Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
entdeckt.
    Michael Quercus, der Granger von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden hatte, war ebenfalls auf Beobachtungsposten. Er saß in einem Überwachungsfahrzeug, einem Lieferwagen mit geschwärzten Fenstern, der um eine Straßenecke geparkt war. Michael durfte nicht zu sehen sein, damit Granger nicht gewarnt wurde, falls er ihn zu Gesicht bekam.
    Judy sprach in ein kleines Mikrofon, das unter ihrer Bluse am BH befestigt war. »Ich vermute, daß Granger sich erst blicken läßt, wenn der Gouverneur erschienen ist.«
    Ein winziger Lautsprecher hinter Judys Ohr knackte, und sie hörte Charlie Marshs Erwiderung: »Wir haben hier gerade die gleiche Vermutung angestellt. Ich wünschte, wir könnten die Sache durchziehen, ohne daß der Gouverneur sich ungeschützt auf die verdammte Wiese setzen muß.«
    Sie hatten über die Möglichkeit diskutiert, einen Doppelgänger einzusetzen, doch Gouverneur Robson hatte persönlich sein Veto eingelegt und erklärt, er würde es nicht zulassen, daß jemand anders sein Leben für ihn riskierte.
    »Aber wenn wir es nicht schaffen …«, sagte Judy.
    »Dann sollte es eben so sein«, erwiderte Charlie.
    Einen Augenblick später erschien der Gouverneur im prunkvollen Vordereingang des Kapitols.
    Judy war erstaunt, daß Robson nicht einmal durchschnittlich groß war. Nach ihrem Eindruck im Fernsehen hatte sie einen hochgewachsenen Mann zu sehen erwartet. Robson sah massiger aus als üblich, da er unter der Anzugjacke eine kugelsichere Weste trug. Mit lockeren, zuversichtlichen Schritten ging er über den Rasen und setzte sich unter den Sonnenschirm an den kleinen Tisch.
    Judy schoß ein paar Fotos von Robson. Die Kameratasche ließ sie über die Schulter geschlungen, um im Notfall schnellstens an ihre Waffe heranzukommen.
    Dann sah sie im Augenwinkel eine Bewegung.
    Auf der 10th Street näherte sich langsam ein alter Chevrolet Impala.
    Der Wagen besaß eine stumpf gewordene Zweifarbenlackierung, himmelblau und creme, und rostete um die Radkästen herum. Das Gesicht des Fahrers lag im Schatten.
    Judy ließ den Blick in die Runde huschen. Kein einziger FBI-Agent war zu sehen, doch sie alle hielten den Wagen garantiert scharf im Auge.
    Der Chevy hielt am Bordstein, genau gegenüber von Gouverneur Robson.Judy schlug das Herz bis zum Hals.
    »Ich glaube, das ist er«, sagte der Gouverneur mit erstaunlich ruhiger Stimme.
    Die Tür des Wagens wurde geöffnet.
    Die Person, die auf den Gehsteig trat, trug Jeans, ein weit aufgeknöpftes, kariertes Arbeitshemd über einem weißen T-Shirt und Sandalen. Als der Mann neben dem Wagen stand, sah Judy, daß er dünn war, mit langem dunklem Haar, und ungefähr eins fünfundachtzig groß, vielleicht größer.
    Er trug eine Sonnenbrille mit großem Gestell und ein buntes Kopftuch aus Baumwolle als Stirnband.
    Judy starrte ihn an. Zu gern hätte sie seine Augen gesehen.
    In ihrem Ohrhörer knackte es. »Judy? Ist er das?«
    »Ich kann‘s nicht sagen!« erwiderte sie. »Er könnte es sein.«
    Der Mann schaute sich um. Die Rasenfläche vor ihm war groß; der Tisch stand ungefähr dreißig Meter vom Straßenrand entfernt. Dann ging der Mann auf den Gouverneur zu.
    Judy konnte spüren, wie aller Augen auf sie gerichtet waren, als die anderen auf ihr Zeichen warteten.
    Sie setzte sich in Bewegung, bezog zwischen dem Mann und Gouverneur Robson Stellung. Der Mann bemerkte sie, zögerte und ging dann weiter.
    Wieder meldete sich Charlie. »Und?«
    »Ich weiß es nicht!« flüsterte Judy und versuchte zu sprechen, ohne dabei die Lippen zu bewegen. »Gebt mir noch ein paar Sekunden!«
    »Warten Sie nicht zu lange.«
    »Ich glaube nicht, daß er es ist«, sagte Judy. Auf sämtlichen Bildern hatte die Nase des Mannes einen ausgeprägt schmalen Rücken besessen. Dieser Mann aber hatte eine breite, flache Nase.
    »Sind Sie sicher?«
    »Er ist es nicht.«
    Der Mann war nun so nahe bei Judy, daß sie nur den Arm hätte ausstrecken müssen, um ihn zu berühren. Er ging um sie herum und näherte sich dem Gouverneur. Ohne stehen zu bleiben, schob er die Hand unter sein Hemd.
    Im Ohrhörer hörte Judy Charlies Aufschrei: »Er greift nach irgendwas!«
    Judy ließ sich auf ein Knie fallen und packte mit fliegenden Fingern nach ihrer Waffe in der Kameratasche.
    Der Mann zog irgendeinen Gegenstand unter dem Hemd hervor. Judy sah ein dünnes, dunkles Etwas, das wie der Lauf einer Waffe aussah. »Keine Bewegung! FBI!« rief sie.
    Blitzschnell sprangen Agenten aus Wagen und

Weitere Kostenlose Bücher