Die Kinder von Alpha Centauri
Falschmanöver nicht bemerkte, es niemandem auffiel, und in den Jahren
seither war seine Technik so vollkommen geworden, daß Swyley ihm jetzt
1343895,20 Dollar einschließlich Zinsen schuldete.
Aber sein Ruf hatte ihn bei der Pokerrunde am Freitag abend so weit
gebracht, daß er nichts gewinnen konnte. Wenn er gewann, behaupteten alle, er
schwindle, wenn nicht, wurde er beschimpft. Mit dem Pokerspielen hatte er also
aufgehört, aber nicht, bevor sein Name als Auslöser mit genug Streitigkeiten
und Schlägereien in Verbindung gebracht worden war, um ihm die Versetzung zur
Kompanie D einzutragen. Während er starr auf die gegenüberliegende Wand
blickte, kam ihm der Gedanke, daß hier, wo es so viele Kinder gab, ein großes
Bedürfnis nach einem Zauberer bestehen müßte. Je mehr er darüber nachdachte,
desto mehr gefiel ihm der Gedanke. Aber um hier etwas erreichen zu können,
mußte er sich zuerst einen Entfesselungstrick einfallen lassen - die Entlassung
aus der Armee. Dazu würde sicher Swyley nützliche Vorschläge haben, dachte
Driscoll.
Tramp, tramp, tramp, tramp. Sein Gedankengang wurde unterbrochen von
gleichmäßigem Marschtritt, der sich von links näherte - nicht die Richtung, in
der die Abteilung verschwunden war, die auch nicht aus dieser, sondern aus der
entgegengesetzten hätte zurückkommen müssen. Außerdem klang das nicht nach
Armeestiefelpaaren in mehrfacher Ausführung, sondern wie ein einziges Paar,
aber schwerer und lauter. Und begleitet war es von zwei Kinderstimmen,
flüsternd und verstohlen, unterbrochen von Gekicher.
Driscoll drehte die Augen eine Spur zur Seite. Sie wurden vor
Ungläubigkeit groß, als einer der Stahlkolosse der Kuan-yin heranmarschierte,
ein Stück Aluminiumröhre auf der linken Schulter, gefolgt von einem
braunhäutigen, indianisch aussehenden Mädchen von ungefähr sieben Jahren und
einem blonden Jungen etwa im selben Alter.
»Abteilung ... halt !« rief das Mädchen.
Der Roboter blieb stehen. »Abteilung ... ach, ich weiß nicht, wie das heißt.
Tu die Füße auseinander und stell dein Gewehr hin.« Der Roboter machte kehrt,
Driscoll genau gegenüber, trat zwei Schritte zurück an die gegenüberliegende
Wand, und ahmte seine Haltung nach. Seine obere Kopfhälfte war eine
durchsichtige Kuppel, in der eine Reihe farbiger Lämpchen blinkte; die untere
Hälfte enthielt ein Metallgitter als Mund und ein Fernsehlinsen-Gehäuse als
Nase; er schien zu grinsen.
»Bleib ... stehn!« befahl das Mädchen.
Sie unterdrückte wieder ein Kichern und sagte leise zu dem Jungen: »Komm, wir
stellen einen vor das Grafiklabor.« Sie schlichen davon, während Driscoll
durch den Korridor auf den unbewegten Roboter starrte.
Einige Minuten vergingen. Niemand rührte sich. Die Lampen des Roboter
blinkten fröhlich durcheinander. Driscoll hatte Mühe, dem stetig wachsenden
Drang zu widerstehen, mit seiner Waffe zu zielen und dem blöden Roboter den
Schädel wegzublasen.
»Warum verpißt du dich nicht?« knurrte er schließlich.
»Warum Sie nicht?«
Einen Augenblick lang glaubte Driscoll, die Maschine hätte seine Gedanken
gelesen. Seine Lider zuckten überrascht, dann begriff er, daß das
ausgeschlossen war - einfach ein Zufall.
»Wie kann ich das?« sagte er. »Ich habe meine Befehle.«
»Ich auch.«
»Das ist etwas anderes.«
»Wieso?«
»Du brauchst das nicht zu tun.«
»Sie schon?«
»Natürlich.«
»Warum?«
Driscoll seufzte gereizt. Das war nicht die Zeit für nutzlose Debatten.
»Das verstehst du nicht«, meinte er mürrisch.
»Nein?« gab der Roboter zurück.
Driscoll mußte über die Antwort nachdenken, und das nahm einige Sekunden
in Anspruch.
»Es ist nicht dasselbe«, sagte er. »Du gibst nur den Kindern nach.«
»Und was machen Sie?«
Driscoll hatte darauf keine Antwort parat. Außerdem sehnte er sich zu
sehr nach einer Zigarette, um philosophieren zu können. Er drehte den Kopf
zuerst nach der einen, dann nach der anderen Seite, um den Korridor
entlangzublicken, bevor er wieder den Roboter ansah. »Kannst du feststellen,
ob von unseren Leuten jemand in der Nähe ist?«
»Ja, das kann ich, und nein, es ist niemand da. Warum - hast du genug?«
»Würde es jemanden stören, wenn ich rauche?«
»Mich stört es nicht, wenn Sie in Flammen aufgehen.« Der Roboter lachte
knarrend.
»Woher weißt du, daß keiner in der Nähe ist?«
»Die Video-Monitorpunkte im Schiff sind zur Zeit alle in Betrieb, und
ich bin an das Netz angeschlossen. Ich kann sehen, was
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