Die Kinder vom Teufelsmoor
quetschen, wenn du mitfährst«, sagte Rena. »Wir sind alle klein und dünn, aber du bist groß und dick, du brauchst viel Platz!«
»Es wird schon gehen«, sagte Rita. »Du kannst ja mit deiner Katze auf meinem Schoß sitzen.«
»Will ich aber nicht!« rief Rena. »Dann schon lieber bei Onkel Oskar, der ist mit mir verwandt.«
»Das läßt sich leider nicht machen«, bemerkte Rita, »Onkel Oskar sitzt nämlich hinter dem Steuer.«
Als Oskar das Damenrad der Kinder im Kofferraum und den Handwagen auf dem Dachgepäckträger verstaut hatte, konnte die Fahrt beginnen. Aber da war Renas Katze verschwunden und mußte erst aufgestöbert werden. Walter entdeckte sie schließlich. Sie lag unter dem Auto und schlief. Er zog sie am Schwanz heraus. Die Kleinen hatten noch nie in einem Personenwagen gesessen und fühlten sich wie Könige, obwohl es so eng war, daß sie kaum atmen konnten. Die Großen aber taten, als führen sie täglich mit dem Auto in die Schule, und prahlten mächtig.
»Los, Onkel Oskar«, rief Bodo schon nach den ersten Metern, »drück mal auf die Tube!« Aber Oskar wehrte ab.
»Ich muß vorsichtig sein«, sagte er, »sonst fällt der Handwagen vom Dach.«
Willy preßte die Nase an die Scheibe und jauchzte jedesmal auf, wenn ihnen ein Auto entgegenkam. Walter zählte sie alle. Aber über neunundzwanzig kam er nicht hinaus. Statt dreißig sagte er immer dreizehn und wunderte sich stets, wenn er nach kurzer Zeit wieder bei neunundzwanzig anlangte. Rena erklärte ihrer Katze alles, was sie sah. »Siehst du da das Haus, Muschi?« sagte sie. »Das ist ein Bauernhaus, weil da nämlich die Bauern wohnen. Die pflanzen Kartoffeln und Korn und so was. Und da ist ein Geschäft, siehst du? Da kauft Rena einen Ball für dich, wenn sie groß und reich ist. Dann können wir immer schön spielen, nicht?«
Rolf war mit seinen Gedanken schon am Ziel ihrer Fahrt. »Im Moor kannste ganz schön einsacken«, klärte er seine Geschwister auf, »und ersaufen natürlich! Ein falscher Schritt, und du bist weg! Dann holen dich keine zehn Pferde mehr raus!« »Aber wenn du dich auskennst, passiert nichts«, schwächte Berti ab. »Und im Winter auch nicht, weil dann alles gefroren ist.« »Jetzt ist aber Sommer«, sagte Bodo, »und auskennen tut sich auch keiner von uns.«
»Noch nicht!« rief Rolf. »Aber warte nur vierzehn Tage, dann kannst du mir die Augen zubinden, und ich geh' so durchs Moor, mittendurch!«
»Wenn du nicht vorher abgesoffen bist«, sagte Bodo. »Ich nicht, mein Lieber«, widersprach Rolf, »ich ganz bestimmt nicht!«
»Dann eben ein anderer«, sagte Bodo. »Einer von uns wird schon absaufen, das ist doch klar!«
»Na, so klar ist das hoffentlich nicht«, ließ Oskar sich hören. »Ich glaube auch gar nicht, daß man heute noch im Moor ertrinken kann, denn es ist trockengelegt, soviel ich weiß, und längst zu Torf geworden.«
»Wenn schon«, sagte Bodo hartnäckig, »irgendwelche Stellen sind bestimmt noch offen, zum Ersaufen wird's allemal reichen.« »Wenn man dich so reden hört«, sagte Rita, »könnte man annehmen, du freust dich schon darauf, daß einer von euch ertrinkt.« »Quatsch«, entgegnete Bodo, »ich seh' nur, was kommen muß!« Für ein paar Minuten war es still im Auto. Dann fragte Berti: »Ist das ein großes Haus, wo wir hinfahren?«
»Nein«, antwortete Oskar. »Es hat nur vier Zimmer und eine Diele mit offenem Feuer.«
»Was ist ein offenes Feuer?« fragte Rena.
»Mann, die fragt mal wieder doof!« rief Bodo. »Ein offenes Feuer ist ein Feuer ohne Ofen! Das brennt da einfach so rum!« »Das geht doch gar nicht!« rief Rena. »Dann brennt ja das ganze Haus ab!«
»Und das geht doch! Sonst wäre das Haus ja schon längst abgebrannt!«
Oskar schaltete sich wieder ein.
»Das Feuer brennt da nicht einfach so rum«, sagte er, »es brennt in einem gemauerten Herd, der nach oben offen ist. Wenn man etwas kochen will, muß man den Topf an eine Kette hängen, die aus dem Kamin herabbaumelt, und ordentlich Holz oder Torf auflegen.« »Toll!« rief Berti. »Das werde ich immer tun!« »Und was machste, wenn du was braten willst?« fragte Bodo. »Eine Bratpfanne kannste doch nicht an die Kette hängen!« »Die stellt man auf einen eisernen Dreibock.«
Eine Stunde später hielt Oskar den Wagen an. »Hier müßte es sein«, sagte er und blickte in den schmalen Weg hinein, der nach links ins Moor abzweigte. »Ich glaube nicht, daß ich mich täusche.«
»Nun sag bloß, du weißt nicht
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