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Die Kinder Paxias

Die Kinder Paxias

Titel: Die Kinder Paxias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Feder
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Verlangen.
    „Einverstanden.“
    Saya zog das Laken von der Matratze des Bettes hinter sich, beginnend, es in gleichmäßige Streifen zu reißen.
    „Meine erste Frage kennst du bereits. Du bist an der Reihe.“
    „Ich bin 198 Jahre alt.“
    Sie verharrte mitten in der Bewegung – wie viele unglaubliche Zufälle sollten ihr an diesem unbekannten Ort noch passieren?
    Und doch fand sie an dieser Mitteilung nichts Positives.
    Enttäuschung machte sich in ihr breit und verstärkte ihr Gefühl der Ablehnung wieder. Daraus machte sie, wie es ihre Art war, auch keinen Hehl.
    „Das ist aus unserer Sicht nicht mehr als ein Embryonalstadium.“
    „Jedenfalls ist es alt genug, um viel auf dieser Welt herumgekommen zu sein, viel gesehen und erfahren zu haben.“
    Er hätte es auch direkter aussprechen können: Mehr Kenntnis und mehr Erfahrung, als sie von Paxia besaß. Dieser Einsicht musste Saya sich stellen. Immerhin war es besser als nichts.
    „Akzeptiert“, sie setzte ihre Arbeit übergangslos, mit sicherer Hand fort. Das Laken existierte längst nicht mehr. Sie löste mit einer verblüffenden Behutsamkeit die Stofffetzen seines Hemdes um die Dolchschneide, dass die noch immer stark blutende Wunde frei lag. Mit dem Rest des Kleidungsstücks machte sie sich weniger Mühe – ein kräftiger Riss genügte, um es über seiner Brust in zwei Hälften zu teilen.
    Erst dann besah sie sich sein teilweise selbst verursachtes Malheur – diesmal wesentlich ausdauernder und mit analytischer Gründlichkeit. Der Blutverlust durch die Verletzung war in der Tat gewaltig, doch ihre Diagnose war nicht annähernd so negativ, wie es durch diesen scheinen wollte.
    „Es ist nur eine Fleischwunde, ein glatter Stich durch zwei Rippen. Brennen oder Nähen?“
    „Nadel und Faden findest du in der Schublade zu deiner Linken.“
    Saya ersparte sich eine höhnische Bemerkung über die Eitelkeit kleiner Narben statt Brandmale auf dem makellosen Körper eines verwöhnten Hochgeborenen und folgte stattdessen wortlos seiner Beschreibung, das Gewünschte zu besorgen. Nicht zuletzt deshalb, weil sie ohnehin besser mit diesem Instrument umzugehen verstand.
    Einzig ein ironischer Zug ließ sich nicht verbergen, während sie sich vorbeugte, um mit festem Griff den Dolch in seiner Brust zu umfassen – kurz vor der Durchführung inne haltend. Ihr Blick suchte seine Augen, in ihrer Stimme klang entmutigend unveränderte Verachtung durch.
    „Ich warne dich, mein Volk kennt keine schmerzstillenden Maßnahmen.“
    Seine Erwiderung war unverändert ruhig – fast gelassen.
    „Mach dir um mich keine Sorgen, ich werde es aushalten.“
    Also gut – wie er es wollte!
    Colia hätte es ihm sicher angenehmer machen können mit ihrem Drogenrepertoire. Eine Betäubung mit Schmerzmitteln musste eine Leichtigkeit für die Kräuterkundige sein. Aber sich darüber Gedanken zu machen, oblag nicht ihrer aktuellen Aufgabe.
    „Stillhalten!“, diese scharfe Anweisung leitete die Befreiung seines Brustkorbs ein. Sehr vorsichtig zog sie die scharfe Klinge aus dem verletzten Fleisch und fühlte stolze Erleichterung, dass sie damit keinen weiteren Blutsturz verursachte.
    Der Instinkt der Kriegerin in ihr, gebot ihr den blutverschmierten Dolch außer Reichweite Iains zu bringen, ohne die ihre zu verlassen, also schob sie ihn unter den Nachtschrank. An ihren beiden Händen klebte heiß die rote, lebensspendende Flüssigkeit, ungewohnt in ihrer versengenden Intensität auf der kalten Haut des kriegerischen Wesens. Sie brachte ihr überdeutlich ins Bewusstsein, dass eine fremde Welt es war, in der sie sich befand. Eine Welt, in der zu bewegen für sie nicht selbstverständlich war, in die sie bisher nicht gehört hatte und wahrscheinlich niemals gehören würde. Egal, wie nah und beständig Paxias schützende Aura sie an diesem Ort umgab, wie bereitwillig diese sie empfangen und in ihren Kreislauf des Lebens aufgenommen hatte.
    Die Bewohner dieser Welt teilten ihre Einstellung nicht, sie war nicht so blind, die Ablehnung in Janos Blick nicht registriert zu haben.
    Auch andere Wesen fühlten so. Bereits bevor sie Paxia hatte erreichen können. Der Sturm war Zeuge und Beweis. Er hatte sie für Wochen ausgeschaltet, ohne dass sie eine Chance gehabt hatte, dagegen zu kämpfen, sich der unerklärbaren Feindseligkeit zu stellen, oder sich zumindest als Kind Paxias zu erkennen zu geben.
    Wie magisch angezogen fiel ihr Blick auf die gewaltige Fensterwand, doch alles was sie zu ihrer

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