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Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Körper wurde ruhig, sein Herzschlag verlangsamte sich, sein Verstand wurde leer, und er schlief ein.
    Als Priest erwachte, war es zehn Uhr morgens.
    Er stellte einen Topf Wasser auf die Heizplatte. Aus der Kommune hatte er eine Dose gemahlenen Kaffee und ein paar Tassen mitgenommen.
    Melanie schaltete den Fernseher ein. »In der Kommune habe ich die Nachrichten vermißt«, sagte sie. »Sonst hab‘ ich sie mir immer angeschaut.«
    »Normalerweise kann ich Nachrichten nicht ausstehen«, erwiderte Priest. »Es kotzt einen an, von einer Million Dingen zu hören, gegen die man nichts unternehmen kann.« Doch er setzte sich zu Melanie vor den Fernseher. Vielleicht wurde ja etwas über ihn berichtet.
    Es wurde nur über ihn berichtet.
    »Die kalifornischen Behörden nehmen die Drohung ernst, daß sich heute ein Erdbeben ereignen wird. Die von den Terroristen gesetzte Frist läuft in Kürze ab«, sagte der Nachrichtensprecher; dann wurde ein Film darüber gezeigt, wie städtische Angestellte im Golden Gate Park eine Zeltstadt zur medizinischen Versorgung errichteten.
    Der Anblick erfüllte Priest mit Wut. »Warum gebt ihr uns nicht einfach, was wir wollen?« brüllte er den Fernseher an.
    Die nächste Einblendung zeigte FBI-Agenten, die in einer Blockhüttensiedlung in den Bergen eine Razzia vornahmen. Nach einem Moment stieß Melanie hervor: »Mein Gott, das ist unsere Kommune!«
    Sie sahen Star, die sich in ihren alten purpurnen Umhang aus Seide gewickelt hatte. Auf ihrem Gesicht lagen Schmerz und Kummer, als sie von zwei Männern mit kugelsicheren Westen aus ihrer Hütte geführt wurde.
    Priest fluchte. Er war nicht überrascht; die Gefahr, daß eine Razzia vorgenommen wurde, hatte ihn dazu getrieben, die Kommune so eilig zu verlassen. Dennoch wurde er angesichts der Bilder von Verzweiflung und greller Wut erfaßt. Diese selbstherrlichen Schweinehunde hatten seiner Kommune Gewalt angetan.
    Ihr hättet uns in Ruhe lassen sollen. Jetzt ist es zu spät.
    Er sah Judy Maddox. Auf ihrem Gesicht lag ein finsterer, entschlossener Ausdruck.
    Du hast gehofft, mich in deinem Netz zu fangen, stimmt‘s.?
    Heute sah sie gar nicht so hübsch aus.
    Das Pflaster auf der Nase steht dir nicht, und die Veilchen, die ich dir verpaßt habe, machen dich auch nicht schöner, dachte Priest mit einem Anflug von Genugtuung. Du hast mich belogen und. versucht, mich in die Falle zu locken, und hast dir dabei ‚ne blutige Nase geholt.
    Tief innerlich jedoch war ihm desolat zumute. Er hatte das FBI unterschätzt, von Anfang an. Als er seinen Feldzug begann, hätte er sich niemals träumen lassen, daß er irgendwann mit ansehen müßte, wie FBI- Leute in das Heiligtum des Tales eindrangen, das über so viele Jahre hinweg ein geheimer Ort gewesen war. Judy Maddox war schlauer, als Priest erwartet hatte.
    Melanie stieß scharf die Luft aus. Eine kurze Einblendung von ihrem Mann wurde gezeigt: Michael, wie er Dusty auf den Armen trug. »O nein!« rief sie.
    »Die werden den Kleinen schon nicht in den Knast stecken«, sagte Priest ungeduldig.
    »Aber wohin wird Michael ihn bringen?«
    »Ist doch scheißegal.«
    »Das ist es ganz und gar nicht, wenn‘s ein Erdbeben gibt!«
    »Dein Mann weiß besser als jeder andere, wo die gefährlichen Stellen an der Spalte sind. Er wird schon drauf achten, daß er nicht in die Nähe kommt.«
    »O Gott, das will ich doch hoffen. Besonders jetzt, wo er Dusty bei sich hat.«
    Fluchend schaltete Priest den Fernseher aus. »Wir müssen erst mal raus hier und einiges erledigen«, sagte er. »Nimm dein Handy mit.«
    Melanie fuhr den Lieferwagen aus dem Lagerhaus, und Priest schloß hinter ihnen das Tor ab.
    »Fahr Richtung Flughafen«, wies er Melanie an, als er einstieg.
    Indem sie die Schnellstraßen mieden, gelangten sie nahe an den Flughafen, ohne im Stau steckenzubleiben. Priest vermutete, daß Tausende von Menschen die öffentlichen Telefonzellen in der Gegend belagerten; daß sie versuchten, einen Linienflug zu bekommen, oder ihre Familien anriefen und sich erkundigten, auf welchen Strecken es Verkehrsstaus gab und wie lang sie waren. Übers Handy rief Priest John Truth beim Sender an.
    Truth persönlich nahm das Gespräch entgegen.
    Wahrscheinlich hat er auf diesen Anruf gehofft, ging es Priest durch den Kopf. »Ich hab‘ ‚ne neue Forderung, also hören Sie genau zu«, sagte er.
    »Keine Bange, ich schneide den Anruf auf Band mit«, erwiderte Truth.
    Priest lächelte. »Und dann senden Sie ihn in Ihrer Show heute

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