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Die Kinder vom Teufelsmoor

Die Kinder vom Teufelsmoor

Titel: Die Kinder vom Teufelsmoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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und teilweise zerstörten Fensterscheiben verliehen ihm einen märchenhaften Zauber.
    »Das ist ja 'ne dolle Bruchbude!« rief Bodo, als er neben Berti darauf zuging. »Die haben sie Oskar bestimmt nachgeschmissen. Sollte mich gar nicht wundern, wenn da noch so 'ne zahnlose Gifthexe drin wohnt, die uns in den Hühnerstall sperren will.« Rolf legte das Fahrrad ins Gras und nahm Willy vom Handwagen herunter, weil der nicht mehr stillsitzen mochte. Dann kramte er den Hausschlüssel aus der Hosentasche und versuchte ihn in das völlig verrostete Schloß zu stecken. Aber es gelang ihm nicht. Als er schließlich einfach mit der Hand gegen die Tür drückte, sprang die auf und gab den Blick auf eine phantastische Szenerie frei. Im Licht der Sonnenstrahlen, die durch die Türöffnung einfielen, sahen die Kinder metergroße Spinnennetze in allen Ecken und selbst mitten in der Diele zwischen langen Spannfäden aufgehängt. Die Deckenbalken waren verräuchert, einige hingen schräg in den Raum hinein, nur noch mit einem Ende zwischen Dach und Mauer eingeklemmt. Ein großer Haufen Gerumpel, Möbelreste, Dachpappe, Kleidungsstücke, Papier und Scherben, lag vor der offenen Feuerstelle im Hintergrund. Eine Zimmertür war ausgehängt und lehnte gegen die Seitenwand. Die Füllung war zersplittert. Zwei andere Türen, auf der gegenüberliegenden Seite, hingen schief in den Angeln. Eine Leiter, deren Sprossen fast alle zerbrochen waren und wie Zahnstummel nur noch in einem Holm steckten, lehnte sich gegen einen der herabbaumelnden Deckenbalken und schien nur von einem riesigen Spinnennetz gehalten. »Nein«, stammelte Ingelore, »das darf nicht wahr sein!« Sie trat vorsichtig durch die Tür, damit ihre nachdrängenden Geschwister besser sehen konnten, in was für einem Gebäude sie wohnen sollten.
    »Das ist ja das reinste Rattenloch!« rief Rolf. »Da fallen uns ja die Balken auf den Kopf!«
    »Kommt«, sagte Bodo, »wir steigen wieder in Oskars Auto und fahren nach Worpswede zurück. Diese Bruchbude ist nichts für angehende Millionäre. Hier kann Oskar seine Haushälterin einquartieren, damit sie erst mal ausmistet.« »Das Auto ist bestimmt längst weg«, sagte Rolf. »Meinst du, daß er mit Absicht in den Modder gefahren ist?« fragte Berti.
    »Na klar, Mensch, was denn sonst!« rief Bodo. »Der hat uns nur 'n bißchen Zirkus vorgemacht. Und wir Hornochsen fallen natürlich darauf rein!«
    Die Kinder schauten einander ratlos an. Die Kleinen sagten vor Verwunderung kein Wort. Renas Katze aber schien Gefallen an der Behausung zu finden, denn sie schnupperte neugierig an den modrigen Brettern herum, die am Eingang lagen. »Und was machen wir nun?« fragte Berti schließlich. »Es bleibt uns ja wohl nichts anderes übrig als einzuziehen«, antwortete Ingelore. »Im Freien wollen wir doch wohl nicht übernachten.« »Einzuziehen?« rief Bodo. »Ohne mich! Lieber penne ich in einem Wassergraben als in diesem Saustall!«
    »Nun nimm den Mund man nicht so voll!« sagte Rolf. »Nachts ist es im Moor nämlich lausig kalt.« Er ging ein paar Schritte weiter auf die Diele. »Die Bude ist zwar verkommen«, fuhr er fort, »aber man kann eine tolle Räuberburg daraus machen. Wir brauchen nur ein bißchen aufzuräumen und ein Feuer anzuzünden! Ihr glaubt gar nicht, wie gemütlich es ist, wenn man um das Feuer herumsitzt, Tee trinkt und Gruselgeschichten erzählt!« »Kennst du Gruselgeschichten?« fragte Walter. »Klar, jede Menge!«
    »Hm, und wie kriegen wir den Dreck hier raus?« fragte Berti. »Oh, das ist ganz einfach«, erklärte Rolf. »Da kenne ich ein gutes Rezept. Wir fassen alle mit an und tragen ihn nach draußen.« »Tolles Rezept!« knurrte Bodo. »Nur mit verdammt viel Arbeit verbunden.«
    Birgit drückte sich eng an Ingelore.
    »Ich hab' Angst«, flüsterte sie. »Da sind so viele Spinnen! Ich mag keine Spinnen.«
    »Du sollst sie ja auch nicht essen«, antwortete Bodo, »nur fangen und zerquetschen. Paß mal auf, wie es gemacht wird! Du schleichst dich ran an so ein Biest, packst es zwischen Daumen und Zeigefinger, und knack!, spritzt die Marmelade nach allen Seiten auseinander! Haste gesehen?« Er wischte sich die Finger an der Hose ab und trat auf das nächste Netz zu.
    »Bäh!« rief Berti. »Hör auf, sonst kommt mir das ganze Frühstück hoch!«
    »Wenn euch meine Methode nicht gefällt«, sagte Bodo grinsend, »muß Rena ihre Katze auf die Viecher ansetzen. Der kann es doch egal sein, ob sie Mäuse frißt oder Spinnen.

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