. Er brauchte Ruhe und ein warmes Heim. Dieser Mönch hatte ihr das ermöglicht, nicht wissend, dass Michael die meistgesuchte Person in der Stadt war. Sie konnte nur auf einen glücklichen Ausgang hoffen, nicht auszudenken, wenn noch jemand wegen ihr sterben musste.
    Merkwürdig war jedoch, was der Mönch in der Kirche gebetet hatte.
    Mea culpa , meine Schuld.
    Indulgere omnia peccata mea, Vergebung für alle meine Sünden.
    Was hatte er Schlimmes getan? Bereute er etwa, was er den Eltern angetan hatte, denen er das Kind raubte?
    Zu wünschen war es ihm. Viel Kinderblut war in den letzten Tagen geflossen. Eine Schande und ein Frevel zugleich.
    Das Teewasser war fertig. Sie brühte damit die Kräuter aus der Apotheke auf, ließ sie ziehen und kühlte das Gebräu schließlich mit Schnee vom Dach des Gasthauses. Das restliche heiße Wasser vermischte sie abermals mit Schnee, um die richtige Temperatur für die Wickel zu bekommen. Diese legte sie Michael dann auf Arme und Beine.
    Es dauerte eine Weile, bis die Wirkung einsetzte. Er atmete von Minute zu Minute ruhiger. Dem Himmel sei Dank. Wenn nun auch die Kräuter ihre heilende Wirkung entfalteten, würde es ihrem Brüderchen morgen schon besser gehen.
    Die Anspannung fiel von ihr ab. Das Bett sah bequem aus, sie würde sich einen Augenblick hinlegen und erholen. Es war ein anstrengender Tag gewesen.
    Sie dachte an Volkhardt. Wie erging es ihm jetzt?
    Würde Otto es schaffen, ihn zu befreien?
    Gelegenheit für weitere Fragen fand sie nicht mehr. Der Schlaf nahm sie im Handstreich.

    Kathi erwachte erst wieder vom Weinen Michaels. Als sie die Augen aufschlug, sah sie Crispin neben ihr und Michael auf dem Bett sitzen. Sie zuckte unwillkürlich zurück.
    «Was macht Ihr hier?»
    «Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken.»
    Crispin wirkte müde und erschöpft. Das schmale knochige Gesicht, die von dunklen Rändern eingefassten Augen und der lange graue Spitzbart ließen ihn alt erscheinen, so alt, wie sie sich Methusalem vorstellte, den Großvater Noahs, der an die tausend Jahre alt geworden war.
    Sie richtete sich auf, nahm Michael an die Brust und wiegte ihn.
    «Habt Ihr mich beobachtet?»
    Er bemühte sich um ein Lächeln. «Ein wenig, ja.»
    «Wieso tut Ihr das?»
    «Ich wollte nur sehen, ob es dir und deinem Kind

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