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Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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rausgelaufen. Seine Frau sieht gut aus, sagst du?«
    »Sehr sexy.«
    »Na, wenn sie dann in ‚nem engen Pullover bei ihm reinmarschiert ist und sich an ihn rangemacht hat, konnte er wahrscheinlich gar nichts dagegen tun, daß er ‚nen Steifen bekam. Und wenn das erst mal passiert ist, schaltet ein Männerhirn sich selbsttätig ab, und der Autopilot in seinem Schwanz übernimmt das Kommando.«
    »Glaubst du wirklich?«
    »Hör mal, ich habe Michael zwar nie kennengelernt, aber ich hatte schon so einige Männer im Bett, gute und schlechte, und ich sehe die Sache genau so, wie ich‘s dir gerade gesagt habe.«
    »Was würdest du tun?«
    »Mit ihm reden. Ihn fragen, warum er das getan hat. Mir anhören, was er dazu sagt. Überlegen, ob ich ihm glauben kann. Wenn er mir irgendwelchen Quatsch erzählt, würde ich ihm einen Arschtritt verpassen. Aber wenn er mir aufrichtig vorkommt, würde ich versuchen, dem Vorfall irgendeinen Sinn abzugewinnen.«
    »Ich muß ihn sowieso anrufen«, sagte Judy. »Er hat mir diese Liste immer noch nicht geschickt.«
    »Also ruf ihn an. Besorg dir die Liste. Dann frag ihn, was er sich dabei gedacht hat. Es mag dir ja peinlich sein, aber er hat schließlich auch einen Grund, sich zu entschuldigen.«
    »Da hast du wohl recht.«
    Es war noch keine acht Uhr, doch beide hatten es eilig, zur Arbeit zu kommen. Judy bezahlte die Rechnung, und sie verließen das Cafe und gingen zu ihren Wagen.
    »Junge«, sagte Judy, »so langsam fühle ich mich nicht mehr so bescheuert bei der ganzen Geschichte. Danke, Ginny.«
    Ginny zuckte die Achseln. »Wozu hat man Freundinnen? Erzähl mir dann, was der Typ gesagt hat.«
    Judy stieg in ihren Wagen und wählte Michaels Nummer. Sie befürchtete, daß er noch schlief, so daß sie ihn wachklingelte und mit ihm sprach, während er neben seiner Frau im Bett lag. Doch seine Stimme klang munter, als wäre er schon längere Zeit auf den Beinen.
    »Tut mir leid wegen deiner Wohnungstür«, sagte Judy.
    »Warum hast du das getan?« Er hörte sich eher neugierig als zornig an.
    »Weil ich nicht begreifen konnte, daß du nicht ans Telefon gegangen bist. Dann hörte ich einen Schrei und hatte Angst, daß du in irgendwelchen Schwierigkeiten steckst.«
    »Weshalb bist du so spät noch zu mir gekommen?«
    »Du hast mir die Liste mit den Erdbebenorten nicht geschickt.«
    »Oh, stimmt! Sie liegt auf meinem Schreibtisch. Habe ich ganz vergessen. Ich fax‘ sie dir sofort.« »Danke.« Judy nannte ihm die Faxnummer der neuen Kommandozentrale des Krisenstabes. »Michael, da ist etwas, das ich dich fragen möchte.« Sie holte tief Luft. Es war schwieriger, als sie erwartet hatte, diese Frage zu stellen. Judy war kein schüchternes Pflänzchen, doch so naßforsch wie Ginny war sie nicht. Sie schluckte und sagte: »Ich hatte das Gefühl, daß du mich gern hast. Warum hast du mit deiner Frau geschlafen?«
    So. Jetzt war es heraus.
    Am anderen Ende der Leitung trat langes Schweigen ein. Schließlich sagte Michael: »Das ist kein guter Zeitpunkt.«
    »Okay.« Judy versuchte, die Enttäuschung aus ihrer Stimme herauszuhalten.
    »Ich fax‘ dir jetzt die Liste zu.«
    »Danke.«
    Judy hängte ein und ließ den Motor an. Ginnys Einfall war wohl doch nicht so toll gewesen. Zu einer Unterredung brauchte es zwei Menschen, und Michael war nicht dazu bereit.
    Als Judy am Offiziersclub eintraf, war Michaels Fax bereits angekommen. Sie zeigte es Carl Theobald. »An jedem dieser Orte müssen wir Beobachtungsteams postieren, die nach einem seismischen Vibrator Ausschau halten«, sagte sie. »Ich hatte gehofft, die Polizei einsetzen zu können, aber ich glaube, das geht nicht. Die Kollegen könnten reden. Und wenn die Einheimischen herausfinden, daß wir sie als mögliche Ziele eines Terroranschlags betrachten, werden sie in Panik geraten. Also müssen wir FBI-Leute einsetzen.«
    »Okay.« Stirnrunzelnd betrachtete Carl das Blatt. »Wissen Sie, diese Gebiete sind schrecklich groß. Eine Gegend von einer Quadratmeile kann ein einziges Team gar nicht überwachen. Sollen wir jeweils mehrere Teams einsetzen? Oder kann Ihr Seismologe die Stellen genauer eingrenzen?«
    »Ich werde ihn fragen.« Judy nahm den Hörer ab und wähltewieder Michaels Nummer. »Danke für das Fax«, sagte sie und erklärte Michael dann das Problem.
    »Da müßte ich mir die Stellen schon selbst anschauen«, sagte er. »Nach Anzeichen früherer Erdbebenaktivitäten suchen – ausgetrockneten Flußbetten, zum Beispiel, oder

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