Die Kinder Paxias
alltägliches Ereignis ist, jemandem wie dir zu begegnen. Und dann noch zu erfahren, du bist unsterblich. Das war ein Schock für mich.“
Saya musste den unleugbaren Wahrheitsgehalt akzeptieren. Ihr zwar widerwilliges aber wesentlich aggressionsschwächeres Nicken, demonstrierte es ihm.
Sie ging sogar noch einen Schritt weiter, indem sie erstmals Interesse als Status Gelehrte zugab.
Sie wollte abschätzen inwieweit er ihrer Wissensgewinnung nützlich wäre – abgesehen von seiner Position als stellvertretender Herrscher eines fremden Sagenvolkes.
„Dann bist du sicher sehr alt?“
Sie sah das unterdrückte Lachen in seinen Augen, nicht wissend, dass dies eine Konfrontation mit seiner eigenen ersten Frage bedeutete, die sich ihm immer wieder aufdrängte, seit sie diesem unfähigen Janos die Tatsache ihrer Unsterblichkeit entgegengeschleudert hatte.
Doch bevor sie sich darüber klar werden konnte, ob er sie mit diesem Blick verhöhnen wollte und sie damit ihrer Verachtung und ihrer Aggression erneut einen Grund gab, in ihr mächtig zu werden, verschwand dieser Ausdruck aus seiner Miene.
„Ich schlage dir einen Handel vor.“
„Einen Handel?“, ihre ablehnende Haltung beeindruckte ihn scheinbar wenig, tatsächlich ignorierte er sie, indem er achtlos über ihre Bemerkung hinwegging.
„Ich beantworte dir jede Frage für eine Gegenleistung. Meine Verletzungen müssen behandelt werden, dazu bist du sicher in der Lage. Wer so gut mit seiner Kraft und einer Waffe umgehen kann, der weiß auch die Folgen zu reduzieren.“
Das Misstrauen schwand aus ihrem Blick, während sie den schmerzgepeinigten Körper ihres Widersacher-Gastgebers abschätzend betrachtete.
Die Wunde sah gefährlich genug aus, dass sie das Risiko des Fiebers nicht verleugnen konnte. Im Moment war er durch den hohen Blutverlust eher einer Unterkühlung nah, aber das konnte schnell in das Gegenteil umschlagen, falls eine Entzündung das verletzte Fleisch faulen lassen sollte. Auch für seinen Arm bestand mittlerweile höchste Notwendigkeit, an seinen korrekten Platz zurückzukehren, um einer eventuellen späteren Unbrauchbarkeit vorzubeugen.
Unsterblich oder nicht – er war nicht unverwundbar.
Es war wirklich an der Zeit für eine heilende Versorgung. Und sie war dazu imstande, wie er richtig vermutet hatte.
Es widerstrebte ihr zwar, aber auf der anderen Seite musste er sofort Colia aufsuchen, falls sie sich weigerte, und das würde bedeuten, ihre Fragen standen in der Gefahr unbeantwortet zu bleiben. Oder sie musste sich zumindest lange gedulden. Nicht eben ihre Stärke.
Mit dieser Entscheidung in der Waagschale, zog sie sich endgültig von ihm zurück, kniete sich ihm gegenüber und wartete schweigend ab, bis er sich nicht ohne Mühe, aber mit einer erstaunlichen Kraft, an dem Sessel neben ihrem Bett in eine halb sitzende Position aufgerichtet hatte.
Die ihn noch immer umschlingende Decke, schleuderte er dabei mit einer einzigen Bewegung seines gesunden Arms aus ihrer beider Reichweite.
Saya nutzte diese Zeit seiner Ablenkung, den Zustand seines Schultergelenks zu prüfen – ihr reichte ein kurzer Blick.
Der Ruck des Einrenkens erfolgte in der gleichen Geschwindigkeit und mit dem gleichen Geschick routinierter Erfahrung, wie das eigentliche Verursachen des Schadens.
Diese gesamte Prozedur geschah in Bruchteilen eines Augenblicks - für Iain also absolut unerwartet. Aber er überraschte sie mit seiner Reaktion. Sie wusste am eigenen Körper, wie anstrengend und unerträglich schmerzhaft eine solche Aktion war, deshalb rang er ihr einiges an erwachendem Respekt ab, als einzig ein Aufkeuchen, das auch als Überrumpelung zu interpretieren war, Zeugnis ablegte für ein erfolgtes Geschehen, welches über eine gewöhnliche Berührung hinausging.
Eine Manifestation dieses Gefühls, ließ sie allerdings nicht zu, sie bevorzugte den Fortschritt im Thema.
Ebenso wie er, wie sie durch seine ruhig abwartende Haltung begriff. Diese, zusammengefasst mit seiner, eines Kriegers würdigen Fähigkeit Schmerz zu ertragen, gab ihr dann die Motivation zu einem abschließenden Neigen ihres Kopfes, als Zeichen ihrer Akzeptanz gegenüber seines Angebots.
„Das ist fair. Es gilt. Aber ich fordere uneingeschränkte Wahrheit!“
Iain bewegte vorsichtig seinen Arm, gründlich prüfend, ob alles wieder an der richtige Stelle saß. Sein Ergebnis war ein anerkennendes Nicken in ihre Richtung – gleichzeitig eine Antwort auf ihr
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