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Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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gekommen. »Tja, dann werden wir‘s jetzt nie mehr erfahren.« Er zuckte die Achseln und rief nach der Rechnung.
    Als sie das Eßlokal verließen, wollte Priest nicht zum Lagerhaus zurück. In der Kommune hatte er stundenlang untätig herumsitzen können, doch in einem schmuddeligen Zimmer in einem industriellen Ödland würde er Platzangst bekommen. Nach den fünfundzwanzig Jahren, die er im Silver River Valley verbracht hatte, könnte er nie wieder ein Leben in der Stadt führen. Deshalb spazierte er mit Melanie durch Fisherman‘s Wharf, wobei sich beide wie Touristen verhielten. Priest genoß die salzige Seeluft, die von der Bucht herüberwehte.
    Als Vorsichtsmaßnahme hatten sie ihr Äußeres verändert: Melanie hatte ihr auffälliges langes rotes Haar hochgesteckt und unter einem Hut verborgen; dazu trug sie eine Sonnenbrille. Priest hatte sich Pomade ins dunkle Haar geschmiert, so daß es flach am Kopf anlag, und der ebenso dunkle Dreitagebart auf den Wangen verlieh ihm das Flair eines Latin Lovers, was einen ziemlichen Unterschied zu seinem üblichen Erscheinungsbild des alternden Hippie darstellte. Die beiden wurden kaum beachtet.
    Priest lauschte den Gesprächen der wenigen Passanten. Jeder hatte irgendeinen Grund, in der Stadt zu bleiben.
    »Ich mache mir keine Sorgen. Unser Haus ist erdbebensicher …«
    »Meins auch, aber vorsichtshalber werde ich mich um sieben Uhr mitten im Stadtpark aufhalten, fern von allen Gebäuden …«
    »Ich bin Fatalist. Ob ich nun bei diesem Erdbeben dran glauben muß oder nicht …«
    »Finde ich auch. Ebensogut könntest du nach Las Vegas fahren und bei einem Autounfall sterben …«
    »Ich habe mein Haus nachträglich verstärken lassen … «
    »Niemand kann Erdbeben machen, das war bloß ein Zufall…«
    Wenige Minuten nach vier kehrten Priest und Melanie zum Lieferwagen zurück.
    Priest sah den Polizisten erst, als es schon fast zu spät war.
    Die Bloody Marys hatten ihn mit einer seltsamen Gelassenheit erfüllt. Er fühlte sich beinahe unverwundbar; deshalb hatte er gar nicht auf die Polizei geachtet. Priest war nur noch acht oder neun
    Schritte vom Lieferwagen entfernt, als ihm auffiel, daß sich ein uniformierter Cop der San Francisco Police die Nummernschilder anschaute und dabei in ein Walkie-Talkie sprach.
    Priest blieb wie angewurzelt stehen und packte Melanie am Arm.
    Einen Augenblick später wurde ihm klar, daß es das Klügste gewesen wäre, einfach weiterzugehen; aber dazu war es nun zu spät.
    Der Cop sah von dem Nummernschild auf und registrierte Priests Blick.
    Rasch wandte sich Priest Melanie zu. Sie hatte den Bullen gar nicht bemerkt. Beinahe hätte Priest zu ihr gesagt: Nicht zum Wagen hinsehen!, doch gerade noch rechtzeitig wurde ihm klar, daß sie dann erst recht hingeschaut hätte. Statt dessen sagte er, was ihm als erstes durch den Kopf ging. »Guck dir mal meine Hand an.«
    Er streckte den Arm aus, drehte die Handfläche nach oben.
    Melanie starrte darauf; dann blickte sie ihm fragend ins Gesicht. »Was gibt‘s da Besonderes zu sehen?« »Sieh genau hin, während ich‘s dir erkläre.«
    Melanie tat wie geheißen.
    »Wir gehen jetzt einfach am Pickup vorbei. Da steht ‚n Bulle und notiert sich die Nummer. Der Typ hat uns bemerkt, ich kann‘s aus den Augenwinkeln sehen.«
    Melanie nahm den Blick von Priests Hand, sah ihm ins Gesicht – und verpaßte ihm urplötzlich eine schallende Ohrfeige.
    Vor Schmerz und Verblüffung stieß Priest scharf den Atem aus.
    »Und jetzt verpiß dich, und geh zu deiner dämlichen Blondine zurück!« schrie Melanie ihn an.
    »Was?« rief er wütend.
    Mit schnellen Schritten eilte Melanie davon.
    Verdutzt beobachtete Priest, wie sie am Lieferwagen vorüberging.
    Der Cop bedachte Priest mit einem schwachen Grinsen.
    Priest rannte Melanie hinterher. »He!« rief er. »Jetzt warte doch mal!«
    Der Cop wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Nummernschild zu.
    Priest holte Melanie ein, und sie bogen um eine Hausecke.
    »Das war klasse«, sagte er. »Aber mußtest du mir so fest in die Fresse hauen?«
    Ein leistungsstarker tragbarer Scheinwerfer beleuchtete Michael, und an der Brusttasche seines dunkelgrünen Polohemds war ein winziges Mikrofon festgeklemmt. Eine kleine Fernsehkamera, auf ein Dreibein montiert, war auf ihn gerichtet. Hinter Michael waren die jungen Seismologen seines Teams vor den Monitoren ihrer Computer zu sehen, und vor ihm saß Alex Day, ein Fernsehreporter in den Zwanzigern mit modischem kurzem

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