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Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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eine sehr schöne Frau, und ich wollte sie vögeln. So, jetzt ist es raus.«
    Judy lächelte in der Dunkelheit. Also hatte Ginny doch halbwegs richtig gelegen.
    »Das habe ich gewußt«, sagte sie. »Aber ich bin froh, daß du es mir gesagt hast. Gute Nacht.« Sie ging davon.
    »Gute Nacht«, sagte Michael und seine Stimme klang verwirrt. Einen Augenblick später riet er Judy zu: »Bist du wütend?«
    „Nein«, sagte sie über die Schulter. »Jetzt nicht mehr.«
    Priest erwartete Melanie am frühen Nachmittag in der Kommune zurück. Als die Abendessenszeit kam und Melanie immer noch nicht erschienen war, machte er sich Sorgen.
    Bei Einbruch der Dunkelheit hatten die Sorgen sich zu Angst und Verzweiflung gewandelt. Was war mit Melanie? Hatte sie beschlossen, zu ihrem Mann zurückzukehren? Hatte sie ihm alles gebeichtet? Oder saß sie vielleicht sogar in einem Vernehmungszimmer im FBI-Gebäude in San Francisco und schüttete Agentin Maddox ihr Herz aus?
    Priest brachte es nicht fertig, im Küchenhaus zu sitzen oder auf seinem Bett zu liegen. Er nahm ein Windlicht, ging über das Weingut und durch das Waldstück zum Parkplatz und wartete dort, lauschte auf das Motorengeräusch von Melanies altem Subaru – oder das Knattern des FBI-Hubschraubers, der das Ende ankündigen würde.
    Spirit hörte das Geräusch zuerst. Er spitzte die Ohren, spannte die Muskeln und rannte dann kläffend den Feldweg hinauf. Priest erhob sich, lauschte noch angestrengter. Es war der Subaru. Eine Woge der Erleichterung überschwemmte ihn. Während er beobachtete, wie die Lichter zwischen den Bäumen näher kamen, spürte er ein Ziehen in den Schläfen. Er hatte seit Jahren keine Kopfschmerzen gehabt.
    Melanie stellte den Wagen schräg und nachlässig ab, stieg aus und knallte die Tür zu.
    »Ich hasse dich!« fuhr sie Priest an. »Ich hasse dich, daß du mich dazu getrieben hast.«
    »Hatte ich recht?« fragte er. »Stellt Michael diese Liste für das FBI zusammen?«
    »Du kannst mich mal!«
    Priest erkannte, daß er einen Fehler gemacht hatte. Er hätte mitfühlend und verständnisvoll sein müssen. Für einen Augenblick hatte er der Furcht erlaubt, sein klares Urteilsvermögen zu trüben. Jetzt mußte er Zeit darauf verwenden, Melanie wieder versöhnlich zu stimmen. »Ich habe dich darum gebeten, weil ich dich liebe, verstehst du das nicht?«
    »Nein, verstehe ich nicht. Ich verstehe überhaupt nichts mehr.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust und wandte sich von ihm ab, starrte in die Dunkelheit des Waldstücks. »Ich weiß nur, daß ich mir wie eine Prostituierte vorkomme.«
    Priest platzte vor Neugier auf das, was Melanie herausgefunden hatte, doch er zwang sich, ruhig zu bleiben. »Wo bist du so lange gewesen?«
    »Bin herumgefahren. Hab‘ auf einen Drink an einer Kneipe gehalten.«
    Priest schwieg eine Weile. Schließlich sagte er: »‘ne Nutte tut‘s für Geld – und dann gibt sie die Knete für dämliche Klamotten und Drogen aus. Du hast es getan, um dein Kind zu retten. Ich weiß, daß du dich schlecht fühlst, aber du bist nicht schlecht. Du bist ein guter Mensch.«
    Endlich drehte sie sich zu ihm um. Sie hatte Tränen in den Augen. »Es geht nicht bloß darum, daß wir Sex hatten«, sagte sie. »Es ist schlimmer. Es hat mir gefallen. Deshalb schäme ich mich so sehr. Ich hatte einen Orgasmus … Ich habe geschrien …«
    Priest spürte, wie eine Woge der Eifersucht in ihm aufstieg, und er versuchte, sie einzudämmen.
    Dafür wird Quercus eines Tages bluten! schwor er sich.
    Aber jetzt war keine Zeit, über solche Dinge zu reden. Zuerst mußte er dafür sorgen, daß sich zwischen ihm und Melanie die Wogen glätteten. »Ist schon in Ordnung«, murmelte er. »Wirklich, ist in Ordnung.
    So was kommt vor. Die verrücktesten Dinge geschehen.« Er nahm Melanie in die Arme, drückte sie an sich.
    Langsam beruhigte sie sich. Priest konnte spüren, wie die Spannung nach und nach von ihr abfiel.
    »Es macht dir nichts aus?« fragte sie. »Du bist nicht sauer?«
    »Kein bißchen«, log er und streichelte ihr langes Haar.
    Nun sag schon, sag schon!
    »Du hattest recht mit der Liste«, sagte sie.
    Na endlich.
    »Diese Frau vom FBI hatte Michael gebeten, die günstigsten Stellen für ein Erdbeben herauszusuchen, genau wie du‘s erwartet hast.«
    Natürlich hat sie ihn danach gefragt. Priest, du bist ein cleverer Hund.
    »Als ich zu ihm kam«, fuhr Melanie fort, »saß er an seinem Computer und war gerade mit der Liste fertig.«
    »Und

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