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Die Kinder vom Teufelsmoor

Die Kinder vom Teufelsmoor

Titel: Die Kinder vom Teufelsmoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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Moment aus. Der Fahrer hielt an, drehte das Fenster herunter, beschimpfte ihn und drohte, er werde die Polizei hinter ihm herschicken. »Wo kommen wir denn hin, wenn sich jetzt schon die Kinder besaufen!« schrie er. »Mach, daß du nach Hause kommst!« Damit gab er Gas und fuhr weiter.
    Dieser Zwischenfall brachte Bodo dazu, die Straße zu verlassen und auf dem Grasstreifen daneben weiterzugehen. Jetzt bin ich richtig besoffen, dachte er. Es ist alles so leicht, aber ich weiß noch genau, was ich tue!
    Immer wenn ihm jemand begegnete, setzte er sich rasch hin und tat, als müßte er sich die Schuhe zubinden. Darum kam er nur sehr langsam voran.
    Ausgerechnet vor dem Haus der reichen Leute wurde er so müde, daß er sich unbedingt hinlegen mußte. Weil er inzwischen auch die Kontrolle über sein Verhalten verloren hatte und ihm alles, was er tat, einerlei war, stolperte er in den Garten hinein, kroch, wie er es schon einmal getan hatte, unter den Rhododendronbüschen am Haus vorbei nach hinten, blieb dort liegen und schlief ein. Erst am Nachmittag wachte er wieder auf.
    Ihm war speiübel, und er hatte starke Kopfschmerzen. Als er sich erheben wollte, drehte sich alles um ihn. Er hielt sich an den Zweigen des Busches fest und erbrach sich. Wenn ich den doofen Schnaps nicht getrunken hätte, müßte ich jetzt nicht kotzen! dachte er. Und wieder spuckte er, daß sich ihm fast der Magen umdrehte. Plötzlich merkte er, wo er sich befand. Blitzschnell kroch er wieder in den Busch zurück und versteckte sich. Wenn die ihn hier gesehen hätten!
    Aber anscheinend hatte ihn niemand entdeckt. Da siegte die Neugier in ihm. Er schlich auf die Terrasse und guckte durch die gläserne Tür in das dahinterliegende Zimmer.
    Das erste, was ihm auffiel, war ein riesengroßes Ölgemälde an der Wand gegenüber, das viele braunhäutige Menschen zeigte, die irgend etwas von grünen Sträuchern abpflückten und in Körbe sammelten. Dann wunderte er sich über den großen schwarzen Flügel, der mitten im Zimmer stand und so blank war, daß sich die Nachmittagssonne darin spiegelte. Auch die vielen Sessel, die breite Couch und der dackelbeinige Tisch zogen seine Aufmerksamkeit auf sich. Er sah Luxus, wohin er blickte, und konnte sich lange nicht entschließen, seinen Beobachterposten zu verlassen.
    Die sind so reich, dachte er, daß sie es gar nicht merken, wenn ich durch ein Fenster steige und ihnen ein paar von den Sachen wegnehme. Fragt sich nur, was! Die Leuchter, die da überall rumstehen, oder die Glasschalen und den andern Plunder können wir doch gar nicht gebrauchen. Am besten war' schon, wenn irgendwo ein Portemonnaie liegen würde, oder wenn da 'ne Tasse mit Geld wäre wie bei Onkel Oskar. Aber bewahren reiche Leute denn überhaupt Geld in Tassen auf? Die haben doch alles auf der Bank, damit ihnen ja nicht so ein armes Schwein wie ich was klauen könnte! Reiche Leute sind auch immer geizig. Ist ja klar, sonst wären sie ja nicht reich geworden! Während er noch darüber nachdachte, ob nicht in der Küche doch Geld sein könnte, hörte er ein Auto vorfahren und kroch schnell in die Rhododendren zurück. Im Schutze des dichten Blattwerks schlich er am Haus vorbei auf die Straße. Er sah, wie Carsten-Viktor in engen Reithosen und einer Jockeymütze auf dem Kopf aus dem großen Auto stieg und den Kiesweg entlangging. Als er im Haus verschwunden und das Auto davongefahren war, machte Bodo sich auf den Weitermarsch.
    Ihm brummte immer noch der Schädel. Es dämmerte schon, als er die Moorkate erreichte. »Hallo, Familie«, sagte er, »hier sind die Fressalien!« Seine Geschwister saßen in der Diele um das Feuer. Auf Renas Schoß schlief die Katze und auf Ingelores Schoß der kleine Willy. Sie hatten Unmengen von Kartoffeln gegessen, dann den Nachmittag vor dem Haus und unter der Dusche verbracht und hörten nun Berti zu, der eine selbsterdichtete Gruselgeschichte erzählte.
    »Bodo!« schrien Walter und Birgit gleichzeitig. Sie liefen ihm entgegen und nahmen ihm die Tragetaschen ab. »Oh«, rief Walter, »du hast aber eingekauft!« »Legt die Sachen auf den Tisch«, sagte Ingelore. »Vorsicht, daß nichts runterfällt!«
    Alle sahen zu, wie Walter und Birgit die Schätze aus den Taschen holten.
    »Ich werd' verrückt!« staunte Berti. »Wo haste denn den Schnaps her? Und warum haste denn Backpulver und Mehl gekauft? Willst du einen Kuchen backen?«
    »Das hat er nicht gekauft«, sagte Rena, »das hat er bestimmt wieder geklaut! Der

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