Die Kinder Paxias
Maya hat dies instinktiv gespürt, sich nur nicht auf ihre Wahrnehmung einlassen gewollt.
Verständlich, da selbst Gareth von seltener Unentschlossenheit bezüglich Eurer Anwesenheit gewesen ist.
Doch ich fühlte auch Euer Bestreben, Eure Mission zu erfüllen. Von Kaeli weiß ich, dass diese mit mir in Verbindung steht.
Ich schlage vor, wir setzen uns zu den anderen und dann höre ich Euch zu.
Ich gestehe, ich bin auf Eure Geschichte gespannt.“
Saya bewies ihre Bereitschaft, indem sie den Platz neben Kaeli einnahm. Bei ihrem anerkennenden Nicken, mit dem sie Kaelis zuverlässige Vorarbeit honorierte, atmete das Mädchen erleichtert auf. Ein strahlendes Lächeln erhellte ihre Augen.
Gareth Zustand beschrieb sich ähnlich. Er wirkte, als wäre eine Bergeslast von seinen Schultern gefallen. Doch er forderte den Fokus seiner Gemahlin nachdem diese an seiner Seite ankam. Ungeachtet der anderen Anwesenden umfasste er ihre Wangen und legte seine Stirn an ihre.
„Tu' mir das nie wieder an“, dem rauen Befehl folgte ein sanft tastender Kuss, der von Sanjo bereitwillig erwidert wurde. Ihre Hände verschränkten sich ineinander nachdem sie voneinander abließen und Sanjo sich erwartungsvoll der Gelehrten zuwandte.
Saya begriff diese Aufforderung.
„Nach dem Verschwinden der Sterne aus Paxias Firmament, entstanden diverse Unruhen unter uns Wächtern. Krieger, die nach einem Feind lechzten, den sie bezwingen konnten und Gelehrte, die Zeit verlangten, in den Überlieferungen nach Erklärungen zu suchen, um Ursachenforschung zu betreiben.
Aktionismus gegen Besonnenheit.
Physik gegen Geist.
Die körperliche Überlegenheit der Krieger, führte unaufhaltsam zu einem Ungleichgewicht. Die Reihen der Gelehrten lichteten sich. In feiges Schweigen zu verfallen, entspricht nicht unserer Art.
Bevor die Situation endgültig eskalierte, berief der Älteste eine Ratsversammlung, in der die Erfahrung Stimme finden sollte – nicht der Überschwang.
Es entstand eine Diskussion, in der Euch als Dämonenherrscherin die Schuld an unserem Verlust zugewiesen wurde, da Ihr als mächtigstes Wesen Paxias Sagenwelt geltet.
Allein mein Mentor und ich glaubten dies nicht. Wir hatten uns viel intensiver mit Eurer Geschichte befasst, da die Erforschung Eures Wesens lange Zeit Kern unserer Arbeit war. Leider verstarb mein Mentor kurz vor der Versammlung und konnte nicht, seines höheren Ranges entsprechend, wirksamer für unsere Überzeugung eintreten, als es in meinen Kräften stand.
Dennoch gelang es mir, die Unterstützung des Rates zu erhalten, nachdem ich Eure Unsterblichkeit als Hindernis für eine kriegerische Beseitigung Eurer Person erwähnt hatte.
Sie gestatteten mir, Paxia zu bereisen, um Euch aufzuspüren und Euren Rat zu erfragen – vielleicht sogar Euch als Verbündete zu gewinnen.
Nun bin ich am Ziel angekommen und erbitte Eure Hilfe.
Was wisst Ihr über diese Geschehnisse, die zunehmend Paxias Gleichgewicht zerrütten?
In meiner Vorstellung können hier keine guten Mächte am Werk sein, diese Fähigkeiten besitzt keins der anderen Kinder Paxias. In der letzten Zeit kam mir auch zunehmend der Verdacht, dass vielleicht sogar Ihr Eure Kontrolle über die Dämonen verloren habt – so wie dies bei den anderen Völkern auch passiert ist.
Sagt mir, Sanjo, kann meine These richtig sein?“
Sanjos Blick richtete sich eine Weile nachdenklich ins Leere nachdem Saya geendet hatte. Die Rede war ungewohnt lang für die Gelehrte gewesen, ihre Stimme fühlte sich eine wenig rau in der Kehle an.
Sie hatte sich bewusst zu ihrer Ausführlichkeit gezwungen, um Sanjo so umfangreich wie möglich einzuweihen. Ihre Kooperationsbereitschaft ließ sich durch keine Gewalt erzwingen. Saya war auf ihre Freiwilligkeit angewiesen.
Bevor Sanjo ihre Erwiderung begann, tauschte sie nochmals einen Blick mit Gareth, dessen Botschaft auch dieses Mal für die Außenstehenden unverständlich blieb.
Doch ihre Hände lösten sich voneinander, während Sanjo eine bequemere Sitzposition einnahm, ein Bein angewinkelt, auf den anderen Fuße setzte sie sich, die Lehne für ihren Rücken nutzend. In dieser Haltung wirkte sie sehr jung, fast verletzlich – nicht wie die mächtige Herrscherin, die sie war.
Saya begann sich zu fragen, ob diese Sanjo nicht viel echter war und ihr Titel eine tarnende Rüstung. Vermutlich lag die Wahrheit irgendwo dazwischen. Sie gab die Verfolgung dieser Idee auf und konzentrierte sich wieder auf die Erwartung Sanjos
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