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Die Kinder Paxias

Die Kinder Paxias

Titel: Die Kinder Paxias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Feder
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Janos hinausbefördert hatte – den Dolch, der nach ihrer Niederlage auf dem Boden in Vergessenheit geraten war, aufzunehmen und unter ihrem Kissen zu verstecken.
    Es war eine Erleichterung für sie, dabei zu erkennen, dass die Drogen keine bleibenden Schäden nach dem Schwinden ihrer Wirkung verursacht hatten. Ihre Geschwindigkeit bei dieser Aktion war ihr Beweis genug, dass jede Muskelbewegung ihres Körpers wieder ihrer Kontrolle unterlag.
    Kontrolle war wichtig.
    Wichtig genug, dass sie nun mit der Waffe in der Hand unter ihrer Decke lag, auf die sie unter anderen Umständen gerne verzichtet hätte, da sie einen unnötigen Ballast darstellte. Im Augenblick besaß sie allerdings als schützendes Versteck absolute Notwendigkeit. Die Zeit und ein bestimmtes Ereignis brachten ihr die Erkenntnis ob der Richtigkeit ihrer Entscheidung auf Ruheverzicht.
    Das Ereignis erschien in Form eines leisen Knarrens, fast lautlosen Schritten und einem kaum wahrzunehmenden Klicken, das sie eindeutig einer schließenden Tür zuordnen konnte. Sie war nicht mehr allein im Raum.
    Ihre Hoffnung, es handelte sich bei dem unangemeldeten Besucher um Colia, konnte keine Bestätigung finden. Weder der Geruch verschiedenster Kräuter, der der Medizinerin anhaftete und jeden Raum, den sie betrat, erfüllen zu schien, noch ihre eigene Art, die Füße voreinander zu setzen, war zu vernehmen, so dass Saya sich veranlasst sah, den Dolch, alle Muskeln anspannend, fester zu umschließen und sich schlafend zu stellen.
    Wer auch immer die Unverfrorenheit besaß, wie ein gemeiner Mörder in dieses Gemach einzudringen und sich ihr mit welcher Absicht auch immer zu nähern, würde ihren Zorn zu spüren bekommen. Diesmal war niemand da, der sie aufhalten konnte, niemand, der sie ihrer Sinne beraubte.
    Sie war bereit für ihren Gegner.
    Einer Sternwächterin begegnete man nicht im Hinterhalt.
    Mit entschlossener Beharrlichkeit erwartete sie sein Herannahen, bereits vermeinte sie seinen Atem hören zu können.
    Dann spürte sie einen warmen Luftzug, fast wie ein Hauch.
    Eine leise Ahnung über die Identität des Feindes stieg in ihr auf, steigerte ihre innere Wut, so dass sie nur mühsam ein Zittern unterdrücken konnte.
    Wie konnte er es wagen!
    Hatte sie ihm mit ihren Reaktionen auf verschiedene Verhaltensformen, nicht deutlich genug zu verstehen gegeben?
    Es war nicht ihre Art Drohungen auszusprechen. Ihre Worte setzte sie stets nur zu gern in die Realität um.
    Und sie würde an diesem Ort, zu diesem Zeitpunkt, mit Sicherheit keine Ausnahme machen.
    Mit der Geduld einer sorgfältig ausgebildeten, erfahrenen Kampfnatur – ihr Verstand zu ausgeprägt, in dieser Situation einem reflexartigen Impuls zu folgen, dessen Unbedachtheit jeden kriegerischen Akt zum sicheren Scheitern verurteilen würde – wartete sie reglos ab.
    Ihr inneres Auge funktionierte als Beobachter mit der Vorstellungskraft intensiv erlebender Sinne, deren Zusammenspiel ihr Sehvermögen wirkungsvoll ersetzten.
    Dann erschwerte sich ihre Ruhestätte durch die Last eines Körpers, so dass das Nachgeben der Matratze sie ihre harrende Position verlieren ließ und sie unwillkürlich - aber nicht zu ihrem Nachteil - näher an den Eindringling brachte.
    Ein leiser Geruch ging von ihm aus und nahm ihre Sinne als einprägsame Erinnerung gefangen. Ungewöhnlich klare, erfrischende Luft, ungetrübt von jeglichen Fremdeinflüssen, gereinigt von einem stürmischen Regenschauer, der Paxia von allen störenden Einwirkungen befreite. Befreite, durch die Macht Unheil verkündender aber auch vor Unheil bewahrender schwarzer Wolken und den aus ihnen geborenen, wild prasselnden Wassermassen. Ihr einziges Bestreben, die Aufnahme in den Sog des Mutterbodens, um von dort aus ihren Kreislauf aufs Neue zu beginnen.
    Für einen Augenblick hielt Saya die Auswirkungen der Intensität dieses Bildes in ihrem Inneren, für die Ursache der deutlicher werdenden Wahrnehmbarkeit des sie umgebenden Duftes. Ein Irrtum, den sie in ihren Gedanken nicht zuließ Fuß zu fassen.
    Eine für einen Krieger nutzlose und für einen Verräter gefährdende Wärme, die ihr bei Berührungen der Haut ihrer Gastgeber aufgefallen war, brachte sie vielmehr zu der Erkenntnis, dass sich ein Körperteil ihrem Gesicht näherte. Ein Arm mit großer Wahrscheinlichkeit, da die Atemzüge in unveränderter Entfernung für ihr momentan sensibilisiertes Gehör deutlich zu vernehmen waren.
    Ihre Lippen - der Fokus der Hitze verriet ihn, noch bevor er

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