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Die Kinder von Avalon (German Edition)

Die Kinder von Avalon (German Edition)

Titel: Die Kinder von Avalon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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Finsternis, bin ich.
    Der alte Mann vor dem Altar war in die Knie gebrochen. Hilflos sah er zu, wie sich seine eigene Hand, die nach dem Kelch gegriffen hatte, gegen ihn wandte und sich um seine eigene Kehle legte.
    »Fort mit dir, Hund von Annwn!«, rief eine klare Stimme aus der Dunkelheit. Licht flammte auf. In seinem Schein stand Llew, unerschrocken, den Speer erhoben. Licht und Schatten, so standen sie einander gegenüber, auf der einen Seite die dunkle, alles verzehrende Glut, das urtümliche Feuer, aus dem alles geboren wird und in das alles am Ende zurückkehrt, und auf der anderen die Macht des Geistes, die immer gegen das Vergessen kämpft und niemals aufgibt.
    Dann legte sich der Schatten über die strahlende Stirn des jungen Helden, und Dunkelheit hüllte ihn ein.
    Doch sicher und schnell ist die Hand von Llew Llaw Gyffes und schrecklich der Zorn des Löwen, wenn er geweckt wird.
    Der Speer flog in einer blitzenden Bahn.
    Und traf sein Ziel.
    Licht sprang auf in den Schatten. Erst nur ein Punkt, grün, von der Farbe des Lebens, wuchs es und breitete sich aus. Wie ein Feuer flammte es auf, wie ein Brand in trockenem Heidekraut, an das ein Funke gelegt wird, weitete es sich zum Flächenbrand, von innen nach außen und dann überall zugleich. Grün und rotgolden brandeten die Flammen über Llew hinweg, der immer noch im Schwung seiner Bewegung gefangen war, und versengten ihn, blendeten ihn mit ihrer Lohe. Doch nichts und niemand konnte dem Herrn des Lichts in jener Stunde seiner Bewährung etwas anhaben. Und so nahm er das Feuer in sich auf und ging geläutert daraus hervor, während vor ihm der Herr der Finsternis, der dem Schicksal getrotzt hatte, welches noch über den Göttern steht, zu einem Häuflein Asche verbrannte.
    In der Hitze des Kampfes hatte sich der junge Arthur dem steinernen Tisch genähert. Woher er den Mut nahm, dies zu tun, während um ihn der Kampf der Gewalten tobte, wer will es sagen? Vielleicht war es nur der Gedanke, der ihm eingepflanzt worden war, als Teil eines tückischen Plans; vielleicht war es auch etwas von dem Willen, der die Menschen von den Göttern unterscheidet. Er hatte nur eines vor Augen. Sein Ziel war das Schwert.
    Excalibur.
    »Nein! Das Schwert gehört mir!«
    Arthur taumelte zur Seite. Aus dem Hinterhalt stürzte eine schlanke, schwarz gelockte Gestalt hervor. Die ganze Zeit hatte sie sich im Hintergrund gehalten, ein Schatten in den Schatten. Dies war ihre Stunde, jetzt, wo die Macht der Finsternis mit der Macht des Lichtes rang.
    Mordred griff nach dem Schwert. Doch er erreichte es nie.
    Sturm war aufgekommen. Die hohen Fenster splitterten. In den Schatten flackerten Blitze. Donner grollte. Und die Welt riss auf, wie ein Schleier zerreißt.
    Der Kelch fiel zu Boden, und der Stein im Knauf löste sich aus seiner Fassung …
    Camelot Hall, Cornwall, 1899.
    Regen peitschte durch zerbrochene Fenster. In dem flackernden Schein des Gewitters saßen acht Männer um einen Tisch.
    Der Tisch war in Felder unterteilt, rot und weiß, mit seltsamen Schriftzeichen markiert. Die Männer selbst hatten Anzüge mit hohen steifen Kragen an und Mäntel um die Schultern, geschmückt mit Kreuzen und anderen Symbolen; der, der am Kopf des Tisches saß, trug einen Mantel mit Hermelinbesatz und auf dem Kopf eine Krone, wie ein König. Sie hatten die Hände auf den Tisch gelegt wie zu einer spiritistischen Séance. Doch keiner von ihnen hatte mit den Geistern gerechnet, die sie heute Nacht heraufbeschworen.
    Aus dem Nichts öffnete sich ein Riss im Raum.
    Golden blinkte der Kelch, als er auf den Tisch rollte.
    Mit einem Donnerschlag und einem Krachen brach der Tisch mittendurch.
    Lord Arthur Fitzroy saß mit offenem Mund da. Sein Gesicht war totenbleich.
    Über die geborstene Tischplatte war der Kelch auf ihn zugerollt. Unwillkürlich streckte er die Hand aus, um danach zu greifen, doch er erreichte ihn nie. Denn sein Blick wurde gefangen von etwas, das aufblitzte wie ein geschliffener Kristall. Der Stein wirbelte durch die Luft, eine Spur silbernen Glanzes hinter sich herziehend …
     … und drehte und drehte sich, immer weiter und weiter. Schneller und schneller wirbelte er herum, mal oben, mal unten, ein silberner Kreis, ein Rad, das sich drehte, ohne Anfang und Ende. Der Stein war in dem Rad; ja, in gewisser Weise war er das Rad, das große Rad des Schicksals, das immer in Bewegung war.
    Eine weiße Hand berührte das Rad. Es war die Hand einer Göttin. Sie berührte das Rad, und

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