Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
und sagte: »Oh, Mann. Unglückliche Familien.«
    Judy nickte. Doch sie mochte Michael mehr als zuvor. Am liebsten hätte sie ihn umarmt und gesagt:
    Du tust dein Bestes, mehr kann man von keinem erwarten.
    »Trotzdem ist er dein Typ«, sagte Bo.
    »Habe ich einen Typ?«
    »Du liebst die Herausforderung.«
    »Weil ich mit einer aufgewachsen bin.«
    »Meinst du mich?« Bo spielte den Empörten. »Ich hab‘ dich verwöhnt und verzogen.«
    Sie kniff ihn in die Wange. »Das auch.«
    Als Michael zurückkam, war seine Miene düster, und er wirkte nervös. Er bot Judy und Bo weder einen Drink noch eine Tasse Kaffee an, und das Cap‘n Crunch schien er ganz vergessen zu haben. Er setzte sich an seinen Computer. »Schauen Sie sich das mal an«, sagte er ohne Vorrede.
    Judy und Bo stellten sich hinter ihn und sahen ihm über die Schulter.
    Ein Diagramm erschien auf dem Monitor. »Hier sehen Sie das Seismogramm vom Erdbeben im Owens Valley mit den rätselhaften Schockwellen unmittelbar vor dem eigentlichen Beben, für die ich keine Erklärung hatte. Erinnern Sie sich?«
    »Ich schon«, sagte Judy.
    Michael holte ein anderes Diagramm auf den Bildschirm. »Hier ist ein typisches Erdbeben, das ungefähr die gleiche Stärke hatte. Nur sind in diesem Fall die normalen Vorbeben zu erkennen. Sehen Sie den Unterschied?«
    »Ja.« Die normalen Vorbeben waren ungleichmäßig stark und traten unregelmäßig auf, wogegen die Schockwellen beim Beben im Owens Valley einem Muster folgten, das zu regelmäßig aussah, als daß es natürlichen Ursprungs sein konnte.
    »Jetzt schauen Sie sich das hier an.« Ein drittes Diagramm erschien auf dem Monitor. Es zeigte die regelmäßigen Muster von Schockwellen gleicher Stärke, genau wie auf dem Diagramm des Bebens im Owens Valley.
    »Woher stammen diese Erschütterungen?« fragte Judy.
    »Von einem seismischen Vibrator«, verkündete Michael triumphierend.
    »Was, zum Teufel, ist das?« wollte Bo wissen.
    Judy hätte beinahe gesagt:
    Keine Ahnung, aber ich glaube, so ein Ding hätte ich gern.
    Sie verkniff sich ein Grinsen.
    »Ein seismischer Vibrator ist ein Gerät, das von der Erdölindustrie zur Erkundung tieferer Erdschichten benutzt wird. Vereinfacht ausgedrückt, wird am hinteren Teil des Fahrzeugs eine große; Stahlplatte auf den Boden gesenkt, die Schockwellen oder Vibrationen durch die Erdkruste jagt. Die Schockwellen werden zurückgeworfen und von sogenannten Geophonen aufgefangen, die eine genaue Bestimmung der Beschaffenheit des Erdinneren ermöglichen.«
    »Und diese Schockwellen haben das Beben ausgelöst?«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, daß es ein Zufall war.«
    Judy nickte ernst. »Dann stimmt es also. Diese Leute können, tatsächlich Erdbeben auslösen.« Als ihr die volle Tragweite dieser Worte bewußt wurde, durchlief sie ein kalter Schauder.
    Bo sagte: »Großer Gott. Dann hoffe ich nur, die kommen nicht, nach San Francisco.«
    »Oder Berkeley«, sagte Michael. »Um ehrlich zu sein – auch wenn ich Ihnen gesagt hatte, daß so etwas möglich ist, habe ich eigentlich nie daran geglaubt. Bis jetzt.«
    »Das Beben im Owens Valley war relativ schwach.«
    Michael schüttelte den Kopf. »Das darf uns nicht in Sicherheit wiegen. Die Heftigkeit eines Erdbebens hat nichts mit der Stärke der Erschütterungen zu tun, die das Beben auslösen, sondern hängt von den seismischen Spannungen in der Spalte ab. Der seismische Vibrator könnte Beben jeder Stärke hervorrufen – von einem kaum wahrnehmbaren Erdstoß bis hin zu einem zweiten Loma Prieta.«
    Judy konnte sich so lebhaft an das Beben von Loma Prieta im Jahre 1989 erinnern, als wäre es ein Alptraum aus der vergangenen Nacht.
    »Mist«, sagte sie. »Und was sollen wir jetzt tun?«
    Bo sagte: »Wir? Du bist von dem Fall entbunden.«
    Michael runzelte verwirrt die Stirn. »Ja, das haben Sie mir schon erzählt«, sagte er zu Judy. »Aber den Grund dafür haben Sie mir noch nicht genannt.«
    »Bürointrigen«, sagte Judy. »Wir haben einen neuen Boß, der mich nicht leiden kann. Er hat den Fall einem Mitarbeiter übertragen, den er mir vorzieht.«
    »Das gibt‘s doch gar nicht!« stieß Michael hervor. »Eine Terroristengruppe löst Erdbeben aus, und das FBI ergeht sich in einem Familienstreit darüber, wer diese Verrückten jagen darf!«
    »Was soll ich dazu sagen? Lassen Wissenschaftler zu, daß ihnen auf der Suche nach der Wahrheit persönliche Streitigkeiten in den Weg geraten?«
    Michael ließ sein typisches plötzliches

Weitere Kostenlose Bücher