Die Kinder Von Eden : Roman
Grinsen aufblitzen. »Darauf können Sie Ihren hübschen Hintern verwetten. Aber mal im Ernst. Sie können diese Information doch bestimmt an diesen Marvin Soundso weiterleiten, oder?«
»Als ich meinem Boß von den Los Alamos erzählte, hat er mir befohlen, mich ja nicht noch einmal einzumischen.«
Michael wurde wütend. »Das ist ja unglaublich!« schimpfte er. »Sie können doch nicht totschweigen, was ich Ihnen gesagt habe.«
»Keine Bange, tu ich nicht«, sagte Judy knapp. »Bewahren wir erst mal kühlen Kopf und denken nach. Was können wir mit dieser Information anfangen? Wenn es uns gelingt, herauszufinden, woher dieser seismische Vibrator stammt, stoßen wir vielleicht auf eine Spur, die uns zu den Kindern von Eden führt.« »Genau«, sagte Bo. »Diese Verrückten haben das Ding entweder gekauft oder gestohlen, wobei letzteres wahrscheinlicher ist.«
»Wie viele von diesen Geräten gibt es in den Vereinigten Staaten, Michael?« fragte Judy. »Hundert? Tausend?«
»Irgendwas dazwischen«, erwiderte er.
»Also nicht übermäßig viele. Und die Hersteller haben wahrscheinlich Unterlagen über jedes verkaufte Gerät. Ich könnte heute abend Nachforschungen anstellen, wer seismische Vibratoren baut und von den betreffenden Firmen Listen erstellen lassen.Und falls das Gerät, um das es uns geht, gestohlen wurde, könnte es bei der nationalen Informationsstelle für Verbrechen registriert sein.« Die NCIC, die von der FBI-Zentrale in Washington, D.C. geleitet wurde, stand jeder Polizei- und Justizbehörde für Anfragen zur Verfügung.
Bo sagte: »Die NCIC kann nur so gut arbeiten, wie es auf de Grundlage der Informationen möglich ist, die man ihr übermittet. Außerdem haben wir im vorliegenden Fall keinen legalen Zugang und wir können unmöglich wissen, wie der Computer der NCI unsere Information einstuft. Ich könnte die Polizei von San Francisco einschalten und Erkundigungen über mehrere Bundesstaaten zugleich einholen, indem wir den CLETS-Computer benutzen.«
Das CLETS war das Telekommunikationssystem der kalifornischen Polizei- und Justizbehörden. »Außerdem könnte ich dafür sorgen, daß die Zeitungen ein Foto von einem solchen Fahrzeug veröffentlichen, damit die Bevölkerung danach Ausschau hält.«
»Das ist ja alles gut und schön«, sagte Judy, »aber wenn du das tust, wird Kincaid wissen, daß ich dahinterstecke.«
Mit einem Ausdruck der Verzweiflung verdrehte Michael die Augen.
Bo sagte: »Nicht unbedingt. Ich werde den Zeitungsleuten nicht unter die Nase binden, daß die Sache mit den Kindern von Eden zu tun hat. Ich sag‘ einfach, daß wir nach einem gestohlenen seismischen Vibrator suchen. Ein höchst ausgefallener Autodiebstahl, wenn man so will. Die Presse wird auf diese Story abfahren.«
»Eine prima Idee«, sagte Judy. »Könnte ich einen Ausdruck der drei Diagramme bekommen, Michael?« »Ja, sicher.« Er drückte eine Taste, und der Drucker surrte los.
Judy legte Michael eine Hand auf die Schulter. Sie spürte seine warme Haut durch den Stoff seines Hemdes. »Ich hoffe sehr, Dusty fühlt sich besser«, sagte sie.
Michael legte eine Hand auf die ihre. »Danke.« Seine Berührung war sanft, seine Handfläche trocken. Judy durchrieselte ein
Schauder der Erregung. Schließlich zog Michael die Hand weg und sagte: »Äh … vielleicht sollten Sie mir Ihre Handynummer geben, damit ich Sie notfalls schnell erreichen kann.«
Judy zog eine Visitenkarte hervor. Sie überlegte einen Augenblick; dann schrieb sie ihre Privatnummer darauf, bevor sie ihm die Karte reichte.
Michael sagte zu Judy und Bo: »Wenn Sie diese Anrufe gemacht haben …«
Er zögerte. »Wie war‘s, wenn wir uns auf einen Drink treffen? Oder zum Abendessen? Ich würde sehr gern erfahren, welche Fortschritte Sie machen.«
»Ich kann nicht«, sagte Bo. »Ich muß zu ‚nem Bowlingmatch.«
»Und wie ist es mit Ihnen, Judy?«
Soll das eine Verabredung zum Rendezvous sein?
»Eigentlich wollte ich noch einen Krankenbesuch machen«, sagte sie.
Michael blickte enttäuscht drein.
Und Judy wurde klar, daß sie nichts lieber tun würde, als mit Michael Quercus zu Abend zu essen.
»Aber ich nehme an, daß ich nicht den ganzen Abend im Krankenhaus verbringe«, sagte sie. »Also gut, gehen wir essen.«
Es war erst eine Woche vergangen, seit die Ärzte den Krebs bei Milton Lestrange diagnostiziert hatten, doch er sah jetzt schon abgemagert und gealtert aus. Vielleicht rief die Krankenhaus-Umgebung diesen Eindruck
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