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Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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arbeiten.
    Zwischen der Leitstelle und dem Tisch des Nachrichten- und Ermittlungsteams saßen Michael Quercus und seine jungen Seismologen vor ihren Computermonitoren und überwachten sie auf Anzeichen seismischer Aktivitäten. Wie Judy war auch Michael für zwei Stunden nach Hause gefahren und in einer sauberen Khakihose sowie einem schwarzen Polohemd zurückgekommen. Sein Matchbeutel deutete darauf hin, daß er sich auf eine lange Wache gefaßt machte.
    Im Laufe des Tages, als Michael seine Geräte aufbaute und seine Helfer vorstellte, hatten sie praktische Fragen diskutiert. Zunächst waren Judy und er miteinander ein bißchen befangen umgegangen, doch Judy erkannte bald, daß Michael rasch über seinen
    Zorn und die Schuldgefühle hinwegkam, die der Vorfall am Dienstag in ihm wachgerufen hatte. Was Judy betraf, hätte sie Michael gern ein, zwei Tage lang spüren lassen, daß sie wütend auf ihn war. Doch dazu war sie viel zu beschäftigt, so daß sie die ganze Geschichte in einen Winkel ihres Verstandes verdrängte. Statt dessen wurde ihr allmählich klar, wie schön sie es fand, Michael in ihrer Nähe zu wissen.
    Sie dachte gerade darüber nach, welcher Vorwand ihr dazu dienen könnte, mit ihm zu reden, als das Telefon auf ihrem Schreibtisch klingelte.
    Sie nahm den Hörer ab. »Judy Maddox.«
    Der Telefonist sagte: »Ein Anruf für Sie. Ricky Granger ist dran.«
    »Zurückverfolgen!« erwiderte Judy scharf. Der Telefonist würde nur Sekunden benötigen, um sich mit der Sicherheitszentrale der Pacific Bell, die rund um die Uhr arbeitete, in Verbindung zu setzen. Judy winkte Cleever und Marsh und bedeutete ihnen, das Gespräch mitzuhören.
    »Sie haben ihn jetzt dran«, sagte der Telefonist. »Soll ich ihn durchstellen oder in die Warteschleife lenken?«
    »Stellen Sie ihn durch. Schneiden Sie das Gespräch mit.« Ein Klicken ertönte. »Hier Judy Maddox.«
    Eine Männerstimme sagte: »Sie sind clever, Agentin Maddox. Aber sind Sie auch clever genug, um den Gouverneur zur Vernunft zu bringen?«
    Hilfloser Zorn lag in der Stimme. Judy stellte sich einen Mann um die fünfzig vor, mager, schlecht gekleidet, aber befehlsgewohnt. Ein Mann, vermutete Judy, dem das Leben aus den Händen glitt und der von Groll zerfressen wurde.
    »Spreche ich mit Ricky Granger?« fragte sie.
    »Sie wissen genau, mit wem Sie sprechen. Warum zwingen Sie mich, ein weiteres Erdbeben auszulösen?« »Sie zwingen?. Machen Sie sich etwa selbst vor, daß die Schuld an dieser ganzen Sache bei jemand anders liegt?«
    Die Bemerkung schien Granger noch wütender zu machen.»Ich bin es nicht, der Jahr für Jahr mehr Strom verbraucht«, sagte er. »Ich will keine weiteren Kraftwerke. Ich benutze keine Elektrizität.«
    »Was Sie nicht sagen.« Wirklich nicht? »Wie funktioniert dann Ihr Telefon? Mit Wasserdampf?« Eine Sekte, die keinen Strom benutzt. Ein Hinweis mehr. Judy hatte ihre ironische Antwort noch nicht ganz ausgesprochen, da versuchte sie bereits, sich über die Implikationen von Grangers Aussage klarzuwerden. Wo lebt diese Sekte ?,
    »Verscheißern Sie mich nicht, Judy. Sie sind diejenige, die in Schwierigkeiten steckt.«
    Neben Judy klingelte Charlies Telefon. Er riß den Hörer von der Gabel und schrieb hastig und mit großen Buchstaben auf seinen Notizblock:
    Münztelefon – Oakland – 1-980/1-580 – Texaco-Tankstelle.
    »Wir alle stecken in Schwierigkeiten, Ricky«, sagte Judy in sachlicherem Tonfall. Charlie ging zur Landkarte an der Wand. Judy hörte, wie er das Wort Straßensperren sagte.
    »Ihre Stimme klingt plötzlich anders«, sagte Granger mißtrauisch. »Was ist passiert?«
    Judy merkte, daß ihr das Gespräch zu entgleiten drohte. Sie hatte keine spezielle psychologische Ausbildung für derartige Fälle. Sie wußte nur, daß sie Granger unbedingt am Telefon halten mußte. »Ich mußte plötzlich daran denken, was für eine Katastrophe es geben wird, falls Sie und ich zu keiner Einigung kommen«, sagte sie.
    Sie hörte Charlie mit gedämpfter Stimme Anweisungen erteilen: »Rufen Sie die Polizei in Oakland an … das Sheriffbüro im Alameda County … und die California Highway Patrol.«
    »Sie wollen mich wohl verarschen, Maddox«, sagte Granger. »Haben Sie dieses Gespräch schon zurückverfolgt? Mein lieber Schwan, das ging aber schnell. Haben Sie versucht, mich am Apparat zu halten, während Ihr Sondereinsatzkommando mir auf die Pelle rückt? Das können Sie sich abschminken. Für mich gibt‘s hundertfünfzig Wege, von

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