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Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Konferenzzimmer im Hufeisen, der Gouverneurssuite. Im Sessel saß Al Honeymoon.
    »Auf der I-8o ist ein zwölf Meilen langer Stau. Alles Leute, die versuchen, von der St.-Andreas-Spalte wegzukommen«, sagte Honeymoon. »Auf den anderen großen Fernstraßen sieht es fast genauso schlimm aus.«
    Cleever sagte: »Der Präsident hat den FBI-Direktor angerufen und sich erkundigt, wie es um die öffentliche Sicherheit steht.« Er schaute Judy an, als trüge sie die Schuld an dem Chaos.
    »Er hat auch Gouverneur Robson angerufen«, sagte Honeymoon.
    »Bis jetzt haben wir keine ernsthaften Probleme, was die öffentliche Sicherheit angeht«, sagte Cleever. »Es gibt Berichte von Plünderungen in drei Stadtteilen von San Francisco und einem in Oakland, aber das sind Einzelfälle. Der Gouverneur hat die Nationalgarde in Alarmbereitschaft versetzt und sie auf ihren Stützpunkten zusammengezogen, wenngleich wir sie noch nicht einsetzen müssen. Sollte sich jedoch ein weiteres Erdbeben ereignen …«
    Der bloße Gedanke ließ Übelkeit in Judy aufsteigen. »Es gibt kein weiteres Beben mehr«, sagte sie.
    Die Männer blickten sie an. Honeymoons Gesicht zeigte einen spöttischen Ausdruck. »Haben Sie eine Idee, wie Sie‘s verhindern könnten?«
    Die hatte Judy allerdings. Es war ein verzweifelter Plan, doch sie waren in einer verzweifelten Lage.
    »Ich kann mir nur eine Lösung vorstellen«, erklärte sie. »Wir stellen Granger eine Falle.«»Wir teilen ihm mit, daß Gouverneur Robson mit ihm persönlich verhandeln will.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, daß Granger darauf hereinfallt«, meinte Cleever.
    »Ich weiß nicht.« Judy runzelte die Stirn. »Er ist gerissen, und jeder gerissene Mensch würde eine Falle vermuten. Aber Granger ist ein Psychopath; deshalb liebt er es, andere Menschen zu beherrschen, Aufmerksamkeit auf sich und seine Taten zu lenken, Umstände und Personen zu manipulieren. Der Gedanke, persönlich mit dem Gouverneur von Kalifornien zu verhandeln, wird ein großer Anreiz für ihn sein.«
    »Ich nehme an«, sagte Honeymoon, »ich bin der einzige hier, der schon mal mit Granger zusammengetroffen ist.«
    »Das stimmt«, erwiderte Judy. »Ich habe ihn nur aus der Ferne gesehen, und ich habe am Telefon mit ihm gesprochen, aber Sie haben mehrere Minuten in Ihrem Wagen mit ihm verbracht. Welchen Eindruck hatten Sie?«
    »Sie haben ihn ziemlich gut charakterisiert – ein gerissener Psychopath. Ich glaube, er war wütend auf mich, weil er keinen allzu großen Eindruck auf mich machte. Wäre es nach ihm gegangen, hätte ich vermutlich … ich weiß nicht … respektvoller sein müssen.«
    Judy verkniff sich ein Grinsen. Es gab nur wenige Menschen, denen Al Honeymoon Respekt entgegenbrachte.
    Er fuhr fort: »Der Mann wußte um die politischen Schwierigkeiten, die seine Forderung mit sich bringt. Ich sagte ihm, daß der Gouverneur keiner Erpressung nachgeben könne. Granger hatte bereits daran gedacht und eine Antwort parat.«
    »Und wie lautete die?«
    »Er sagte, wir könnten leugnen, was wirklich geschehen sei. Wir könnten offiziell einen Baustopp für Kraftwerke verkünden und erklären, diese Entscheidung hätte nichts mit der Androhung von Erdbeben zu tun.«
    »Wäre das möglich?« fragte Judy.
    »Ja. Ich würde es zwar nicht empfehlen, doch sollte der Gouverneur mich fragen, ob wir etwas Entsprechendes ausarbeiten könnten, würde ich mit ja antworten. Aber diese Frage ist rein akademisch. Ich kenne Mike Robson. Er wäre nie damit einverstanden.«
    »Aber er könnte so tun als ob«, sagte Judy.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Wir könnten Granger mitteilen, daß der Gouverneur bereit ist, den Baustopp zu verfügen, allerdings nur unter bestimmten Bedingungen, da er seine politische Zukunft schützen müsse. Und über diese Bedingungen möchte er persönlich mit Granger reden.«
    Stuart Cleever warf ein: »Das Oberste Bundesgericht hat verfügt, daß Mitarbeiter von Polizei- und Justizbehörden auch zu Täuschungen und Tricks greifen dürfen, um einen Straftäter zu ergreifen. Es ist uns lediglich untersagt, Verdächtigen damit zu drohen, ihnen die Kinder wegzunehmen. Und wenn wir ihnen Immunität vor Strafverfolgung versprechen, ist das bindend – dann gibt es keine Strafverfolgung. Aber Judys Vorschlag ist sicherlich durchführbar, ohne daß wir dabei gegen irgendein Gesetz verstoßen.« »Also gut«, sagte Honeymoon. »Ich weiß zwar nicht, ob es funktioniert, aber ich nehme an, uns bleibt keine andere Wahl.

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