Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder von Avalon (German Edition)

Die Kinder von Avalon (German Edition)

Titel: Die Kinder von Avalon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
Vom Netzwerk:
etwas anfangen konnte. Erin, das Zauberreich des alten Irland, in dem sie, ihr Bruder und ihr Freund selbst gewandelt waren. Es war ihr erschienen, als sei es schon eine Ewigkeit her, und doch wirkte es mit einem Mal ganz nah. So als ob all die alten Geschichten in einer seltsamen und geheimnisvollen Verbindung miteinander standen …
    »Du wirst nie etwas lernen, wenn du mich dauernd unterbrichst«, knurrte Taliessin.
    »Entschuldigung«, sagte Gunhild. »Erzählen Sie weiter.«
    Zumindest würde es helfen, die Schatten fern zu halten.
    »So höre, lerne und erinnere dich an das, was ich dir nun sage. Denn ich werde es dir nur ein einziges Mal erzählen, und du sollst all dies in deinem Gedächtnis behalten, so wie ich es dir berichte, jedes Wort, jede Wendung und jede Note meines Gesangs …
    Brân, Sohn des Llŷr, war zu jener Zeit König von Powys und Herrscher über die gesamte Insel der Mächtigen. Er hielt Hof in seinem Haus zu Harlech, und bei ihm waren sein Bruder Manawyddan, seine Schwester Branwen und seine beiden Halbbrüder Nissyen und Evnissyen, die Kinder seiner Mutter Penarddun, Tochter der Dôn, mit einem Mann aus dem Volk von Gwynedd. Außerdem waren bei ihm Pryderi, Prinz von Dyved, und Fürsten und Häuptlinge aus allen Gebieten von Prydain.
    Eines Tages, als Brân auf dem Felsen von Harlech saß und auf das Meer hinausblickte, sah er dreizehn Schiffe, die mit einem günstigen Wind aus Erin gesegelt kamen. Sie waren bunt geschmückt, seidene Banner wehten am Mast, und als sie näher kamen, war auf dem vordersten Schiff ein Mann zu sehen, der einen Schild hochhielt, mit der Spitze nach oben als Zeichen des Friedens.
    Als die Fremden an Land gingen, grüßten sie Brân und nannten ihr Begehr. Matholwch, der König von Erin, war bei ihnen; dies waren seine Schiffe, und er war gekommen, um die Hand Branwens, der Schwester Brâns, zu erbitten, auf dass Erin und Prydain sich verbünden und gemeinsam noch mächtiger werden sollten.
    Die Männer von Erin wurden gastfreundlich aufgenommen, und nachdem er mit den Fürsten Rat gehalten hatte, fragte Brân seine Schwester, ob sie gewillt sei, mit Matholwch die Ehe einzugehen. Denn unter den alten Völkern von Prydain galten Frauen so viel wie Männer, und keine wurde gegen ihren Willen verheiratet. Branwen stimmte zu und so feierte man ein großes Fest, und sie wurde die Frau des Königs von Erin.
    Nissyen, Penardduns Sohn, war ein Mann von sanfter Natur, der immer Frieden zu stiften suchte, wenn der Zorn am größten war. Aber Evnissyen, sein Bruder, liebte nichts mehr, als Frieden in Streit und Zwietracht zu verwandeln. Am Tag nach dem Fest kam er durch Zufall auf eine Weide, wo Pferde grasten, und fragte, wem diese Tiere gehörten. ›Dies sind die Pferde Matholwchs, der mit deiner Schwester verheiratet ist‹, sagte man ihm. ›Und ist es nicht so‹, erwiderte er, ›dass man sie ihm zur Frau gegeben hat ohne meine Zustimmung und dass dies eine Beleidigung für mich ist?‹ Daraufhin stürzte er sich auf die Pferde und zog ihnen die Ohren lang und flocht ihre Schwänze zusammen und machte so Esel aus ihnen allen. Und keiner konnte ihn hindern, denn durch seine Mutter entstammte er dem Geschlecht der Göttin Dôn, und ihre Zaubermacht war stark in ihm.«
    »Er muss ziemlich verrückt gewesen sein«, konnte Gunhild sich nicht enthalten zu bemerken.
    Taliessin warf ihr einen Seitenblick zu, wegen der Unterbrechung, ging dann aber doch darauf ein. »Vielleicht aber folgte er auch nur seinem Schicksal.
    Als Matholwch von der Tat hörte, war er zornig und befahl seinen Leuten, sogleich die Schiffe zu beladen, um nach Hause zu segeln. Brân schickte Boten aus, um zu erfahren, was geschehen war, und als man es ihm berichtete, sandte er seinen Bruder Manawyddan zu Matholwch, um Abbitte zu leisten. Für jedes Pferd, das Evnissyen entstellt hatte, bot er zwei und zusätzlich einen Stab aus Silber, so hoch wie er selbst, und einen goldenen Teller, so groß wie sein Gesicht. Dies war eine reiche Gabe, denn Brân der Gesegnete war ein Riese an Gestalt, zweimal so groß wie gewöhnliche Menschen.«
    Gunhild sah den Erzähler misstrauisch an, sagte aber nichts. Bei den vielen fantastischen Dingen, die sie erlebt hatte, war ein Mann von drei Meter sechzig sicherlich nicht das Ungewöhnlichste, auch wenn sie wusste, dass es biologisch unmöglich war.
    »Matholwch nahm die Gabe an, wenn auch widerwillig, und segelte zurück nach Erin. Und als ein Jahr vergangen war, gebar

Weitere Kostenlose Bücher