Die Kinder vom Teufelsmoor
Geschwistern zu, »eure liebe Oma ist wieder da und hat allen etwas Schönes mitgebracht!«
Rolf setzte sich auf. Er reckte sich und gähnte wie ein Nilpferd. »Da bist du ja endlich!« sagte er. »Du hast wohl den Rückwärtsgang dringehabt, was?«
»Sei du bloß still!« rief Bodo. »Ihr macht euch einen gemütlichen Tag, und ich jag' mich für euch ab!«
»Haste wenigstens alles gekriegt?« fragte Rolf. »Der Eimer macht ja 'n ganz soliden Eindruck, aber die andern Sachen haste wohl wieder vergessen, was?«
»Dann müßte ich ja so doof sein wie du!« gab Bodo zurück. »Hier ist die Wäscheleine, hier die Milch, hier das Brot und hier ein ganzes Pfund Leberwurst.«
Ingelore nahm ihm die Milchtüte ab und riß sie an einer Ecke auf. »Gut, Bodo«, sagte sie. »Komm, Willy, jetzt gibt's was zu trinken!« »Haste schon den Tisch gesehen und die Stühle?« fragte Rena. »Haben wir alles selber gemacht.« »Danach sieht's auch aus«, sagte Bodo. »War der Eimer sehr teuer?« fragte Ingelore. »Der hat gar nichts gekostet.« »Wieso, hast du ihn geklaut?«
»Nee, das war gar nicht nötig. Ich hab die Olle, die mir die Wäscheleine verkauft hat, gefragt, ob sie nicht 'n alten Eimer über hätte, wo Marmelade drin war oder 'n Waschmittel, und da hat sie den hier lockergemacht.«
Berti tauchte hinter den Erlen auf. Er hatte sein Hemd ausgezogen, am Kragen zugebunden und mit Kartoffeln gefüllt. »Ich hab 'ne ganz tolle Stelle gefunden«, sagte er. »Guckt mal, die Kartoffeln sind so sauber wie gewaschen! Und man kann von einem Busch aus in aller Ruhe an das Feld ran. Wenn wir die gegessen haben, hole ich wieder welche von da.«
Bodo sah ihn an. Er blickte auch zu dem kleinen Willy hinüber, der immer noch mit der Milchtüte beschäftigt war, und er dachte an Carsten-Viktor, der zu vornehm war, um seine Geige selbst zu tragen, und sich in einer fremden Sprache unterhalten konnte wie ein Ausländer.
Als die Sonne untergegangen war, trotteten die Kinder ins Haus und krochen ins Heu.
»Ob Mama wohl schon wieder da ist?« fragte Walter leise. Aber er bekam keine Antwort, seine Geschwister schliefen schon.
Berti sorgt für Sauberkeit
Der Hunger weckte sie sehr früh am andern Morgen.
Willy war der erste, der laut nach Essen verlangte. Auch der kleinen Birgit knurrte hörbar der Magen.
Rolf setzte sich auf, stieß Bodo mit dem Fuß an und zupfte sich ein Büschel Heu aus dem Haar.
»Wach auf, Oma!« rief er dabei. »Deine Kinder schreien nach Brot!«
Bodo hatte jedoch noch keine Lust, das warme Lager zu verlassen.
Er drehte sich auf die andere Seite und sagte: »Laß Oma schlafen, sie hat gestern große Wäsche gehabt und ist noch müde.«
Berti aber stand sofort auf. Ihm war kalt, denn er hatte die halbe Nacht bloßgelegen.
»Mensch, Ingelore«, rief er, »koch uns schnell 'ne anständige Tasse Tee! Mir klappern die Zähne bis zum Bauchnabel. Ich hol' schon mal Wasser aus dem Brunnen.«
»Und ich mach' Feuer«, sagte Rolf. »Los, Ingelore, an die Arbeit! Du mußt auch Brote schmieren!«
Als alle auf der Diele waren, hielt Bodo es für klüger, auch aus dem Heu zu kriechen, denn er fürchtete, daß seine Geschwister alles allein aufessen und ihn vergessen könnten, wenn er sich nicht nützlich machte.
Rolf hatte das Feuer schnell entfacht. Nach der Kette, an die man einen Topf hängen konnte, suchte er allerdings vergebens. Aber er wußte sich zu helfen. Er stellte zwei Ziegelsteine so nebeneinander auf, daß er die Glut dazwischenschieben und den Topf daraufsetzen konnte. Ingelore sah ihm kritisch zu.
»Die dürfen kein bißchen wackeln!« verlangte sie. »Wenn man nämlich mal was im Topf umrühren muß, schwappt alles über, und das Feuer ist aus.«
»Keine Angst«, sagte Rolf, »die stehen wie festgemauert. Guck doch, die bewegen sich nicht mal, wenn ich mit dem Stock dagegen stoße!« Berti kam mit dem Eimer vom Brunnen zurück. »Das ist vielleicht ein Mist!« schimpfte er. »Der dusselige Eimer geht überhaupt nicht unter! Da kannste stundenlang an der Leine rumziehen, ohne daß ein Tropfen Wasser reinkommt!« »Nun sag bloß, du hast nichts rausgekriegt!« rief Bodo. »Doch, ich hab' was«, antwortete Berti, »der Eimer ist ungefähr halb voll, aber das ist 'ne ganz braune Brühe. Ich weiß nicht, ob man die trinken kann.«
»Moorwasser ist immer braun«, erklärte Bodo. »Da darf man sich nichts bei denken. Außerdem wird es ja gekocht. Und wenn wir Kaffee oder Tee reintun, sieht man sowieso
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