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Die Kinder Paxias

Die Kinder Paxias

Titel: Die Kinder Paxias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Feder
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gelingen.
    Ihre tauben Finger schienen ihr immer weniger zu gehorchen, ließen sich nicht einmal mehr krümmen. Auch nahm sie nun erst das konstante Pochen und Zucken innerhalb ihrer Gliedmaßen wahr, das elektrischen Entladungen glich.
    Es war nicht länger Angst, was ihren Körper zum Vibrieren brachte.
    Grauen trübte ihren Blick, mit dem sie, in ihrer eigenen Hilflosigkeit gefangen, auf das sichtbare Zucken unter ihrer Haut starrte, als gehörte der Körper einer Fremden und sie war nichts weiter, als eine Beobachterin.
    Eine äußerst verstörte Beobachterin, die sich ihrer Umwelt nicht länger bewusst schien.
    Saya arbeitete schnell.
    Weder Umstände machend, noch weitere Worte verlierend, die sowieso ihr Ziel nicht erreichen würden, legte sie selbst Hand an das Mädchen und befreite es von ihrem Schuhwerk.
    Cecil stand nicht untätig daneben. Nachdem er sich von der Haltevorrichtung befreit hatte, mit der er Kaeli die letzte Strecke zum Gipfel getragen hatte, hockte er sich neben die Gelehrte und berührte Kaeli sanft an der Schulter, aber das Mädchen reagierte in keinster Weise.
    „Sie steht unter Schock“, die wahrnehmbare Sorge in seiner Stimme, ließ Saya kurz aufsehen. Gerade genug, um ihn abschätzend zu mustern. Ihre gewonnenen Erkenntnisse resultierten in Akzeptanz, wie ihr Nicken bewies.
    „Ich weiß. Aber Kaeli ist stark, den Beweis habe ich hier vor mir.“
    Unter Cecils beobachtender Haltung, reinigte sie die zahlreichen Kratzer, Abschürfungen und aufgerissenen Blasen – vor allem in Kaelis Handflächen. Sorgfältig bestrich sie diese mit einer heilenden Paste, die nach Mayas Versicherung ebenso schmerzlindernd wirkte. Eine Tatsache, die Saya mit jedem Widerstand, der in ihr lebte, davon abhalten würde, diese bei sich selbst einzusetzen. Nur zu gut erinnerte sie sich an ihre Erfahrung im Reich des Himmels.
    Eine andere Salbe, die die Hautregeneration beschleunigen sollte, verteilte sie auf einer Kompresse, die sie mit einem Verband an Kaelis Handflächen befestigte.
    Erst dann wandte sie sich den Beinen zu, die wesentlich schlimmer zugerichtet waren. Kaelis Knie schienen nur noch aus einer blutigen Masse zu bestehen, die mit Schmutzpartikeln und Steinchen durchsetzt war.
    Saya kannte die Gefahren von Wundbrand und Blutvergiftungen gut genug, um akribisch Partikel um Partikel zu entfernen und eine gründliche Spülung der entzündlichen Stellen vorzunehmen, in der Hoffnung, mit diesem Vorgehen einer Eiterbildung ausreichend vorzubeugen.
    Cecil half ihr, indem er sie mit den nötigen Werkzeug versorgte und ihr alles anreichte was sie benötigte, bevor sie danach greifen musste.
    Die Prozedur verlief schweigend, aber die Ruhe war friedlicher Natur und nur von Konzentration geprägt.
    Kaeli selbst schien nichts von den Aktivitäten wahrzunehmen. Zumindest war es das, was Saya sich für sie wünschte, da sie die Qualen, die das Mädchen peinigen mussten, oft genug selbst erlebt hatte und demnach sehr wohl einschätzen konnte. Aber nichts in der Miene Kaelis verriet ihr tatsächliches Leiden. Ihr Schock musste die Nervenbahnen ihres Hirns verwirrt haben. Anders ließ sich dieses teilnahmslose Dulden nicht erklären.
    Saya war entschlossen, diesen Zustand zum Vorteil des Mädchens zu nutzen und beeilte sich, die Knie analog zu den Händen zu behandeln und zu verbinden.
    Erst als sie vorsichtig die Bandage entfernte, die Kaeli am Vorabend selbst um ihre Füße und Fußknöchel angelegt hatte, reagierte diese mit einem gurgelnden Laut.
    Ihre Augen klarten auf, wie die See nach einem heftigen Sturm und hefteten sich hilflos auf Saya. Brennende Schmerzen und peinigende Unsicherheit trieben Tränen in ihr empor, dass ihr Blick verschwamm.
    Cecil neben ihr keuchte auf, als er der blanken Füße gewahr wurde, die Saya in diesem Moment leicht hob, um sie besser begutachten zu können.
    Nässende Blasen, die ihre Ursache in den Strapazen der vergangenen Tage fanden, hatten sich in gefährlich gerötetes, an einigen Stellen eiterndes rohes Fleisch ohne schützende Haut verwandelt. Einige Fetzen bedeckten lediglich noch den Spann und drohten sich in Kürze ebenso abzulösen.
    „Wie war es dir physisch möglich, damit noch zu laufen – geschweige denn zu klettern“, entfuhr es Cecil fassungslos. Instinktiv, aus einem Beschützerinstinkt heraus, legte er seinen Arm um das kindliche Wesen.
    Der ungewohnte Trost umfloss Kaeli wie eine warme Strömung und ließ ein eigenartig aufregendes Gefühl in ihr

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