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Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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auch Bo.
    Auf dem Fernsehschirm sprach Alex Day aus einem behelfsmäßig eingerichteten Studio in der Notfallzentrale des Bürgermeisteramtes an der Turk Street, ein paar Querstraßen entfernt, mit dem Bürgermeister, der einen Schutzhelm und eine leuchtend rote Schutzweste trug und den Einwohnern riet, sich zu ›ducken, decken und warten‹.
    Das Interview mit Michael wurde alle paar Minuten auf sämtlichen Kanälen gezeigt; die Verantwortlichen in den Sendern hatte man über den wahren Zweck informiert.
    Doch es sah ganz so aus, als würde Melanie sich diesmal nicht die Nachrichten anschauen.
    Um sechzehn Uhr hatte man Priests Lieferwagen in der Nähe von Fisherman‘s Wharf entdeckt. Das Fahrzeug stand immer noch unter Beobachtung, doch Priest war nicht dorthin zurückgekehrt. Im
    Augenblick wurden jedes Parkhaus, jeder Parkplatz in der Gegend nach einem seismischen Vibrator abgesucht.
    Im Ballsaal des Offiziersclubs wimmelte es von Menschen. Mindestens vierzig Beamte in Zivil drängten sich um die Leitstelle. Michael und seine Helfer scharten sich um ihre Computer und warteten auf den unpassend fröhlichen musikalischen Warnton, der das erste Zeichen für die seismischen Erschütterungen war, die sie alle fürchteten. Judys Team saß immer noch an den Telefonen und nahm Meldungen von Anrufern auf, die Personen gesehen haben wollten, auf welche die Beschreibung von Melanie und Granger paßte, doch es lag ein zunehmend verzweifelter Beiklang in den Stimmen der FBI-Agenten.
    Dusty beim Fernsehinterview mit Michael zu zeigen war ihre letzte große Hoffnung gewesen, und sie schien sich zu zerschlagen.Die meisten Agenten, die in der Kommandozentrale des Krisenstabes arbeiteten, wohnten in der Gegend der Bucht. Die Abteilung für Verwaltung und technische Versorgung hatte die Evakuierung ihrer Familien organisiert. Das Gebäude, in dem die Agenten arbeiteten, wurde als relativ sicher betrachtet; die Wände waren vom Militär erdbebensicher verstärkt worden. Doch die FBI- Leute konnten nicht fliehen. Wie Soldaten, Feuerwehrleute und Polizisten mußten sie sich an den Ort der Gefahr begeben. Draußen, auf dem Paradeplatz, stand eine Hubschrauberflotte mit wirbelnden Rotorblättern bereit, Judy und ihre Kollegen in die Erdbebenzone zu fliegen.
    Priest ging ins Bad. Als er sich die Hände wusch, hörte er Melanie schreien.
    Mit nassen Händen stürmte er ins Büro. Melanie starrte auf den Fernseher. »Was ist los?« fragte er.
    Sie hatte die Hände vor den Mund geschlagen, und ihr Gesicht war weiß. »Dusty!« sagte sie und wies auf den Bildschirm.
    Priest sah, wie Michael Quercus interviewt wurde, seinen Sohn auf den Knien. Einen Augenblick später wechselte das Bild, und eine Nachrichtensprecherin sagte: »Das war Alex Day im Gespräch mit einem der weltweit führenden Seismologen, Professor Michael Quercus. Das Interview wurde in der Einsatzzentrale des FBI-Krisenstabes geführt.«
    »Dusty ist in San Francisco!« rief Melanie hysterisch.
    »Nein, ist er nicht«, sagte Priest. »Vielleicht war er dort, als das Interview aufgenommen wurde. Inzwischen ist er meilenweit weg.«
    »Das weißt du doch gar nicht!«
    »Natürlich weiß ich‘s. Und du auch. Michael wird schon auf den Jungen aufpassen.«
    »Ich wünschte, ich könnte sicher sein.« Ihre Stimme war zittrig.
    »Mach uns ‚ne Tasse Kaffee«, sagte Priest, nur damit Melanie etwas zu tun hatte.
    »Ist gut.« Sie nahm den Topf von der Heizplatte und ging in den Waschraum, um Wasser zu holen.
    Judy blickte auf die Uhr. Es war halb sieben.
    Ihr Telefon klingelte.
    Es wurde still im Saal.
    Sie riß den Hörer von der Gabel, ließ ihn fallen, fluchte, hob ihn auf und drückte ihn sich ans Ohr. »Ja?« Die Telefonzentrale meldete sich: »Melanie Quercus möchte ihren Mann sprechen.«
    Gott sei Dank! Judy wies auf Raja. »Den Anruf zurückverfolgen.«
    Raja sprach bereits in den Hörer.
    »Stellen Sie zu mir durch«, wies Judy den Telefonisten an.
    Sämtliche hohen Beamten aus der Leitstelle versammelten sich um Judys Stuhl. Schweigend standen sie da und versuchten, mitzuhören.
    Das könnte der wichtigste Anruf meines Lebens sein.
    In der Leitung ertönte ein Klicken. Judy versuchte, ihre Stimme ruhig zu halten. »Hier Agentin Maddox«, sagte sie.
    »Wo ist Michael?«
    Melanie klang dermaßen verängstigt und verloren, daß Judy einen Anflug von Mitleid verspürte. Jetzt schien sie bloß noch eine Mutter zu sein, die eine Dummheit begangen und Angst um ihr Kind

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