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Die Kinder von Alpha Centauri

Die Kinder von Alpha Centauri

Titel: Die Kinder von Alpha Centauri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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Celia Kalens.
     
    8
     
    »Heute, am Heiligen Abend des letzten Weihnachten, das wir gemeinsam
feiern, habe ich als Thema meiner Festtagsbotschaft für Sie den Absatz gewählt, der so beginnt: »Lasset die Kindlein zu
mir kommen.« Die Stimme des Vorsitzenden Bischofs der Mission tönte ruhig-heiter aus den Lautsprechern um das
Texas Bowl-Stadion herab auf die zehntausendköpfige Gemeinde, die von den
Stufenreihen aus andächtig lauschte. Das grüne Rechteck des Spielfeldes unten
war gefüllt mit Einheiten der Besatzung und des Militärs an einem Ende,
prachtvoll und regungslos in den Paradeuniformen; in der Mitte Schulkinder in
säuberlich geordneten Blöcken frisch gewaschener und gebügelter brauner und
blauer Jacken; und ihnen gegenüber am hinteren Ende auf der anderen Seite des
Podiums, auf dem der Bischof sprach, die übereinander- stehenden Bankreihen mit
den Prominenten in ihren dunklen Anzügen, pastellfarbenen Mänteln und
ordensbestückten Uniformröcken. Die Stimme sprach weiter. »Die Worte sind
angemessen, denn wir stehen in der Tat im Begriff, solchen zu begegnen, die wir
erkennen und akzeptieren müssen als Kinder im Geiste, wenn auch nicht in allen
Fällen in Körper und Verstand ...«
    Colman stand dicht bei Hanlon vor Zug Zwei und Drei der Kompanie D und
ein kurzes Stück hinter Sirocco, ziemlich weit abseits des Hauptkontingents der
Armee. Nur wenige von der Kompanie waren aus dem einen oder anderen Grund
abwesend, vornehmlich Corporal Swyley, der im Brigadelazarett lag und sich auf
ein Truthahn-Dinner freute; der Dauerauftrag für Spinat- und Fischkost war auf
mysteriöse Weise aus den Dateien des Verwaltungscomputers verschwunden. Der
Diätarzt war überzeugt davon, von dieser Art einmal etwas gesehen zu haben,
räumte aber die Möglichkeit ein, daß er Swyley mit einem anderen Patienten
verwechselte. Swyley hatte bestätigt, daß so etwas in den Dateien gewesen war,
indem er sagte, er sei anderer Meinung, und der Diätarzt hatte mißverstanden
und beschlossen, die Sache auf sich beruhen zu lassen.
    »... in vieler Beziehung vom Weg abgewichen, und wir müssen uns unserer
Christen- wie unserer Patriotenpflicht bewußt sein, diese irrende Herde in den
Schoß der Gemeinde zurückzuführen. Manchmal ist das keine leichte Aufgabe, und
sie verlangt Festigkeit und Hingabe ebenso wie Barmherzigkeit und Verständnis
.. .«
    Colman dachte an die dienstlichen Besprechungen der letzten Zeit über die
Offensivtaktik, Schlüsselstellungen auf der Oberfläche Chirons einzunehmen,
sollte es zu Feindseligkeiten kommen, und an die ausgedehnte Ausbildung in
Terroristen- und Guerillabekämpfung, die begonnen hatte. Die Rede erinnerte
ihn an die Sklavenschiffe von früher, die mit Botschaften von Bruderschaft und
Liebe eingetroffen waren, während unter Deck das Schießpulver in großen Mengen
trockengehalten wurde. War es möglich, Menschen so zu beeinflussen, daß sie
glauben, eines zu tun, während sie in Wahrheit genau das Gegenteil tun, ohne
den Widerspruch zu erkennen? Er fragte sich, was das Direktorat über Chiron
herausgefunden haben mochte, das es nicht an die Öffentlichkeit brachte.
    »Es geziemt uns daher, an diese Dinge zu denken, während wir
    uns mit dem Glauben an unseren Auftrag und der Zuversicht, entsprungen
aus dem Wissen, daß unsere Sache SEIN Wille ist, der kommenden Aufgabe zuwenden
...«
    In der obersten Reihe der Sitzstufen am anderen Ende hinter der Plattform
konnte Colman die aufrechte, silberhaarige Gestalt von Howard Kalens ausmachen,
neben ihm Celia in einem hellblauen Kleid mit passendem Mantel. Sie hatte
Colman von Howards Besitzmanie erzählt, von dem Zwang, Dinge und Menschen
besitzen zu müssen. Er fühlte sich bedroht von allem und jedem, das und den er
nicht beherrschen konnte. Colman hatte es als sonderbar empfunden, daß so
viele Menschen zu jemandem mit solchen seelischen Problemen als einem Führer
aufsahen. Um zu führen, mußte ein Mann lernen, mit den Menschen umzugehen,
damit er ihnen den Rücken zuwenden und sich dennoch sicher fühlen konnte. Celia
weigerte sich, ein Besitztum mehr von Kalens zu werden, und bewies sich das auf
dieselbe Weise, wie Colman sich bewies, daß niemand ihm zu sagen hatte, was er
denken sollte. Soweit kam es, wenn jemand sich so einrichtete, daß er niemandem
den Rücken zuwenden konnte. Colman beneidete Kalens nicht, weder um seine
Stellung noch um sein großes Haus im Columbia District; Colman wußte, daß er
seinem Zug jederzeit den

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