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Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Angst, und schluchzte vor Schmerz.
    Priest hielt inne. Er atmete schwer, und Augenblicke später spülten die Erinnerungen an das Hochgefühl, an die Erregung, die er früher bei solchen brutalen Gewaltausbrüchen verspürt hatte, wie eine Flutwelle über ihn hinweg. Es hatte eine Zeit gegeben, als Priest so etwas jeden Tag getan hatte. Es war so einfach, den Leuten Angst einzujagen, wenn man wußte, wie es gemacht wird.
    Priest kniete sich hin und zog die Handfeuerwaffe unter dem Gürtel des Mannes hervor. Deswegen war er gekommen.
    Verächtlich betrachtete er die Waffe. Es war die Nachbildung eines langläufigen Remington-Revolvers, Kaliber .44; das Originalmodell war in den Tagen des Wilden Westens hergestellt worden. Es war eine unvernünftige, unpraktische Feuerwaffe von der Art, die Sammler in einer mit Samt ausgeschlagenen Vitrine aufbewahren. Nicht zum Erschießen von Menschen gedacht.
    Priest klappte die Trommel heraus. Die Waffe war geladen.
    Nur darauf kam es ihm an.
    Er ging zurück zum Wagen und stieg ein. Melanie saß am Steuer. Sie war blaß, ihre Augen glänzten, und ihr Atem ging schnell, als hätte sie gerade Kokain genommen.
    Wahrscheinlich hat sie noch nie miterlebt, wenn jemand richtig was auf die Schnauze kriegt, überlegte Priest. »Der wird doch wieder?« fragte Melanie mit aufgeregter Stimme.
    Priest warf einen raschen Blick auf den Wachposten. Er lag auf dem Boden, die Hände vors Gesicht geschlagen, und schaukelte leicht mit dem Oberkörper vor und zurück. »Na klar«, sagte Priest.
    »Wow!«
    »Los, ab nach Sacramento.«
    Melanie fuhr los.
    Nach einiger Zeit fragte sie: »Meinst du wirklich, du kannst diesen Honeymoon überreden?«
    »Er wird schon Vernunft annehmen«, erwiderte Priest und klang zuversichtlicher, als er sich fühlte. »Überleg doch mal, welche Wahl er hat. Nummer eins – ein Erdbeben, das Schäden in Millionenhöhe anrichtet. Oder Nummer zwei – ein vernünftiger Vorschlag, die Umweltverschmutzung zu verringern. Außerdem, wenn er sich für Nummer eins entscheidet, wird er zwei Tage später noch einmal vor die gleiche Wahl gestellt. Er muß den einfacheren Weg einschlagen.«
    »Da hast du wohl recht«, sagte Melanie.
    Ein paar Minuten vor sieben Uhr morgens trafen sie in Sacramento ein. Zu dieser Stunde war es noch still in der kalifornischen Hauptstadt. Nur wenige Personenwagen und Laster fuhren in gemächlichem Tempo über die breiten, leeren Boulevards. Melanie parkte unweit des Kapitols. Priest stülpte sich eine Baseballmützeüber und stopfte sein langes Haar darunter. Dann setzte er eine Sonnenbrille auf.
    »Warte hier auf mich«, sagte er. »In ungefähr zwei Stunden bin ich zurück.«
    Priest umrundete das Kapitol zu Fuß. Er hatte gehofft, einen Parkplatz neben dem Gebäude zu entdecken, wurde aber enttäuscht: Ringsum gab es nur Gartengelände mit prächtigen Bäumen. Zu beiden Seiten des Gebäudes führte eine Rampe in eine Tiefgarage hinunter. Beide Rampen wurden von Sicherheitsleuten in Wärterhäuschen überwacht. :
    Priest näherte sich einer der großen, beeindruckenden Türen. Das Gebäude war geöffnet, und am Eingang wurden keine Sicherheitsüberprüfungen vorgenommen. Priest trat in die prunkvolle Halle mit dem Fußbodenmosaik.
    Er nahm die Sonnenbrille ab, die im Inneren des Gebäudes verdächtig aussah, und stieg eine Treppe ins Untergeschoß hinunter. Hier gab es ein Cafe, in dem sich ein paar Frühaufsteher einen Koffeinschub zuführten. Priest schlenderte an ihnen vorüber, wobei er den Eindruck vermittelte, hierher zu gehören; dann ging er einen Flur hinunter, der zu einer der Tiefgaragen führen mußte. Als . Priest sich dem Ende des Flurs näherte, ging eine Tür auf, und ein fetter Mann in blauem Blazer trat hindurch. Hinter dem Mann sah Priest geparkte Autos.
    Bingo.
    Er schlüpfte in die Tiefgarage und schaute sich um. Sie war fast leer. Ein paar Limousinen, ein Geländefahrzeug und ein Wagen des Sheriffs standen auf gekennzeichneten Parkplätzen. Weit und breit war niemand zu sehen.
    Priest schlüpfte hinter den Geländewagen, einen Dodge Durango. Als er durch die Wagenfenster spähte, konnte er den Eingang zur Tiefgarage und die Tür sehen, die ins Innere des Gebäudes führte. Weitere Wagen, die zu beiden Seiten des Durango geparkt waren, schirmten ihn vor den Blicken von Neuankömmlingen ab.
    Priest richtete sich auf das Warten ein.
    Das ist ihre letzte Chance.
    Es ist immer noch Zeit zu verhandeln und eine Katastrophe abzuwenden.

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