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Die Kinder von Alpha Centauri

Die Kinder von Alpha Centauri

Titel: Die Kinder von Alpha Centauri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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Schulen, den Forschungsarbeiten in den Laboratorien, den Werken ihrer Maler
und Komponisten, den Leistungen ihrer Ingenieure und Architekten und den
Ergebnissen ihrer geologischen Untersuchungen von Gegenden wie den schwulen
Regenwäldern des südlichen Selene oder des eisigen Subkontinents Glace im hohen Norden.
    Weniger mitteilsam äußerten sie sich zu Einzelheiten ihres Verwaltungssystems,
das sich offenbar weit von dem wohlgeordneten Muster entfernt hatte, wie es in
den Leitlinien festgelegt gewesen war, an das sie sich hätten halten sollen.
Die Leitlinien hatten Wahlprozeduren vorgesehen, die in Kraft treten sollten,
sobald die erste Generation die Pubertät erreichte. Die Absicht war nicht so
sehr die gewesen, auf der Stelle einen konkreten Entscheidungsprozeß in Gang zu
setzen - die Computer waren durchaus in der Lage, das Wesentliche zu bewältigen
- als vielmehr die, schon in einem frühen Alter den Begriff repräsentativer
Regierung und das Prinzip einer herrschenden Elite einzuprägen und somit das
psychologische Fundament für eine funktionierende Gesellschaftsordnung zu
legen, die zu einem späteren Zeitpunkt mühelos in das bestehende und anerkannte
System übernommen werden konnte. Aus dem Wenigen, was die Chironer mitteilten,
schien sich zu ergeben, daß die ersten Generationen die Leitlinien völlig
mißachtet hatten und überhaupt kein Regierungssystem besaßen, das der Rede wert
gewesen wäre. Das erschien absurd, weil sie über eine blühende und technisch
fortgeschrittene Gesellschaft zu verfügen und, wenn man ehrlich sein wollte,
recht gut zurechtzukommen schienen. Anders ausgedrückt, sie schienen viele Dinge
geheimzuhalten.
    Obwohl sie bei ihren Laserübertragungen höflich und offen wirkten, legten
sie eine Kühle an den Tag, die ausreichte, um Argwohn zu erwecken. Sie
schienen nicht begierig auf die Ankunft ihrer Retter aus weiter Ferne zu
warten. Und bisher hatten sie den Anspruch der Mission auf Souveränität über
die Kolonie im Namen der Neuen Vereinigten Staaten nicht anerkannt.
    »Sie führen uns an der Nase herum«, erklärte General Johannes Borftein,
Oberbefehlshaber der Expeditionsarmee Chiron - des regulären Kontingents an
Bord der »Mayflower II« - der kleinen Gruppe, die sich zu einer inoffiziellen
Besprechung über das weitere Vorgehen mit Garfield Wellesley im privaten
Konferenzraum des Direktors eingefunden hatte. Der Raum befand sich in den
oberen Stockwerken des Regierungszentrums, untergebracht in dem Modul mit der
Bezeichnung Columbia District. Borfteins Gesicht war fahl und von tiefen Falten
wie zerklüftet, sein Haar grau, von schwarzen Streifen durchzogen, und seine
Stimme verriet einen Rest des gutturalen Beiklangs seiner südafrikanischen
Herkunft. »Wir haben zwei Jahre, um hier Ordnung zu schaffen, und sie treiben
Spielchen. Wir haben die Zeit nicht. Wir haben da unten keine Spur von einem
Verteidigungsprogramm gesehen. Ich schlage vor, wir rücken an, demonstrieren
unsere Stärke und verhängen sofort das Kriegsrecht. Das ist der beste Weg.«
    Admiral Mark Slessor, der die Besatzung der »Mayflower II« befehligte,
legte eine zweifelnde Miene an den Tag.
    »Ich bin nicht sicher, daß es so einfach ist.« Er rieb sein kräftiges
Kinn mit den blauen Bartschatten. »Niemand weiß, was wir vorfinden. Sie haben
Fusionsanlagen, Orbitalfähren, Interkontinental-Jets und globale Kommunikation.
Woher wissen wir, daß sie sich mit Verteidigungsaufgaben nicht beschäftigt
haben? Sie besitzen die Kenntnisse und die Mittel. Ich verstehe, was John
meint, aber sein Weg ist zu riskant.«
    »Wir haben nie etwas gesehen, das mit Verteidigung zu tun hat,
    und erwähnt haben sie davon kein Wort«, widersprach Borftein. »Halten wir
uns an die Realität und an das, was wir wissen. Warum die Frage durch
Spekulationen komplizieren?«
    »Was meinen Sie, Howard?« Garfield Wellesley wandte sich an Howard
Kalens, der neben Matthew Sterm saß, dem stellvertretenden Missions-Direktor
mit seiner grimmigen Miene; er hatte bisher geschwiegen.
    Als Chef des Amtes Kontakte leitete Kalens das diplomatische Team für die
ersten Verbindungen zu den Führern Chirons und war in erster Linie für die
Planung des Vorgehens verantwortlich, das die Kolonie mit der Zeit in den
Monaten nach der Landung auf dem Planeten in eine von der Erde beherrschte, dem
Namen nach gemeinsame Regierung führen sollte. Die Frage betraf ihn daher wohl
mehr als die meisten anderen. Kalens ließ sich einen Augenblick

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