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Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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einfach. Okay?«
    Schweigen am andere Ende der Leitung.
    Melanie bog um eine Ecke, und sie fuhren an der altehrwürdigen klassischen Fassade des Kapitols vorbei. Irgendwo da drinnen war Honeymoon und stand am Telefon, umgeben von FBI-Männern. Priest betrachtete die weißen Säulen und die Kuppel und sprach in den Hörer: »Ich werde Ihnen sagen, wo ich und der Gouverneur uns treffen. Sie sollten sich lieber Notizen machen. Sind Sie startklar?«
    »Ja, legen Sie los. Ich schreib‘s auf.«
    »Stellen Sie einen kleinen runden Tisch und zwei Gartenstühle auf den Rasen vor dem Kapitol, genau in der Mitte. Wie für einen Fototermin. Um drei Uhr soll der Gouverneur sich an den Tisch setzen.« »Draußen, im Freien?«
    »Hey, Mister, wenn ich ihn erschießen wollte, könnte ich‘s einfacher haben.«
    »Wahrscheinlich.«
    »Der Gouverneur wird eine unterschriebene Erklärung in der Tasche haben, die mir Schutz vor Strafverfolgung garantiert.«
    »Ich kann Ihnen das alles nicht versprechen, weil …«
    »Reden Sie mit Ihrem Boß. Er wird einverstanden sein.«
    »Gut, ich rede mit ihm.«
    »Sorgen Sie dafür, daß ein Fotograf mit einer Sofortbildkamera dabei ist. Ich möchte ein Foto, wie der Gouverneur mir das Immunitätsschreiben überreicht. Als Beweis. Kapiert?«
    »Kapiert.«
    »Und keine Tricks, ich warne Sie. Der seismische Vibrator steht schon an Ort und Stelle. Alles ist vorbereitet, um ein weiteres Beben auszulösen. Und diesmal wird‘s ‚ne Großstadt treffen. Welche, verrate ich Ihnen nicht, aber Sie können mit Tausenden von Toten rechnen.«
    »Ich verstehe.«
    »Falls der Gouverneur heute nicht um drei Uhr erscheint … bumm.«
    Priest unterbrach die Verbindung.
    »O Mann«, sagte Melanie beeindruckt. »Ein Treffen mit dem Gouverneur. Meinst du, es ist eine Falle?« Priest runzelte die Stirn. »Könnte sein«, sagte er. »Ich weiß es nicht. Ich kann es nicht sagen.«
    Judy hatte nichts an dem Plan auszusetzen, den Charlie Marsh mit der FBI-Außenstelle Sacramento ausgearbeitet und in die Tat umgesetzt hatte. Mindestens dreißig Agenten hatten den weißen Tisch mit dem Sonnenschirm im Sichtfeld, der schmuck auf dem Rasen stand, doch Judy selbst konnte keinen der FBI-Leute sehen. Einige hatten hinter den Fenstern der umstehenden Regierungsgebäude Stellung bezogen; andere kauerten in Autos oder Lieferwagen, die in den Straßen und auf dem Parkplatz standen; wieder andere waren in der säulengestützten Kuppel des Kapitols postiert. Alle waren schwer bewaffnet. Judy selbst spielte die Rolle der Fotografin; sie trug Kameras und Objektive an Lederriemen um den Hals. Ihre Waffe steckte in einer Fototasche, die sie über die Schulter geschlungen hatte. Während sie auf das Erscheinen des Gouverneurs wartete, blickte sie durch den Sucher der Kamera auf den Tisch und die Stühle und gab vor, die günstigste Kameraeinstellung zu suchen.
    Damit Granger sie nicht auf Anhieb erkannte, trug Judy eine blonde Perücke, die sie ständig in ihrem Auto aufbewahrte und häufig bei Observationen trug, besonders wenn sie über mehrereTage hinweg die gleichen Objekte oder Zielpersonen unter Beobachtung hielt. Wenn sie diese Verkleidung trug, mußte sie sich mit einem gewissen Maß an Hänseleien seitens der Kollegen abfinden.
    He, Maddox, du kannst ja bleiben, wo du bist, aber schick mir mal das blonde Schnuckelchen zum Wagen rüber.
    Judy wußte, daß Granger den Schauplatz beobachtete. Es hatte ihn zwar niemand entdeckt, doch er hatte vor einer Stunde angerufen und dagegen protestiert, daß Absperrungen um das Kapitol herum errichtet wurden. Granger wollte, daß die Öffentlichkeit wie üblich die Straße benutzen und das Gebäude besichtigen konnte.
    Die Sperren waren entfernt worden.
    Eine andere Absperrung um das Kapitol herum gab es nicht, so daß die Touristen ungehindert über den Rasen spazieren konnten, und Reisegruppen folgten den vorgeschriebenen Wegen um das Kapitol, durch seine Gärten und die eleganten Regierungsgebäude an den angrenzenden Straßen. Verstohlen beobachtete Judy sämtliche Personen durch den Sucher der Kamera, wobei sie die äußere Erscheinung weitgehend außer acht ließ und sich auf Merkmale konzentrierte, die nicht so leicht getarnt werden konnten. Jeden hochgewachsenen, dünnen Mann mittleren Alters musterte sie genau, ungeachtet seiner Kleidung, seines Gesichts, seiner Haartracht.
    Die Zeit verrann.
    Eine Minute vor drei, und noch immer hatte Judy keine Spur von Ricky Granger

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