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Die Kinder Paxias

Die Kinder Paxias

Titel: Die Kinder Paxias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Feder
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Möglichkeit, Liebesbekundungen auszutauschen. Sie hatten ihre Leben in einer Art
    verwoben, die Saya dank ihres Bücherwissens zwar bekannt war, deren Intention ihr jedoch fremd blieb und sich ihres Verständnisses entzog.
    In diese Welt geboren, erzogen und zu einem Mann herangewachsen, hatte sich Iains Bild einer fruchtbaren Verbindung zwischen zwei Mitgliedern unterschiedlichen Geschlechtes ebenso geprägt, wie das ihre von ihrer eigenen Herkunft.
    Fehlte bei ihr lediglich Nachvollziehbarkeit gegenüber der historisch entwickelten Lebensweise des Himmelsvolkes, würde die Reaktion Iains auf das Wissen um die Vorgänge ihrer Welt, einem Schock gleichkommen.
    Verschrecktheit und Abgestoßenheit wären dabei wahrscheinlich die harmlosesten Gefühle, die sich in seinem Inneren zu einem tobenden Gewitter auswachsen würden.
    Die Sternwächter sahen in dem Vorgang der Fortpflanzung eine leidige Notwendigkeit, dessen Erfüllung strengsten Regeln und sorgfältigen Erwägungen unterlag. Ihr Schlüssel zu einer erfolgreichen Nachkommenschaft war die ausgewogene Zusammensetzung des Erbgutes – keinesfalls die physische Anziehungskraft der potenziellen Elternkandidaten.
    War die Entscheidung über eine endgültige Konstellation im Rat gefällt, erfolgte ein Geschlechtsakt, der eher einem Kriegsschauplatz gleichkam. Nicht selten dominierte dabei wilde Abscheu die Gefühlsebene der gewählten Partner.
    Leidenschaft für einen brodelnden Blutfluss war alleinige Voraussetzung für eine erfolgreiche Vereinigung.
    Es gab niemals Schwierigkeiten, diese zu erbringen.
    Was immer die Wächter taten, ihre Handlungen wurden von ungezügelter Leidenschaft bestimmt.
    Sie hassten mit Leidenschaft.
    Sie verachteten mit Leidenschaft.
    Sie kämpften mit Leidenschaft.
    Sie lernten mit Leidenschaft.
    Sie koitierten mit Leidenschaft.
    Nach erbrachter Pflicht trennten sich die Wege der Erzeuger.
    Monogamie besaß keinerlei Existenzberechtigung im Lebenskreislauf der Sternwächter.

Kapitel 14
    „Was soll das heißen, du wirst mich nicht bei Sonnenuntergang zurück an meinen Fundort bringen?“, fassungslos und innerlich brodelnd vor Wut, starrte Saya den Diplomaten über die Länge des Gemachs hinweg an. All ihre geistige Kraft war notwendig, ihn nicht einfach mit ihrem Dolch an der kalten Steinwand zu fixieren, bis er ihrem Verlangen unverzüglich nachkam.
    Sein wenig bedauernder Blick steigerte ihre wilde Aggression ins Unermessliche. Leider waren ihre beiden Waffen – sowohl Stab als auch Dolch – außer Reichweite ihrer Hände. Wie ihre eigenen Kleider, lagen sie auf dem Sessel neben dem Bett und waren damit Iain, der an selbigem lehnte, näher als ihr.
    Iain stieß sich mit einer beschwichtigenden Geste ab und machte zwei langsame Schritte auf sie zu.
    „Dein Verband ist erst vor wenigen Stunden entfernt worden. Gib deinem Bein doch noch einige Tage Zeit, sich von der langen Belastungslosigkeit zu erholen. Lass es erst noch etwas kräftiger werden, um sicher zu sein, dass wirklich alles ausreichend verheilt ist.“
    Seine ruhigen Argumente brachten Saya noch mehr auf. Rasend vor Zorn über seine Anmaßung, ihrer Entscheidungsfähigkeit mit Skepsis zu begegnen, stürmte sie auf ihn zu. Die Festigkeit ihres Tritts, strafte dabei seiner Entgegnung Lüge.
    Auge in Auge standen sie sich gegenüber.
    „Meine Mission duldet keinen weiteren Aufschub. Ich habe schon viel zu viel entscheidende Zeit verloren. Die fehlende Kraft – sei zweifelnderweise es, wie du sagst – wird durch meine Wanderung eher dem Zwang der Rückkehr unterstehen, als würde ich mich an diesem Ort weiterhin in Stagnation suhlen.“
    „Diplomatische Aufgaben halten mich hier nur noch einige Tage fest, weniger als eine Woche, wie ich dir versprechen kann.
    Ich bitte dich, in Erwägung zu ziehen, deinen Aufbruch bis dato zu verschieben.“
    Seine umwölkten Augen verrieten die gewaltige Anspannung, mit der er kämpfte.
    Er war bei weitem nicht so unbefangen, wie er wirken wollte. Seine Taktikänderung in der Rechtfertigung, mit der er ihrem Gebot widersprach, ließ sie stutzig innehalten und seiner Miene einer gründlicheren Forschung unterziehen.
    Dieser aktuelle Grund schien ihr an der Wahrheit seiner Weigerung eher zu kratzen, als die lahme, wenn auch einleuchtendere Ausrede ihrer Verletzungsheilung.
    Eine dunkle Ahnung beschlich sie über die Intention seiner wahren Motive.
    „Nun gut, deine Verhinderung akzeptiere ich.
    Aber du bist nicht der einzige physisch

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