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Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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zum Erliegen gebracht. Meilenlange Autoschlangen versperren große Abschnitte der Interstates 280, 580, 680 und 880. Von Vic Plumstead, einem Ladenbesitzer in Haight- Ashbury, der seltene Schallplatten verkauft, wird behauptet, FBI-Agenten hätten bei ihm ein Album erworben, auf dem das Foto eines weiteren verdächtigen Terroristen zu sehen sei.«
    »Album?« sagte Star. »Was, zum Teufel …?«
    »Plumstead erklärte, die FBI-Agenten hätten ihn um Hilfe gebeten, eine Langspielplatte aus den sechziger Jahren zu suchen. Nach Plumsteads Aussage vermutet das FBI, daß auf dieser Platte die Stimme eines weiteren Verdächtigen der Terrorgruppe Kinder von Eden zu hören sei. Nach tagelangen Bemühungen, erklärte Plumstead, sei es ihm gelungen, das Album ausfindig zu machen, das Ende der sechziger Jahre von einer weitgehend unbekannten Rockband namens Raining Fresh Daisies aufgenommen worden sei.« »Mein Gott! Das hätte ich beinahe selbst schon vergessen!«
    »… seitens des FBI liegt weder eine Bestätigung noch ein Dementi vor, daß es sich bei der gesuchten Person um Stella Higgins handelt, die Sängerin der Gruppe.«
    »Scheiße!« stieß Star hervor. »Die kennen meinen Namen!«
    Priests Gedanken rasten. Wie gefährlich war diese neue Situation? Stars Name allein konnte dem FBI kaum weiterhelfen; sie hatte ihn seit fast dreißig Jahren nicht mehr benutzt. Niemand wußte, wo Stella Higgins lebte.
    Doch, sie wissen es.
    Priest unterdrückte ein verzweifeltes Aufstöhnen. Das Stück Land im Tal war auf den Namen Stella Higgins gepachtet. Und er selbst hatte diesen Namen den beiden Agenten genannt, die an dem Tag in der Kommune gewesen waren, als das FBI die Razzia bei den Los Alamos vorgenommen hatte.
    Das änderte alles. Früher oder später würde jemand vom FBI diese Verbindung erkennen.Und falls das FBI durch einen glücklichen Zufall doch nicht dahinterkam, gab es noch einen Deputy Sheriff in Silver City, derzeit in Urlaub auf den Bahamas, der den Namen Stella Higgins auf eine Akte geschrieben hatte, die in einigen Wochen einem Gericht vorgelegt wurde.
    Das Silver River Valley war kein Geheimnis mehr.
    Der Gedanke erfüllte Priest mit unsäglicher Trauer.
    Was konnte er tun?
    Vielleicht sollten er und Star tatsächlich verschwinden. Die Schlüssel steckten im Wagen. In wenigen Stunden konnten sie in Nevada sein. Morgen gegen Mittag wären sie schon Hunderte von Meilen weit fort.
    Teufel, nein. Noch geh‘ ich mich nicht geschlagen.
    Noch kann ich alles im Griff behalten.
    Priests ursprünglicher Plan hatte sich darauf gestützt, daß die Behörden niemals herausfanden, wo die Kinder von Eden sich befanden und weshalb sie den Baustopp neuer Kraftwerke forderten. Nun standen die FBI-Agenten kurz davor, dies alles aufzudecken -aber vielleicht konnte man sie dazu zwingen, ihre Erkenntnisse geheimzuhalten. Das konnte zu einem Teil von Priests Forderung werden. Falls das FBI soweit nachgab, daß es sich mit dem Baustopp neuer Kraftwerke einverstanden erklärte, konnte es das auch noch schlucken.
    Es war ein riskanter, ungeheuerlicher Plan – aber schließlich war die ganze Sache ungeheuerlich. Er konnte es schaffen.
    Aber er durfte nicht in die Fänge des FBI geraten.
    Priest öffnete die Fahrertür und stieg aus. »Gehen wir«, sagte er. »Ich hab‘ ‚ne Menge zu tun.«
    Star stieg langsam aus dem Wagen. »Du haust also nicht mit mir ab?« fragte sie bedrückt.
    »Teufel, nein.« Er schlug die Tür zu und stapfte los.
    Sie folgte ihm durch das Weingut und zurück in die Ansiedlung. Ohne Priest eine gute Nacht zu wünschen, verschwand sie ihrer Hütte.
    Priest ging zu einer anderen Blockhütte – der von Melanie. Sie schlief. Grob schüttelte er sie wach. »Steh auf«, sagte er. »Wir müssen los. Mach schnell!«
    Judy beobachtete und wartete, während Stella Higgins sich die Augen ausweinte.
    Sie war eine großgewachsene Frau, die unter anderen Umständen attraktiv ausgesehen hätte, nun aber wirkte sie völlig am Boden zerstört. Ihr Gesicht war vor Kummer verzerrt, ihr altmodischer Lidschatten war zerlaufen und bildete dünne schwarze Rinnsale auf ihren Wangen, und sie schluchzte, daß ihre massigen Schultern zuckten.
    Die beiden Frauen saßen in der winzigen Hütte, die Stars Zuhause war. Um sie herum lagen Medikamente und medizinisches Zubehör: Kisten mit Verbandmaterial und Pflastern, Schachteln mit Aspirin und Tylenol, Troygewichte für eine Apothekerwaage, Fläschchen mit Kolikmitteln, Hustensaft und Jod.

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