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Die Kinder vom Teufelsmoor

Die Kinder vom Teufelsmoor

Titel: Die Kinder vom Teufelsmoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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nichts mehr von der Farbe.« Er warf einen Blick in den Eimer. »Hat Oskars Haushälterin uns nicht ein Sieb mitgegeben? Da können wir es ja mal durchgießen.« Rena fand ein Sieb unter den Haushaltsgeräten im Handwagen. Sie hielt es über den Kochtopf, und Berti goß das Wasser durch. »Hm, immer noch ganz schön braun!« stellte Rolf fest. »Aber das macht nichts. Solange keine Frösche und toten Mäuse drin rumschwimmen, ist es okay. Ich wette, daß es sogar gesünder ist, als das, was die Leute in der Stadt aus der Leitung zapfen.« Er schürte das Feuer und setzte den Topf auf die Ziegelsteine. Mittlerweile hatte Ingelore das Brot restlos aufgeschnitten, mit Leberwurst bestrichen und verteilt.
    »Bodo hätte gleich drei oder vier Brote bringen sollen«, sagte sie. »Für jetzt reicht es ja, aber was wir heute mittag und heute abend essen, ist mir nicht klar.«
    »Drei oder vier Brote?« rief Bodo. »Soweit kommt das noch! Meinst du, ich verplempere mein ganzes Privatkapital für die Familie? Ich hab nur noch zehn Mark und 'n bißchen. Das behalte ich! Allmählich seid ihr mal dran mit dem Bezahlen!«
    »Was du hast, haben wir auch«, sagte Rolf, »da gibt es gar keinen Unterschied.«
    »Denkste!« widersprach Bodo. »Ich hab' das Geld besorgt, und darum gehört es mir allein. Ihr könnt froh sein, daß ich euch so viel abgegeben habe!«
    »Habt ihr das gehört?« fragte Rolf lauernd. »Das fiese Schwein klaut Geld von unserm Onkel und will es allein verprassen! Merk dir mal, du dreckiger Kapitalist, was du unserm Onkel geklaut hast, hast du uns geklaut, denn unser Onkel gehört uns mit allem, was er besitzt, verstehst du? Leg das Geld auf den Tisch, wir wollen genau wissen, wieviel du noch hast, sonst bescheißt du uns doch!« Bodo sah seinem Bruder ins Gesicht und begriff, daß der es ernst meinte. Darum konnte er nicht anders und machte einen Kassensturz. Er tummelte einen Zehnmarkschein und 2,14 DM in Münzen aus der Hosentasche und legte alles auf den Tisch. »So«, sagte Rolf, »das kommt in die Haushaltskasse, und da geht keiner ran!«
    Er steckte das Geld in eine leere Streichholzschachtel und suchte nach einem Platz, wo er sie lassen konnte. Schließlich schob er sie auf einen der verräucherten Deckenbalken. »Da ist sie gut aufgehoben«, sagte er. »Willy kann nicht rauflangen, und Fremde finden sie nicht.«
    Da das Wasser inzwischen kochte, goß Ingelore einen Früchtetee auf und suchte im Handwagen nach Zucker.
    »Wenn wir länger hierbleiben, brauchen wir unbedingt einen Schrank. Im Handwagen findet man gar nichts wieder«, sagte sie. Rena kümmerte sich darum, daß ihre Katze von der Milch, die Willy übriggelassen hatte, genügend abkriegte, und steckte ihr etwas von ihrem Leberwurstbrot zu.
    »Der Tee schmeckt gar nicht mal schlecht«, sagte Berti, »richtig nahrhaft schmeckt der.«
    »Das liegt an den vielen Bakterien, die darin rumschwabbeln«, sagte Bodo grinsend, »die geben Kraft.«
    »Knallkopp!« rief Rolf. »Die sind beim Kochen alle draufgegangen!«
    Nach dem Frühstück berieten sie, wie es weitergehen sollte. »Wir müssen wissen, was mit Oskar ist«, sagte Rolf. »Kommt er noch, oder kommt er nicht? Ich fahr' jetzt nach Worpswede und mach' ihm ein bißchen Dampf unterm Hintern. Ihr sollt sehen, ich werde mit dem Auto zurückgebracht. Du, Bodo, saust los und kaufst wieder ein, du hast die meiste Übung. Bring am besten gleich vier Brote. Ein Pott Margarine könnte auch nicht schaden, mein' ich.« »Was denn«, schrie Bodo, »soll ich etwa zu Fuß bis nach Gnarrenburg latschen? Bei dir piept's wohl! Das sind ja mindestens 12 Kilometer!« »Na und?« sagte Rolf. »Das wirste wohl noch schaffen mit deinen Plattfüßen.«
    »Ich bin doch nicht bescheuert!« rief Bodo. »Du juckelst gemütlich mit der Karre nach Worpswede, und ich lauf mir Blasen anne Hacken, was?«
    »Kannst ja die Schuhe ausziehen und barfuß gehen«, schlug Rena vor. Bodo sah sie wütend an.
    »Noch ein Wort, dann setz' ich mich auf deine blöde Katze und reite hin!« zischte er.
    »Du bist der einzige, der so weit laufen kann«, sagte Rolf, »und darum mußt du es auch tun. Wenn du einen kleinen Dauerlauf einlegst, kannst du es in drei bis vier Stunden schaffen. Nach Worpswede ist es mindestens fünfmal soweit, das läßt sich zu Fuß nicht machen.« Bodo konnte aber keinen Gefallen an dem Auftrag finden. Er brummte und knurrte und hatte viele Einwände. Da stand Walter auf, ging zu ihm hin und schaute ihm aus der

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