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Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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zweite Erdbebenort, den Melanie vorschlug, befand sich im Herzen der Stadt. fuhren über die Route 1 durch den Presidio und den Golden Gate Park und bogen am San-Francisco-Campus der California State University von der Schnellstraße ab.
    »Hier sieht‘s schon besser aus«, sagte Priest sofort. Um sie herum standen Wohnhäuser und Büros, Geschäfte und Restaurants.
    »Ein Beben, dessen Epizentrum sich hier befindet, würde im Marin County die größten Schäden verursachen«, erklärte Melanie.
    »Wie kommt das? Das Marin County ist Meilen von hier entfernt.«
    »Das Land dort ist dem Meer abgewonnen, und die darunterliegenden Sedimente sind mit Wasser gesättigt. Diese Ablagerungen verstärken die seismischen Vibrationen. Dagegen ist der Erdboden in dieser Gegend hier wahrscheinlich fest. Und die Häuser sehen stabil aus. Die meisten Gebäude überstehen ein Erdbeben. Wenn eins einstürzt, ist es meist aus nicht verstärktem Mauerwerk, oder nicht armiertem Beton errichtet. Billigbauweise.«
    In Priests Ohren war das alles Wortklauberei. Melanie war nervös, das war alles.
    Ein Erdbeben ist ein Erdbeben, verdammt noch mal. Niemand kann sagen, was umfällt. 1st mir auch egal, Hauptsache: es fällt etwas um.
    »Okay, fahren wir zu ‚ner anderen Stelle«, sagte er.
    Melanie dirigierte ihn nach Süden auf die Interstate 280. »Genau dort, wo die St.-Andreas-Spalte unter der Route 101 verläuft, gibt es eine kleine Stadt namens Felicitas«, sagte sie.
    Sie fuhren zwanzig Minuten lang und hätten beinahe die Ausfahrt nach Felicitas verfehlt. »Hier, hier!« rief Melanie. »Hast du das Schild nicht gesehen?«
    Priest schlug das Lenkrad wild nach rechts ein und schaffte es eben noch auf die Ausfahrt. »Verflucht noch mal, ich hab‘ nicht aufgepaßt«, sagte er.
    Die Ausfahrt führte zu einem Aussichtspunkt, der einen Blick über die Stadt gewährte. Priest hielt an und stieg aus dem Wagen. Wie ein Gemälde breitete Felicitas sich unter ihm aus. Die Hauptstraße verlief von links nach rechts, über Priests gesamtes Gesichtsfeld hinweg; sie war von niedrigen Geschäftsgebäuden und Büros mit Schindeldächern gesäumt. Einige schräg geparkte Autos standen vor den Gebäuden. Priest sah eine kleine Kirche mit einem Glockenturm. Im Norden und Süden der Hauptstraße bildeten Alleen säuberliche Gitterwerke. Sämtliche Häuser waren einstöckig. An beiden Ortsausgängen verwandelte die Hauptstraße sich in eine gut ausgebaute Landstraße, die zwischen Feldern verschwand. Der Landstrich im Norden der Stadt wurde von einem gewundenen Fluß und dessen Nebenarmen durchzogen; es sah aus wie ein gezackter Sprung in einer Fensterscheibe. In der Ferne war eine Eisenbahnstrecke zu sehen, die von Ost nach West verlief, schnurgerade wie eine Linie, die ein technischer Zeichner gezogen hatte. Hinter Priest führte die Schnellstraße über ein Viadukt, das auf hohen Betonbögen errichtet war.
    Ein Bündel aus sechs großen, leuchtend blauen Rohrleitungen verlief den Hügelhang hinunter, tauchte unter der Hauptstraße hindurch, führte in westlicher Richtung durch die Stadt und verschwand am Horizont; die Konstruktion sah aus wie ein unendliches Xylophon. »Was, zum Henker, ist das?« fragte Priest.
    Melanie dachte einen Augenblick nach. »Es müßte eine Erdgas-Pipeline sein.«
    Priest stieß einen langen, zufriedenen Seufzer aus. »Die Gegend hier ist super«, sagte er.
    An diesem Tag machten sie noch einen weiteren Halt.
    Nach dem Erdbeben mußte Priest den Vibrator verstecken, denn seine einzige Waffe war die Androhung weiterer Beben. Er mußte Honeymoon und Gouverneur Robson glauben machen, daß er die Macht besaß, wieder und wieder Erdbeben auszulösen -so oft, bis sie nachgaben. Also war es von entscheidender Bedeutung, den Laster weiterhin versteckt zu halten.
    Es würde immer schwieriger werden, mit dem seismischen Vibrator auf öffentlichen Straßen zu fahren; deshalb mußte er an einem Ort verborgen werden, von dem aus Priest ein drittes Erdbeben auslösen konnte, ohne allzu weit fahren zu müssen.
    Melanie dirigierte ihn zur Third Street, die parallel zur Küstenlinie des riesigen natürlichen Hafens verlief, der die Bucht von San Francisco bildete. Zwischen der Third Street und der Hafengegend befand sich ein heruntergekommenes Industrieviertel. Schienen einer stillgelegten Eisenbahnstrecke zogen sich die mit Schlaglöchern übersäten Straßen entlang, die von verfallenden, rostenden Fabrikgebäuden, leeren Lagerhäusern mit

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