Die Kinder von Alpha Centauri
müssen.
Bei ihrer Ankunft erfuhren sie von Maddock, daß sie sich eigentlich die
Mühe der Abreden mit Sirocco hätten sparen können. Die Bewachung der Grenzlinie
bestand kaum noch, die meisten SD-Einheiten waren zurückgezogen worden, um den
Fährenstützpunkt, die Kasernen und andere wichtige Punkte zu bewachen, und die
regulären Truppen, die dünn verstreut an der Umgrenzung Dienst taten,
kümmerten sich kaum um den Auszug der Zivilisten. Ein ganzer Zug der Kompanie A
war geschlossen davonmarschiert, ohne daß die Offiziere hätten mehr tun können,
als hilflos zuzusehen, und der geschwächte Rest war mit den Überresten der
Kompanie B vereinigt worden, um Normalstärke zu erreichen. Auch vom SD
verschwanden immer mehr Leute. Das einzige, was die Kompanie D zusammenhielt,
war die persönliche Loyalität gegenüber Sirocco nach seinem Appell vor zwei
Wochen. Man konnte in der Tat nicht verhindern, daß chironische Flugzeuge in
Phönix landeten, aber die Chironer schienen sich darauf zu verlassen, daß die
terranischen Regeln sich von selbst totliefen, und respektierten den
beanspruchten Luftraum. Maddock zeigte auf die Bäume hinter der Baustelle
gleich hinter der Grenze, wo Lichter zu sehen waren und chironische Flugzeuge
ständig starteten und landeten.
»Ihr braucht nicht weit zu gehen«, sagte er. »Ich kann Kath anrufen und
sie bitten, einen Wagen schicken zu lassen. Wie ist ihre Nummer?«
Als sie mit Adam und seiner »Frau« Barbara, die sie an der Grenze
abgeholt hatten, in Kaths Wohnung in Franklin ankamen, warteten Veronica mit
Kath und Casey schon auf sie. Colman kannte bereits alle, und während er und
Kath Lechat und Bernard den Leuten vorstellten, die sie noch nicht
kennengelernt hatten, begrüßten Celia und Veronica einander mit einer
Umarmung. Celia war in Tränen aufgelöst.
Die Stimmung wurde ernster, als Bernard und Lechat den Chironern
mitteilten, sie wüßten nun, was die Kuan-yin tatsächlich zu bewirken vermöge.
»Wir verstehen, daß Sie davon ausgehen mußten, das Schiff von der Erde
werde schwer bewaffnet sein und könnte von Anfang an eine offen feindselige
Haltung vertreten«, sagte Lechat, während er im Zimmer auf und ab ging. »Das
war aber nicht der Fall, und dort oben sind noch viele Menschen, die für
niemanden eine Bedrohung darstellen. Die kleine Gruppe, die jetzt das Sagen
hat, ist
nicht repräsentativ, und die vorhandene Unterstützung wird in Bälde
nachlassen. Ich lege größten Wert darauf, daß diejenigen von Ihnen, die über
diese Waffe zu bestimmen haben, sich über die Dinge im klaren sind. Es kann
jetzt keine Rechtfertigung für eine Tragödie geben, die sich vermeiden läßt.«
Colman, der bei Bernard saß, blickte hinüber zu Kath in der Mitte des
Zimmers.
»Du mußt damit zu tun haben, und sei es nur indirekt«, sagte er. »Du mußt
diese Leute kennen, auch wenn du nicht dazugehörst.«-
»Was möchtest du, daß sie tun sollen?« fragte Kath und gab damit
stillschweigend zu, daß Colman zumindest in einem Punkt recht hatte, wenn sie
auch nicht erkennen ließ, in welchem. Sie hatte auf das Thema ruhig und gefaßt
reagiert, beinahe so, als habe sie damit gerechnet, aber ihr Gesichtsausdruck
offenbarte eine Entschiedenheit, die Colman bei ihr bislang noch nicht begegnet
war. Ihre Haltung verriet, daß die Dinge, um die es ging, über persönliche
Empfindungen und private Überlegungen hinausreichten.
»Es mag eine kleine Gruppe sein«, sagte Adam, »aber sie verfügt über die
schweren Waffen. Wir haben den Leuten jede Chance gegeben und so viele Menschen
wie möglich ermuntert, sich von dort zu lösen, wenn das ging. Unsere ganze Welt
steht auf dem Spiel. Wenn sie Drohungen ausstoßen oder die Waffen in Position
bringen, wird die »Mayflower« vernichtet. An dieser Entscheidung kann nicht gerüttelt
werden. Sie ist schon vor langer Zeit gefallen.«
Obwohl Casey und Barbara nach außen hin freundlich und höflich blieben,
unternahmen sie keinen Versuch, zu verdecken, daß sie genauso dachten. Colman
begriff, daß er die Chironer zum erstenmal ohne ihre gewohnte Zurückhaltung
erlebte. Die anfängliche Wärme, Hochstimmung und Toleranz waren durchaus echt
gewesen, aber dahinter lagen höchste Werte, die an erster Stelle standen, ohne
Rücksicht darauf, wer sich mit Bitten an sie wenden würde. In diesem Punkt
konnte es keine Konzessionen geben.
»Das ist wahr«, bestätigte Bernard. »Aber das Risiko, daß Sterm mit
diesen Waffen etwas unternimmt, ist
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