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Die Kinder von Alpha Centauri

Die Kinder von Alpha Centauri

Titel: Die Kinder von Alpha Centauri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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ihrem zerstörerischen Erbe belastet zu sein. Es
würde keine Tradition unrealistischer Erwartungen geben, keine ausländischen
Rivalitäten, denen Zugeständnisse gemacht werden mußten, keine lärmenden Massen
in nutzlosen Milliarden, die man beschäftigen mußte. Chiron würde eine
unbefleckte Leinwand sein, ohne Makel, ohne Besudelung, und nur darauf warten,
die Prägung durch Kalens zu erfahren.
    Drei Hindernisse standen noch zwischen Kalens und der Vision, die er
während der Jahre des Vorsitzes über die Art neofeudaler Ordnung gehegt hatte,
nach der sein ideales Gesellschaftmodell beschaffen sein sollte. Zuerst die
Notwendigkeit, seine Wahl als Nachfolger von Wellesley sicherzustellen; aber
Lewis koordinierte eine wirksame Medienkampagne, die Umfragen zeigten ein
hervorragendes Bild, und Kalens war in dieser Beziehung einigermaßen
zuversichtlich. Das zweite war die Frage der Chironer. Er hätte zwar Borfteins
direkte, mätzchenfreie Maßnahmen vorgezogen, mußte aber einräumen, daß nach
sechs Jahren von Wellesleys Mäßigung die öffentliche Meinung an Bord der
»Mayflower II« ein diplomatischeres Vorgehen fordern würde. Wenn die Diplomatie
Erfolg hatte und die Chironer sich glatt einfügten, würde alles gut sein. Wenn
nicht, dann würden die militärischen Fähigkeiten der Mission den
entscheidenden Faktor darstellen, entweder durch Drohung oder durch eine
eskalierende Folge von Demonstrationen; die Meinungen konnten so geformt
werden, daß sie die jeweils nötige Rechtfertigung lieferten. Kalens glaubte
nicht daran, daß eine chironische Verteidigungskapazität in einem Maß vorhanden
war,über die zu diskutieren sich lohnte, aber der Gedanke hatte potentiellen Propagandawert.
Die genaue Methode blieb also zwar unklar, aber er war überzeugt davon, mit den
Chironern fertigzuwerden. Als drittes stellte sich die Frage nach der Mission
der Ostasiatischen Föderation, die in zwei Jahren eintreffen sollte. Wenn die
beiden ersten Probleme geklärt waren, wenn ihm die materiellen und
industriellen Ressourcen eines ganzen Planeten zur Verfügung standen und aus
einer dann wohl vorhandenen Bevölkerung von fünfzigtausend Menschen Rekruten
herangezogen werden konnten, gab es für ihn keinen Zweifel, daß man die Asiaten
ebenso in den Griff bekommen konnte wie ein Jahr danach die Europäer. Diesen
Teil des Traums hatte er niemandem anvertraut, nicht einmal Celia.
    Aber alles der Reihe nach. Es wurde Zeit, die potentiellen Verbündeten
zu mobilisieren, die er in den drei Jahren seit der letzten Wahl im stillen
ausgeforscht und kultiviert hatte. Er stellte das koreanische Porzellan
vorsichtig zurück in das Regal und ging durch den Wohnraum zum Innenhof, wo
Celia auf einer Ruheliege saß, ein tragbares Kom-Gerät auf dem Schoß, und einen
Brief an eine ihrer Freundinnen schrieb.
    Die junge, weltläufige Frau, die Howard Kalens mit sich nach Luna
genommen hatte, um an Bord der »Mayflower II« zu gehen, war jetzt Anfang
Vierzig, aber ihr Gesicht mit dem weiblichen Ausdruck, der mädchenhaften
Hübschheit hatte Charakter und Reife angenommen, ihr Körper sich zu einer
Üppigkeit entfaltet, die nichts von ihrer Feminität verloren hatte. Sie war im
flüchtigen Modepuppensinn des Wortes nicht unbedingt schön, aber die festen,
entschiedenen Linien von Kinn und wohlgeformtem Mund zusammen mit den ruhigen,
prüfenden Augen, die aus der Entfernung die Welt betrachteten, verrieten eine
tieferliegende Sinnlichkeit, die von der Zeit niemals ausgelöscht werden
würde. Ihr schulterlanges, kastanienbraunes Haar war hinten zu einem Pferdeschwanz
zusammengebunden, und sie trug eine helle lange Hose zu einer orangeroten
Seidenbluse, welche die festen vollen Brüste eng umschloß.
    Sie hob den Kopf, als Howard aus dem Haus trat. Ihr Ausdruck veränderte
sich nicht. Ihre Beziehung war, und in entscheidenden Dingen immer gewesen,
eine gesellschaftliche Symbiose, gegründet auf eine gereifte Anerkennung der
Realitäten des Lebens und der damit verbundenen Erwartungen, unkompliziert
durch irgendein Übermaß der romantischen Illusionen, an welche die niedrigeren
Ränge sich auf eine Weise klammerten, die im Hinblick auf Stabilität,
Sicherheit und die Notwendigkeit kontrollierter Fortpflanzung gefördert wurde.
Leider brauchte man die Massen, um das Gefüge zu tragen und zu verteidigen.
Maschinen besaßen wünschenswertere Eigenschaften insoweit, als sie sich ihren
Aufgaben fleißig widmeten, ohne Forderungen zu stellen, aber

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