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Die Kinder Paxias

Die Kinder Paxias

Titel: Die Kinder Paxias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Feder
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Handelsware angeboten wurden. Bedauerlicherweise auch, um mir jede Monogamie unmöglich zu machen, auf die mein Bruder in seinem Anstandsgefühl zu beharren versucht.
    Ausartungen, die, wie du siehst, bis zum heutigen Tag erfolglos geblieben sind.
    Fast zweihundert Jahre und keine Nachkommen, ich bin fürwahr eine Schande“, obwohl Iain ihr mit unerschütterlichem Humor zublinzelte, war der bittere Unterton nicht zu überhören – auch für die wenig sensible Saya nicht.
    Sie fühlte ehrliche Hochachtung gegenüber seiner Standhaftigkeit nur seinen eigenen Interessen zu folgen. Er beugte sich nicht dem Willen eines mächtigen Volkes, der in diesem Fall vermutlich einem, über unzählige Generationen geprägten, fehlgeleiteten Wertegefühl entsprang.
    Mit ungewohnter Anteilnahme an seiner Persönlichkeit, entschloss sie sich einen Schritt weiter zu gehen und den Versuch zu wagen, etwas tiefer in seinem Wesen zu schürfen.
    „Und du? Was bedeutet dir deine Unsterblichkeit, wie ist deine Perspektive?“
    Iain lehnte sich langsam an den Baumstamm. Sein nachdenklicher Blick streifte die in Düsternis versinkende Umgebung, blieb an ihren aufmerksamen Zügen haften und senkte sich schließlich eindringlich forschend in ihre Sternenaugen. Er fand dort eine Zugänglichkeit und Aufgeschlossenheit, die er ihr bisher nicht zugetraut hätte. Ihre Stimmung ließ sich nicht sinnvoll zu ihren bekannten Charakterzügen ordnen und verlieh ihr unversehens eine ungeahnte Vielschichtigkeit.
    Und er war nicht der Mann, eine solch verheißungsvolle Schicht zu ignorieren, zumal die Unsterblichkeit sie in ihrem Schicksal verband. Möglicherweise war seine Offenheit eine weitere Gelegenheit, eine trennende Barriere zwischen den heftigen Differenzen ihrer beider Verhaltensmuster niederzureißen.
    „Es ist schwer eine passende Antwort zu finden, wenn man in der festen Überzeugung von Tradition und Überlieferung großgezogen wurde. Du kannst mir glauben, meine Familie ist ein Meister in der Lebensweise eben dieser.
    Ich weiß nicht, was meine Bestimmung ist, die Wege Paxias scheinen mir noch unergründlich. Aber ich bin entschlossen, die wahre Bedeutung, den Sinn hinter der Unsterblichkeit zu finden.
    Meine Stellung als Diplomat ermöglicht mir ungehindert die Welt außerhalb dieses Reiches zu erkunden, und ich bin sicher, irgendwo in dieser Welt ist der Schlüssel zu dem Rätsel meiner Existenz zu finden.
    Ohne eindeutige Klärung werde ich keine Ruhe finden.
    Mein Volk mag sich mit seinen vagen Vorstellungen von meinem Lebenszweck zufriedengeben, aber ich kann das nicht. Eine Entscheidung für die Ewigkeit, die auf Begnügen basiert, ist nicht akzeptabel – darf es für mich nicht sein.
    Saya, wir beide sind sehr unterschiedlich geartet durch unsere kulturellen Hintergründe. Bisher trennten uns viele Missverständnisse und doch glaube ich, dass wir in diesem Thema eins sind.
    Irre ich mich?“
    „Nein“, gab Saya zögernd zu, spürte wie ein Schleier über ihrer Seele zu reißen drohte unter seinen emotionsgeladenen Worten. Der tiefste Kern ihres Selbst hatte eine Berührung erfahren, deren Intensität ihr erst einmal in ihrem Leben erinnerlich war. Ein Gedenken, das zu ihrem eigenen Heil besser verschüttet bleiben sollte. Sie bewaffnete sich mit ihrem grimmigsten Humor.
    „Wenigstens eine Erkenntnis über den Sinn meiner Unsterblichkeit ist mir bereits heute gekommen“, begann sie sich aufsetzend, damit Iains überrascht gespannter Blick durch die mittlerweile finstere Dunkelheit ihre Augen erreichte.
    „Sie ist eine wirkungsvolle Grundlage für endlich eine Gemeinsamkeit zwischen uns. Ansonsten hätte ich dich und deine undefinierbare Art mittlerweile längst sicher in den nächsten Lebenskreislauf Paxias befördert.“
    Eine der wenigen ernsten Stunden seines Lebens, in denen es ausschließlich um sein persönliches Empfinden ging, endete mit einem herzbefreienden, unbeschwerten Lachen.
    Saya lächelte.

Kapitel 12
    Das Dämmerlicht war eine Erleichterung für Sayas Augen. Bereits bei ihrem Eintreffen auf der herrschaftlichen Empore hatte sie angenehm berührt erkannt, dass die Festbeleuchtung im Ebenensaal sich als harmonischer Kompromiss zwischen ihrem Bedürfnis nach Dunkelheit und der sonnengeprägten Notwendigkeit des Himmelsvolkes nach Helligkeit bewegte. Sie war von diesem sorglichen Entgegenkommen merklich überrascht.
    Lianna, an deren Seite sie ihren Platz eingenommen hatte, erklärte ihr mit einem vergnügten

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