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Die Kinder von Avalon (German Edition)

Die Kinder von Avalon (German Edition)

Titel: Die Kinder von Avalon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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Kuppel, die sich in der Dunkelheit verlor. Und vor ihm, erleuchtet von einem inneren, grünlich schimmernden Licht, erstreckte sich eine Wasserfläche.
    Jetzt erst merkte er, wie durstig er war. Mit schweren, tappenden Schritten ging er auf das Wasser zu. Seine Beine wollten ihn kaum noch tragen. Am Rande des Teiches ließ er sich auf die Knie nieder, schöpfte mit der hohlen Hand von dem kristallklaren Nass und trank.
    Das Wasser war so kalt, dass ihm die Zähne schmerzten. Aber es schien ihm, als hätte er noch nie etwas so Köstliches getrunken.
    »Ohhh-h-h-h!« Ihn schauderte.
    »Siggi? Bist du das?«
    Siggi blickte auf. Die Stimme hatte so nahe geklungen, als stünde der Sprecher direkt neben ihm. Einen Moment lang war er irritiert, als er in der ungewissen Helle niemanden sah. Dann bewegte sich etwas auf der anderen Seite der Wasserfläche, und er erinnerte sich daran, dass Stimmen an Teichen besonders weit trugen, weil das Wasser den Schall leitete.
    »Hagen?«
    Der andere richtete sich auf. Das Licht, das aus der Tiefe des Teiches drang, beleuchtete ihn von unten und warf einen riesigen Schatten auf die Wand des Kuppelsaals. Der Schatten des Speers in seiner Hand schien bis in die Unendlichkeit zu reichen. Dann bewegte sich der Schatten um den Rand des Teiches herum, als Hagen auf ihn zukam.
    »Mann, ist das unheimlich hier«, meinte Siggi, froh darüber, nicht mehr allein zu sein.
    »Und kalt«, sagte Hagen. Seine Stimme zitterte, und Siggi kam zu Bewusstsein, dass sein Freund nur ein T-Shirt trug. Wenn er selbst in seinem Parka schon fror wie ein Schlosshund, wie musste es dann erst Hagen ergehen?
    »Wie bist du hierher gekommen? Auf demselben Weg wie ich?«
    Hagen schüttelte den Kopf. »Ich hab mich auch immer rechts gehalten. Aber ich bin auf der anderen Seite rausgekommen.« Er wies mit dem Kinn über den Teich. »Es scheint mehr als einen Weg zu geben.«
    »Woher hast du das überhaupt gewusst? Dass man sich immer rechts halten muss, meine ich?«
    Hagen grinste. »Vom … vom … wie heißt das auf Deutsch? Jahrmarkt? Da gab’s bei uns früher so ein Labyrinth, das nannte sich ›Glass Palace‹. Mit riesigen Scheiben, vom Boden bis zur Decke. Durch diesen Glaspalast kam man auch nur so ans Ziel. Gab’s so was bei euch auch?«
    »Nein«, antwortete Siggi. »Nicht dass ich wüsste.« Es klang für ihn wie eine Belustigung aus dem letzten Jahrhundert. »Und wie kommen wir jetzt hier wieder raus? Auf demselben Weg?«
    »Ich fürchte, nein«, sagte Hagen. »Ich schätze, der Trick funktioniert nur einmal. Der Turm verändert sich. Hörst du es nicht?«
    Als Siggi in das Schweigen lauschte, erkannte er, was Hagen meinte. Es war ein leises, fast unhörbares Knirschen von Glas gegen Glas. Die Wände rieben gegeneinander. Im ersten Augenblick dachte Siggi, es sei vielleicht nur der Unterschied von Licht und Dunkelheit, der das Glas, das sich in der Wärme des Tages ausgedehnt hatte, dazu brachte, nun in der Kälte der Nacht zu schrumpfen. Doch dann hätte es unter der inneren Spannung knacken und knistern müssen. Es klang eher wie ein gewaltiger verborgener Mechanismus, der die Wände des Labyrinths gegeneinander verschob und ihr inneres Gefüge neu ordnete. Vielleicht war es die ganze Zeit so gewesen, und sie hatten es nur nicht gemerkt, wegen des Heulens von Wind und Gezeiten in den gläsernen Röhren. Vielleicht hatte aber auch etwas anderes diesen Mechanismus ausgelöst, nachdem der Irrgarten seinen Zweck erfüllt hatte: sie in das Innere des Turmes zu locken.
    Zitternd holte Siggi Luft. Sein Blick streifte über die glatten Wände, die hohe, dunkle Kuppel. »Und es gibt keinen Weg nach draußen?«
    »Doch«, sagte Hagen. »Aber ich trau mich nicht.«
    Siggi sah ihn verblüfft an. Hagen zeigte mit dem Speer, und Siggi sah, was sein Freund meinte.
    Sein Blick ging hinab in die lichterfüllte Tiefe des Teiches. Das Wasser schien aus sich heraus zu leuchten, und je tiefer man blickte, umso heller wurde es. An seinem Grund glühte das Wasser förmlich, mit einem kalten, grünlichen Licht, wie man es von Glühwürmchen kannte oder von Tiefseefischen. Von diesem Grund stiegen Luftblasen auf.
    Sie kamen aus einer kreisförmigen Öffnung, offenbar dem Eingang zu einer Röhre, die aus dem Kessel wegführte.
    Siggi schluckte. »Da runter?« Er erinnerte sich daran, wie kalt das Wasser gewesen war, als er davon getrunken hatte. »Das ist nicht dein Ernst.«
    »Siehst du eine andere Möglichkeit? Wir haben die Wahl

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