Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder vom Teufelsmoor

Die Kinder vom Teufelsmoor

Titel: Die Kinder vom Teufelsmoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
Vom Netzwerk:
klaut doch alles!« Bodo sah seine Schwester müde an.
    »Na klar, du Klugscheißer«, sagte er, »meinste vielleicht, so was kauf ich? Alles, was du hier siehst, hab' ich geklaut. Günstige Gelegenheit, verstehste? Ich hab' gar nicht gewollt, das kam ganz von selbst.«
    »Mein Lieber«, sagte Ingelore, »ich seh' ganz was anderes von selbst kommen. Daß sie dich schnappen nämlich! Hat denn keiner was gemerkt?«
    »Nee, da tobte 'ne ganze Schulklasse rum, auf mich hat kein Schwein geachtet.«
    Und er berichtete, wie es zu dem Diebstahl gekommen war. Ingelore bereitete währenddessen schon für alle ein leckeres Abendbrot.
    »Geklaut oder nicht geklaut«, sagte Berti, »auf alle Fälle können wir uns mal wieder richtig satt essen!«

Wer klaut, darf sich nicht schnappen lassen

    Gegen Mittag des nächsten Tages kam Rolf aus Worpswede zurück. Er hatte eine dicke Kamelhaardecke auf dem Gepäckträger und eine Tasche mit verschiedenen Lebensmitteln am Lenker. »Mensch, wo steckst du denn so lange?« rief Ingelore ihm entgegen, als er das Rad auf die Diele schob und sich erschöpft auf einem der Torfhocker niederließ. »Wir haben uns schon Sorgen gemacht!« »Oskar ist der letzte Mensch!« sagte Rolf. »Er ist abgehauen, ist einfach verschwunden, versteht ihr? Haushälterin weg, Auto weg, alles weg!«
    »Und wo hast du die Decke her und die Klamotten da in der Tasche?« fragte Bodo. »Mitgenommen natürlich«, antwortete Rolf. »Am liebsten hätte ich ihm auch noch 'n paar hundert Mark geklaut, aber ich hab' leider kein Geld gefunden. Stellt euch das vor, der bringt uns hierher und verduftet! Verschwindet einfach auf Nimmerwiedersehen! Quatscht uns da was vor von einer Studentin, die es gar nicht gibt, läßt uns keinen Pfennig Geld da und setzt sich ab!«
    »Setzt sich ab?« fragte Berti. »Wieso? Was meinst du damit?« »Mensch, der hat sich verkrümelt! Er hockt irgendwo in Italien oder so und macht sich schöne Tage! Und uns läßt er hier verhungern!« »Vielleicht haben sie ihn entführt«, rief Rena, »und lassen ihn erst wieder frei, wenn er ordentlich Lösegeld bezahlt hat! Das machen die doch immer, wenn einer ganz reich ist!« »Glaub' ich nicht«, sagte Ingelore, »entführt werden meistens die Kinder von den reichen Leuten, die Eltern müssen nur bezahlen.« Und zu Rolf: »Woher weißt du denn, daß Oskar nicht in Worpswede ist?«
    »Doofe Frage!« knurrte Rolf. »Weil ich von gestern mittag bis heute um zehn Uhr in seiner Bude gewesen bin und kein Aas gekommen ist!«
    »War die Tür denn offen?« fragte Walter.
    »Quatsch, alles verriegelt und verrammelt. Ich bin durch das Lokusfenster gekrochen. Das war 'ne ganz schöne Quälerei. Beinah war' ich steckengeblieben.« »Vielleicht war Oskar nur mal in Bremen, um einzukaufen oder so«, vermutete Berti.
    »Ach, und du meinst, er hätte bei Karstadt geschlafen, was? Nee, der ist weg wie Schmidts Katze. Da hat doch so ein Waldheini angerufen, als ich mir grad was zu essen machte. Wo Oskar wäre, hat er gefragt und gesagt, daß er seit drei Tagen versuche, ihn zu sprechen und nie jemand den Hörer abgenommen hätte. Daraus kann man doch nur schließen, daß Oskar sich verdünnisiert hat!« Rolf spuckte aus und steckte sich eine Mettwurstscheibe in den Mund. »Und nun?« fragte Ingelore. »Was soll nun aus uns werden? Wir können doch nicht ohne einen Pfennig Geld hier hausen!« »Das tun wir ja schon die ganze Zeit!« sagte Bodo. »Drei Tage, was ist das schon!« rief Berti. »Für länger geht das bestimmt nicht. Ganz allein, ohne einen Erwachsenen!«
    Rolf stand auf und stocherte im Feuer herum. Er nahm sich eine Zigarette aus der Schachtel, zündete sie mit einem glühenden Stück Torf an und paffte nachdenklich vor sich hin. »Wir haben die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten«, sagte er. »Entweder wir pilgern nach Hause zurück und riskieren, daß uns die Nachbarn der Fürsorge melden und wir in ein Heim gesteckt werden, oder wir bleiben hier und schlagen uns allein irgendwie durch.«
    »Nach Hause gehen ist idiotisch!« rief Bodo. »Jetzt, wo wir es uns hier so gemütlich gemacht haben!«
    »Ich finde es hier ja auch nicht schlecht«, stimmte Berti zu, »aber ich weiß nicht, ob wir das längere Zeit durchhalten können, mit dem Essen und so. Wir haben auch gar nicht genug Zeug mit. Die Kleinen haben nicht mal Schuhe!«
    »Zeug!« rief Bodo. »Quatsch! Wir haben doch alle was an! Mehr brauchen wir nicht.«
    Ingelore steckte sich ebenfalls eine Zigarette

Weitere Kostenlose Bücher