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Die Kinder Paxias

Die Kinder Paxias

Titel: Die Kinder Paxias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Feder
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zeigte sie sich leider völlig unbeeindruckt von Sayas erstaunlich sanftem Widerstreben, welches einen ungewöhnlichen Gegensatz zu ihrem verbal energischen Widerspruch bildete.
    „Kommt, Gelehrte Saya, es gibt einige die sehnlichst darauf warten, Euch kennenzulernen.“
    Ungeachtet des unbekümmerten Ausspruchs des jungen Mädchens, wuchsen Sayas Unbehagen und Skepsis ins Grenzenlose. Ihre Finger krampften sich schmerzhaft um den Griff ihres Holzstabes. Unruhig irrte ihr Blick durch die unkontrollierbare Menge, die aus der Nähe ein überwältigendes Risiko bedeutete. Ihr eigener Leichtsinn blieb ihr unbegreiflich, Schritt für Schritt an Priyas Seite zu tun, immer weiter in den Strudel der Gefahr hinein.
    Ihren, nach einem Ausweg suchenden Augen entgingen auch nicht, wie mehr und mehr der Angehörigen dieses Reiches mit ihren Aktivitäten abrupt innehielten, sobald sie in deren Nähe kam und langsam vor ihr zurückwichen. Dieses Verhalten strafte Priyas Worte eigentlich ausreichend Lüge, um einen sofortigen Rückzug anzustreben. Manchmal schien eine Flucht unausweichlich, auch für eine tollkühne Kampfnatur wie ihre. Ihr Verstand schrie ihr förmlich zu, ihren Drang in die Tat umzusetzen, aber ihr Körper wollte dem nicht gehorchen.
    Saya blieb keine Zeit ihr Inneres nach der Ursache dieses gespaltenen Missverhältnisses zu erkunden.
    Die zweite Ebene, direkt an dem gewaltigen Panoramafenster, welches den architektonisch beeindruckenden Saal an der Außenwand abschloss, schien Priyas Ziel. Sie steuerte munter plaudernd darauf zu.
    Zu spät erkannte Saya, wohin genau der Weg führte. Zu spät, um Priyas fröhlicher Begrüßung Einhalt zu gebieten.
    Kinder hatten Angst vor Saya. Sie war gefürchtet in ihrer Welt.
    Nicht in dieser.
    Die tobende Meute stob auseinander, ein munterer Kampf um einen Platz bei den Vordersten entbrannte, die Saya am nächsten standen. Riesige blaue Kulleraugen, von denen mindestens zwei Paare den jüngeren Herrscherabkömmlingen gehörten, musterten die Wächterin gespannt. Es gab keinen kleinen Mund, der stillstehen wollte, ein wildes Durcheinander neugieriger Fragen unterschiedlichster Themen prasselte auf die verdutzte Gelehrte hernieder.
    „Bist du wirklich eine Sternwächterin?“
    „Wirst du immer hierbleiben?“
    „Warum hast du so komische Augen?“
    „Kannst du genauso gut kämpfen wie ein Mann?“
    „Tut dein Bein noch weh?“
    „Kannst du auch fliegen?“
    „Hast du einen Gemahl?“
    „Gefällt es dir hier?“
    „Bist du Medizinerin wie Colia?“
    Überfordert von dem stürmischen Andrang, blickte Saya Hilfe suchend in den Himmel, fast besiegt, sich ihrem Schicksal zu stellen.
    Aber nur fast.
    „Gehe ich recht in der Annahme, du wärst in diesem Moment lieber in einer Grube Giftkriecher?“, die leisen Worte klangen so dicht an ihrem Ohr, dass sie nur ihr vernehmlich waren. Warmer Atem streifte von hinten ihre eisige Wange.
    Sie brauchte sich nicht umwenden, um zu wissen, wer so treffende Bemerkungen zu machen verstand. Die strahlendblauen Augen, die ihren begegnen würden, wären ihr gut bekannt.
    So beschränkte sie ihre Reaktion auf einen grimmigen Kommentar.
    „Präzise.“
    Ein verständnisvolles Lachen erklang hinter ihr, aber seine Worte kamen von ihrer Seite, sein Arm dicht neben ihrem, dass sie die Wärme seiner Haut an ihrer spüren konnte. Als sie ihn ansah, zwinkerten ihr belustigt blitzende Augen zu.
    „Lass mich dir helfen.“
    „Ich werde dich sicher nicht daran hindern“, mit einer einladenden Geste, erlaubte Saya ihm vor sie zu treten. Das gefiel den Kindern überhaupt nicht, und lärmendes Protestgeschrei machte sich breit.
    Beeindruckt beobachtete Saya, wie Iain die Meute mit einer hebenden Handbewegung zum Schweigen brachte.
    „Immer mit der Ruhe Kinder, ihr lasst Gelehrte Saya ja nicht einmal zu Wort kommen bei eurem Fragenwirrwarr“, rief er munter, eine unterstreichende Grimasse schneidend, die die Kleinen zum Kichern brachte.
    „Ich mache euch einen Vorschlag.
    Gelehrte Saya ist ganz bestimmt bereit, euch etwas über sich zu erzählen, wenn ihr euch ganz leise im Kreis um sie herum setzt und brav zuhört.“
    Kaum ausgesprochen, setzte die Gruppe alles daran, die Idee des bei ihnen allseits beliebten und umschwärmten Mannes in die Realität umzusetzen, wenn auch die Wächterin offensichtlich alles andere als begeistert von dieser war. Diesmal hielt sie es jedoch für klüger, sich zu ergeben. Konnte sie die Kinder zufriedenstellen,

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