Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder Paxias

Die Kinder Paxias

Titel: Die Kinder Paxias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Feder
Vom Netzwerk:
der Vollendung der Lust stehendes Glied und bot ihm bereitwillig eine alternative Erfüllung, der er sich bedingungslos hingab.

Kapitel 15
    Das Sterben hatte begonnen.
    Nur noch ein schwaches Glimmen der grau abkühlenden Felswände, zeugte von dem ursprünglich blutroten Glühen hinter flackernder Feuersbrunst, die diesem Ort seinen Namen verliehen hatte: Feuerhöhle.
    Einst getränkt von sprudelnder Lava, bedeckte nun ein rauer Überzug erstarrten Lavagesteins den düsteren Boden.
    Finsternis und Kälte verbreiteten ihr kriechendes Unheil über alles heimatliche Leben.
    Die Grotte des Feuers war erloschen.
    Ein Schicksal, welches auch ihrem Volk zur Bedrohung geworden war.
    Brodelndes Blut als Ursprung und vitaler Grundlage ihrer Existenz, waren sie auf die sengende Hitze ihrer Umgebung als Überlebensnotwendigkeit angewiesen.
    Ausgedehnte Lavabäder, die ihre Körper in gelborange glühende Silhouetten verwandelten, Spaziergänge durch den knisternd fackelnden Feuerwald, wilde Tänze in den züngelnden Flammenseen und erholsame Ruhephasen auf sanft glühenden Gesteinseinbuchtungen, die in den Wänden der kugelförmigen Schlafhöhlen ein natürliches Vorkommen hatten, bildeten die Basis von Gesundheit und Wohlbefinden.
    Gesundheit.
    Wohlbefinden.
    Zustände, die sich im vergangenen halben Jahr zu Unbekannten entwickelt hatten. Zu leeren Begriffen, die nichts mit dem siechenden Sein der Gegenwart zu tun haben wollten.
    Eine Realität des vegetierenden Verfalls. Mit nichts anderem sah auch er sich ein weiteres Mal schmerzlich konfrontiert, als er den Kopf von dem Buch hob, aus dem er eben vorgelesen hatte und seinen Blick über die unaufhörlich schrumpfende Zahl seiner Schüler schweifen ließ.
    Dicht aneinander geschmiegt, hockten sie unter ihren Hitzestaudecken zusammengekauert auf dem schwach glimmenden Boden – bestrebt, kein Grad ihrer mühsam erhaltenen Körperwärme zu vergeuden. Tief umrändert schauten ihre großen, dunklen Augen aus den blassen, von Erschöpfung gezeichneten Gesichtern zu ihm auf. Offensichtlich kostete es sie erhebliche Mühe, ihren Fokus auf den Unterricht zu konzentrieren. Immer wieder galt es ein erschauerndes Zittern zu unterdrücken, die Vorboten eines gefährlichen Schüttelfrostes, dessen geforderte Opfer bereits eine bedenkliche Anzahl angenommen hatte.
    Ein bezeichnendes Abbild waren die lichten Reihen vor allem der jüngsten und ältesten Schüler. Die jungen, zu schwach in der Abwehr der schleichenden Kälte, die älteren, gezwungen vorzeitig den Platz bereits verendeter Erwachsener einzunehmen. Der Weg dieser Fehlenden führte mit sicherer Wahrscheinlichkeit nur noch von ihrem Krankenlager in den ewigen Kreislauf Paxias.
    Nicht fähig die Weiterverfolgung dieses Gedankens zu ertragen, klappte er mit einem hallenden Laut das Buch zu und stieß sich mit dem Fuß von der nur wenig Hitze spendenden Gesteinswand ab, an der er während seines Vortrages gelehnt hatte.
    „Genug für heute, Kinder. Es ist zu kalt, um sich mit Geschichte abzuplagen. Geht in die Ruhehöhle zu den anderen und wärmt euch dort auf.“
    Die Ruhehöhle war der gegenwärtige Aufenthaltsbereich der verbliebenen Kräftigen, die es noch nicht auf ein Lager gerafft hatte, als einer der letzten noch vorhandenen Hitze geprägten Orte. Eine Sammlungsstätte, um in der Gemeinschaft den Verfall einzugrenzen und zu verlangsamen.
    Der unangekündigte Abbruch des Unterrichts hätte noch vor wenigen Monaten ein Jubelgeschrei zur Folge gehabt, bei dem er mit zugehaltenen Ohren lachend die chaotische Flucht freudestrahlender Kinder und Jugendlicher hätte beobachten können.
    Kein Vergleich zu den müden Bewegungen, mit denen die Schüler schlotternd ihre Wärme spendende Formation auflösten und sich stumm aus der papierlosen Bibliothek schleppten. Mit der angstvollen Hoffnungslosigkeit, die in ihrem kurzen Abschiedsblick ihre Augen beherrschte, konfrontiert, kostete es ihn große Überwindung ein schlechtes Gewissen zu unterdrücken. Ein unangenehmer und, vom Gesichtspunkt der Logik betrachtet, überflüssiger Dauerzustand, der ihn in der letzten Zeit zunehmend häufig bedrohte und dessen Verdrängung viel Kraft erforderte.
    Denn im Gegensatz zu allen anderen Mitgliedern seines Volkes, hatte die Klimakatastrophe in diesem Reich keinen Einfluss auf seinen physischen Zustand genommen.
    Er – so schien es – verblieb als einziger unversehrt von den Auswirkungen des langsamen Erlöschens. Es mutete ihn fast wie Frevel

Weitere Kostenlose Bücher