Die Kinder vom Teufelsmoor
Nähe prüfend ins Gesicht.
»Ich glaube, Bodo hat die Maul- und Klauenseuche«, sagte er. »Wie kommste denn darauf?« fragte Ingelore verblüfft.
»Ja, er mault und klaut doch immer!« Alle lachten. Bodo warf Walter ein Stück Torf nach. »Ihr könnt mich alle«, sagte er, »kreuzweise!« Dann stand er auf und holte die Haushaltskasse vom Balken. »Heute kaufe ich noch mal ein, ab morgen kann das jemand von euch Klugscheißern machen.« Er steckte die Streichholzschachtel in die Tasche und bummelte zur Tür hinaus.
»Wenn ich nicht wiederkommen sollte«, rief er zurück, »bin ich durchgebrannt mit dem Geld.«
»Bring auch wieder Wurst mit!« rief Ingelore ihm nach. »Und Milch!«
»So«, sagte Rolf, »den sind wir erst mal los!« Berti stand auf.
»Ich probier' noch mal, ob ich mit dem Wasserholen nicht besser klarkomme«, sagte er. »So haut das nicht hin. Vielleicht muß ich einen Stein in den Eimer legen, damit er untergeht.« »Wir holen wieder Kartoffeln, das macht soviel Spaß!« rief Walter eifrig. »Nicht, Birgit, du kommst auch mit?« Die Kleine nickte. Sie freute sich schon auf das Kartoffelbuddeln. »Ich geh' auch mit«, sagte Ingelore, »aber Willy bleibt heute hier. Der schreit immer rum. Gestern hätte uns auch beinah ein Bauer gesehen. Kannst du nicht auf Willy aufpassen, Berti?« »Ja, laß ihn man hier.«
»Na also«, sagte Rolf zufrieden, »dann ist ja alles in Ordnung. Paßt gut auf euch auf! Ich hab' keine Ahnung, wie lange ich fahren muß. Kann sein, daß es spät wird. Haut euch hin, wenn es dunkel ist, und pennt. Ich komme schon wieder.«
Nach diesen Worten pumpte er im Vorderreifen des Fahrrades Luft nach, stieg auf und fuhr davon.
Ingelore schaute sich auf der Diele suchend nach einem Sack für die Kartoffeln um. Sie fand jedoch keinen. Aber beim Anblick der beiden Kissen, die Oskars Haushälterin ihnen mitgegeben hatte, wußte sie, wie sie sich helfen konnte. Sie trennte mit dem Brotmesser bei jedem Kissen eine Naht auf und holte das mit Federn gefüllte rote Inlett heraus.
»Hier, Walter«, rief sie, indem sie ihm den Bezug gab, »das ist dein Kartoffelsack. Und dieser ist für dich, Birgit! Jetzt darfst du ihn tragen. Wenn er voll ist, nehm' ich ihn dir ab.« »Und was kriege ich?« fragte Rena. »Du hast ja deine Katze, du brauchst keinen Sack.« Sie zogen los.
Berti setzte sich den kleinen Willy auf die Schulter und spielte so lange hoppe Reiter mit ihm, bis die Kartoffelholer hinter Büschen und Sträuchern verschwunden waren. Dann brachte er ihm einen Armvoll Torf heraus und zeigte ihm, wie man damit bauen konnte. Als der Kleine das Spiel begriffen hatte, holte Berti den Eimer und die Leine von der Diele und ging zum Brunnen hinüber. Er leuchtete mit der Taschenlampe in den Schacht und versuchte alles Mögliche, um den Eimer unterzutauchen. Er warf ihn mit aller Kraft hinab, schlenkerte ihn heftig hin und her und knotete die Leine einseitig an der Halterung des Henkels fest. Nichts brachte indes den gewünschten Erfolg. Schließlich legte er einige dicke Ziegelsteine in den Eimer und versenkte ihn wie ein leckgeschlagenes Schiff. Aber auch das befriedigte ihn nicht, denn der Eimer sank erst unter, wenn er fast ganz mit Steinen gefüllt war, so daß kaum noch Platz für das Wasser blieb. Enttäuscht wollte er seine Versuche schon einstellen, da fand er zufällig die Lösung des Problems. Als er nämlich die vielen Steine wieder herausnahm, fiel der Eimer plötzlich um, und zwar in dem Augenblick, da nur noch ein Stein aufrecht an der Seitenwand stand.
»Na klar!« rief Berti. »Einseitig muß er belastet werden, dann säuft er ab!«
Schnell ließ er den Eimer wieder in den Brunnen hinab und stellte mit großer Freude fest, daß seine Beobachtung richtig war: der Eimer tauchte unter und lief voll. Er zog ihn hoch und schüttete ihn aus. Dabei fiel ihm der schwere Stein beinah auf den Fuß. Moment, dachte er, da gibt es noch was Besseres! Er suchte unter dem Gerumpel vor dem Haus nach einem Stück Eisen, das er als Gewicht verwenden konnte, und kam mit einem rostigen Hufeisen zum Brunnen zurück. Das band er an den Henkel und brachte damit den Eimer sofort zum Sinken. Nun erst war er zufrieden.
Willy, der mittlerweile aus dem Torf mehrere Hochhäuser und auch ein paar Bungalows in Flachbauweise errichtet hatte, war jetzt auf eine andere Beschäftigung aus und kam neugierig näher. »Bullerwasser«, sagte er, »patschi patschi!« Bevor Berti es verhindern konnte, stieg er
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