Die Kinder Von Eden : Roman
Coastal Electric für ihr Land kassieren, und freuen sich schon auf den Umzug an einen neuen Ort. Ach ja – und am Freitagnachmittag, um zwanzig nach zwei, sind sechs von den sieben Männern in einem Laden namens Frank‘s Sporting Weapons in Silver City gewesen und haben Munition gekauft.«
Judy schüttelte den Kopf. »Wer ist eigentlich auf den dämlichen Gedanken gekommen, bei den Los Alamos eine Razzia zu machen?«
Du selbst, natürlich.
Simon sagte: »Heute morgen bei der Einsatzbesprechung hat Marvin behauptet, es wäre seine Idee.« »Geschieht ihm recht, daß es in die Hose gegangen ist.« Judy runzelte die Stirn. »Aber ich kapiere es nicht. Es sah nach einer verdammt heißen Spur aus.«
»Morgen nachmittag hat Brian eine weitere Besprechung mit Mr. Honeymoon in Sacramento. Jetzt sieht‘s ganz so aus, als würde er mit leeren Händen antanzen.«
»Das wird Mr. Honeymoon aber gar nicht gefallen.«
»Na ja, so reizbar soll er nun auch wieder nicht sein, hab‘ ich mir sagen lassen.«
Judy lächelte verkniffen. Sie konnte Kincaid zwar nicht ausstehen; aber deshalb gefiel es ihr noch lange nicht, daß die Razzia ein Fehlschlag gewesen war. Denn das hieß, daß die Kinder von Eden noch immer existierten, irgendwo da draußen, und ein weiteres Erdbeben planten.
»Danke, Simon. Wir sehen uns morgen.«
Kaum hatte Judy den Hörer eingehängt, klingelte das Autotelefon. Es war der Mann von der Telefonzentrale im Office. »Ein Professor Quercus hat angerufen und eine Nachricht hinterlassen. Er sagte, es sei dringend. Er hätte wichtige Neuigkeiten für Sie.«
Judy kämpfte mit sich, ob sie Marvin anrufen und ihm die Nachricht zukommen lassen sollte. Doch sie war zu neugierig darauf, was Michael zu berichten hatte. Sie wählte seine Privatnummer.
Als er sich meldete, konnte Judy im Hintergrund den Soundtrack einer Fernseh-Zeichentrickserie hören. Sie vermutete, daß Dusty immer noch bei Michael war. »Hier Judy Maddox«, sagte sie.
»Hallo! Wie geht‘s?«
Judy hob die Brauen. Ein Wochenende mit Dusty hatte Michael offenbar umgänglicher werden lassen. »Mir geht es prima, aber ich bin den Fall los«, sagte sie.
»Ich weiß. Ich habe versucht, den Burschen zu erreichen, der die Sache übernommen hat. Der Mann hat einen Namen wie ein Soulsänger …«
»Marvin Hayes.«
»Genau. Wie Dancin‘ in the Grapevine von Marvin Hayes und den Haystacks.«
Judy lachte.
»Aber er nimmt meine Anrufe nicht entgegen«, sagte Michael. »Deshalb muß ich mich an Sie halten.«
Das klang schon mehr nach Michael. »Okay. Was haben Sie denn Neues für mich?«
»Können Sie nicht zu mir kommen? Ich muß es Ihnen wirklich zeigen.«
Schon der Gedanke, Michael wiederzusehen, stimmte Judy freudig, machte sie sogar ein bißchen aufgeregt. »Haben Sie noch Cap‘n Crunch!«
»Ich glaube, ein bißchen ist noch übrig.«
»Also gut. In ungefähr einer Viertelstunde bin ich bei Ihnen.«
Judy hängte ein. »Ich muß zu meinem Seismologen«, sagte sie zu Bo. »Soll ich dich an der Bushaltestelle absetzen?«
»Ich kann nicht wie Jim Rockford mit dem Bus kutschieren. Ich bin Inspektor aus San Francisco!«
»Ach ja? Du bist ein menschliches Wesen.«
»Stimmt, aber die Typen von den Straßengangs wissen das nicht.«
»Die wissen nicht, daß du ein Mensch bist?«
»Für die bin ich ein Halbgott.«
Es sollte ein Scherz sein, doch Judy wußte, daß ein Körnchen Wahrheit in Bos Worten steckte. In dieser Stadt brachte er seit fast dreißig Jahren schwere Jungs hinter Schloß und Riegel. Jeder Halbstarke an einer x-beliebigen Straßenecke, der Crack in den Taschen seiner Fliegerjacke versteckte, hatte Schiß vor Bo Maddox.
»Also willst du mich nach Berkeley begleiten?«
»Klar, warum nicht? Ich bin neugierig darauf, deinen gutaussehenden Seismologen kennenzulernen.«
Judy wendete den Wagen und fuhr in Richtung Bay Bridge. »Wie kommst du darauf, daß er gut aussieht?«
Bo grinste. »Das kann ich raushören, wenn du mit ihm redest« erwiderte er selbstgefällig.
»In deiner eigenen Familie solltest du keine Bullen-Psychologie anwenden.«
»Red keinen Quatsch. Du bist meine Tochter. Ich kann deine Gedanken lesen.«
»Na schön. Du hast recht. Er sieht blendend aus. Aber ich mag ihn nicht sonderlich.«
»So?« Bos Stimme klang skeptisch.
»Er ist arrogant und schwierig. Nur wenn er sein Kind bei sich hat, ist es nicht so schlimm. Das macht ihn umgänglicher.«
»Er ist verheiratet?«
»Er lebt in Trennung.«
»Wer in
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