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Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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abend, stimmt‘s, John?«
    »Bis dahin schmoren Sie hoffentlich im Knast«, sagte Truth gehässig.
    »Ja, ja, du mich auch.«
    Das Arschloch hat keinen Grund, pampig zu werden.
    »Meine neue Forderung ist ein Straferlaß des Präsidenten für sämtliche Mitglieder der Kinder von Eden.« »Ich werde es den Präsidenten wissen lassen.«
    Jetzt hörte der Kerl sich unverkennbar zynisch an. Hatte er überhaupt eine Ahnung, wie wichtig diese Sache war? »Gleiches gilt für unsere Forderung, daß der Bau neuer Kraftwerke eingestellt wird.« »Moment mal«, sagte Truth. »Inzwischen weiß alle Welt, wo Ihre Kommune sich befindet. Die Forderung, den Bau von Kraftwerken in ganz Kalifornien einzustellen, ist nicht mehr nötig. Sie wollen doch bloß, daß Ihr Tal nicht überflutet wird, nicht wahr?«
    Priest überlegte. Daran hatte er noch gar nicht gedacht, aber Truth hatte recht. Dennoch beschloß Priest, bei seiner ursprünglichen Forderung zu bleiben. »So läuft das nicht, Mann«, sagte er. »Ich hab‘ meine Grundsätze. Kalifornien braucht nicht mehr Strom, sondern weniger, wenn‘s ein Land bleiben soll, in dem es sich auch noch für meine Enkel zu leben lohnt. Unsere ursprüngliche Forderung bleibt bestehen. Wenn der Gouverneur nicht einverstanden ist, gibt‘s ein neues Erdbeben.«
    »Wie können Sie so etwas tun?«
    Die Frage kam für Priest völlig unerwartet. »Was?«
    »Wie können Sie so etwas tun? Wie können Sie soviel Leid und Not über so viele Menschen bringen – töten, verletzen, zerstören? Dafür sorgen, daß Tausende voller Angst aus ihren Häusern fliehen … Wie können Sie da jemals wieder ruhig schlafen?«
    Die Frage ließ Wut in Priest auflodern. »Stellen Sie die Sache nicht so hin, als wären Sie derjenige, der auf der Seite der Vernunft und der Moral steht«, sagte er. »Ich bin es, der Kalifornien retten will.«
    »Indem Sie Menschen töten.«
    Priest riß der Geduldsfaden. »Jetzt halt endlich mal die Schnauze und hör zu!« rief er. »Ich werde dir jetzt was über das nächste Erdbeben erzählen.« Falls Melanie recht hatte, würde das seismische Fenster sich um zwanzig vor sieben am frühen Abend öffnen. »Sieben Uhr«, sagte Priest. »Heute abend um sieben Uhr kracht‘s.«
    »Können Sie mir sagen …«
    Priest unterbrach die Verbindung.
    Er schwieg eine Zeitlang. Das Gespräch hatte ein unbehagliches Gefühl bei ihm hinterlassen. Eigentlich hätte Truth zu Tode verängstigt reagieren müssen; statt dessen hatte er Priest Vorwürfe gemacht, beinahe mit ihm herumgeplänkelt.
    Er hat mich wie einen Verlierer behandelt, dachte Priest. Das ist es.
    Sie gelangten an eine Kreuzung. »Hier könnten wir drehen und zurückfahren«, sagte Melanie. »Auf der Gegenfahrbahn ist kein Verkehr.«
    »Okay.«
    Melanie wendete. Sie war nachdenklich. »Ob wir jemals ins Tal zurück können?« sagte sie leise. »Jetzt, wo das FBI und alle Welt weiß, wo es ist?«
    »Ja!« brüllte Priest.
    »Schrei nicht!«
    »Ja, ja, irgendwann können wir zurück«, sagte Priest mit leiserer Stimme. »Ich weiß, es sieht schlecht aus, und vielleicht müssen wir ‚ne Zeitlang woanders verbringen. Die Weinlese von diesem Jahr ist futsch, das steht fest. Die Pressefritzen und Fernsehleute werden wochenlang im Tal herumkriechen. Aber irgendwann werden sie uns vergessen. Irgendwann wird‘s ‚nen Krieg geben oder ‚ne Wahl oder ‚nen Sexskandal, und dann sind wir Schnee von gestern. Dann können wir heimlich, still und leise ins Tal zurück, in unsere Hütten, können die Weinstöcke wieder in Schuß bringen und ‚ne neue Lese wachsen lassen.«
    Melanie lächelte. »O ja«, sagte sie.
    Sie glaubt ganz fest daran. Ich bin mir da nicht so sicher. Aber ich werd‘ nicht mehr drüber nachdenken. Wenn ich mir Sorgen mache, bringt das nur meine Entschlossenheit ins Wanken. Jetzt gibt‘s kein Wenn und Aber mehr. Jetzt wird gehandelt.
    »Möchtest du zurück zum Lagerhaus?« fragte Melanie.
    »Nein. Ich krieg‘ ‚nen Koller, wenn ich den ganzen Tag in dem Loch rumhänge. Fahr in Richtung Stadt und sieh zu, daß wir ‚ne Freßkneipe finden, in der man ein spätes Frühstück kriegt. Ich sterbe vor Hunger.«
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