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Die Kinder von Avalon (German Edition)

Die Kinder von Avalon (German Edition)

Titel: Die Kinder von Avalon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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Schritt stärker und lauter.
    »Und was ist aus dem Schwert geworden?«, schrie Siggi gegen das Dröhnen an. »Hat Arthur es mitgenommen?«
    »Das Schwert?« Die Stimme Mâths übertönte selbst das Donnern des Wassers. »Er nahm es mit in das Reich der Menschen, doch es war zu spät, um damit das Land gegen die Feinde zu verteidigen. Die Blüte seiner Krieger war in Caer Siddi geblieben. Und die wenigen, die blieben, zerfielen in zwei Parteien. Die einen hielten zu Arthur, die anderen zu Mordred … So kam es am Ende zwischen ihnen zum Kampf, und Mordred fiel, doch Arthur trug in dem Kampf eine tödliche Wunde davon. Da nahm er das Schwert und warf es in einen tiefen See … und seitdem hat nie jemand mehr etwas von Excalibur gesehen …«
    »Und Arthur? Was wurde aus …?«
    Der Sturm riss ihm die Worte von den Lippen. Doch Mâth hatte verstanden:
    »Die Herrin der Insel nahm ihn zu sich … Habt ihr ihn nicht gesehen? Er schläft, geschützt durch den Zauber von Avalon … Dort wird er bleiben, bis zum Tag, den das Schicksal bestimmt hat … oder bis der Zauber verblasst …«
    Vor ihnen öffnete sich der Weg. Gischt verhüllte den Blick auf das, was voraus lag.
    »Und was …«, rief Hagen, »… was ist mit dem Speer?«
    Das Dröhnen war jetzt so laut, dass er seine eigene Stimme kaum noch verstehen konnte.
    »Der Speer?« Mâth mab Mathonwy war der einzige ruhende Pol in einer Welt, die nur aus Wind und Wasser zu bestehen schien. »In ihm liegt das Schicksal aller Welten … Er war immer hier, er wird immer sein … in der Hand des Königs, dessen Name –«
    »Daaa!«, gellte Siggis Stimme. »O mein Gott!«
    Gunhild krallte sich an Hagen, um nicht den Halt zu verlieren. »Was ist das?«, schrie sie ihm ins Ohr. »Wo sind wir?«
    Sie standen auf einer hohen Felszacke, umtost von schäumender Gischt. Zu ihrer Rechten erstreckte sich das Meer. Zur Linken lag der Rand der Welt.
    So weit das Auge reichte, spannte sich eine Klippe, über die das Wasser des Meeres in die Tiefe stürzte. Gegen diesen Wasserfall waren selbst die Fälle des Niagara und die Victoriafälle in Afrika nicht mehr als ein Wehr, das ein Junge sich zum Spiel in einem Bach gebaut hatte. Alles war erfüllt von dem Tosen und Dröhnen des Wassers, das in eine endlose Tiefe stürzte, in der es nichts gab außer dem Brodeln des Abgrunds und den Gischtwolken, die aus der Tiefe heraufwallten.
    Über die fallenden Wasser spannte sich der wunderschönste Regenbogen, den sie je gesehen hatten. Riesig und in klaren Farben hing er da, zweifach, dreifach, siebenfach. Jenseits des Randes der Welt brannten an einem tiefblauen Firmament die Sterne. Nicht die fernen hellen Punkte, die man, geblendet vom Streulicht, am Nachthimmel sieht, wenn man die Augen zusammenkneift. Nein, diese Sterne leuchteten klar und rein in silbrigem Gold, Schauer von Funken versprühend. Und zwischen dem brodelnden Wasser und den Sternen des Sommers hing die kreisende Stadt.
    Sie schwebte über einem Plateau, das wie ein Felsvorsprung ein Stück über den Rand der Welt hinausragte. Sie war rund, eine Scheibe, und es schien auf ihr Berge und Täler zu geben. Ja, wenn die ganze Welt eine Scheibe war, wie es den Anschein hatte, dann war Caer Siddi vielleicht ein Abbild dieser Welt, eine Anderswelt im Kleinen. Die Stadt schien stillzustehen, doch wenn man den Blick abwandte und dann wieder hinsah, hatten sich die Erhebungen und Vertiefungen darauf ein Stück weitergedreht. Vielleicht stand auch die Stadt in Wirklichkeit still, und die ganze Welt drehte sich um sie.
    »Und wie …«, begann Siggi.
    »… kommen wir da hin?«, vollendete Hagen.
    »Über den Pfad«, sagte Mâth. »Den Pfad der Riesen.«
    »Und wo …?«
    Die Nebel lichteten sich, und da sahen sie es selbst. Von der hohen Felskanzel, auf der sie standen, führte der Weg weiter. Er führte hinab und hinaus, auf den Rand des Abgrunds zu. Es war kein richtiger Weg, eher eine Treppe. Sie bestand aus Hunderten und Tausenden jener schwarzen, sechseckigen Basaltsäulen. Sie ergaben ein Muster wie von Bienenwaben, das an den Rändern bröckelte. Und wie ein Insekt kam man sich vor, angesichts dieser Vielzahl glatter, spiegelnder Flächen, feucht glänzend von der ewigen Gischt des Meeres. Man musste schon ein Riese sein, um diese Stufen hinabzusteigen. Für jeden von kleinerem Körpermaß bedeutete es eine lebensgefährliche Kletterpartie.
    »… nicht hin!«, rief Gunhild.
    »Was?«
    Sie klammerte sich an Hagen. »Ich geh da nicht

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