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Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Hörer, nickte und schüttelte gelegentlich den Kopf. Vor Aufregung kam ihm gar nicht in den Sinn, daß Melanie seine Bewegungen gar nicht sehen konnte.
    Dann, von einem Moment zum anderen, reichte er seinem Vater den Hörer. »Mom will mit dir sprechen.« Judy flüsterte Michael zu: »Versuch herauszufinden, wo sie ist!«
    Michael nahm von Dusty den Hörer entgegen und drückte ihn an die Brust, um jedes Geräusch zu ersticken. »Du kannst mithören. Im Schlafzimmer ist ein Nebenanschluß.«
    »Wo?«
    Mrs. Quercus sagte: »Die Tür am anderen Ende des Flurs.«
    Judy stürmte ins Schlafzimmer, warf sich auf die geblümte Tagesdecke, riß den Hörer vom Apparat auf dem Nachttisch und bedeckte die Sprechmuschel mit der Hand.
    Sie hörte Michael fragen: »Melanie – wo, zum Teufel, steckst du?«
    »Das tut nichts zur Sache«, erwiderte sie. »Ich habe dich und Dusty im Fernseher gesehen. Geht es ihm
    gut?«
    Also hat sie ferngesehen, wo immer sie auch sein mag.
    »Dusty geht‘s prima«, sagte Michael. »Wir sind gerade erst hier angekommen.«
    »Ich hatte gehofft, daß ihr zu deinen Eltern fahrt.«
    Ihre Stimme war leise. Michael sagte: »Ich kann dich kaum verstehen. Könntest du etwas lauter sprechen?«
    »Nein, kann ich nicht. Streng deine Ohren an, ja?«
    Sie will nicht, daß Granger sie hört. Gut so! Das könnte bedeuten, daß die beiden Meinungsverschiedenheiten bekommen.
    »Okay, okay«, sagte Michael.
    »Du wirst mit Dusty dort bleiben, ja?«
    »Nein«, antwortete Michael. »Ich gehe zurück in die Stadt.«
    »Was? Um Himmels willen, Michael, das ist gefährlich!«
    »Wieso? Weil sich das Erdbeben in der Stadt ereignen soll – in San Francisco?«
    »Das kann ich dir nicht sagen.«
    »Wird es auf der Halbinsel stattfinden?«
    »Ja, auf der Halbinsel. Deshalb darf Dusty nicht dorthin!«
    Judys Handy piepte. Sie preßte die eine Hand fest auf die Sprechmuschel des Hörers, den sie am rechten Ohr hielt, nahm mit der anderen ihr Handy und drückte es ans linke Ohr. »Ja?« sagte sie.
    Es war Raja. »Sie benutzt ihr Mobiltelefon und ruft aus der Innenstadt von San Francisco an. Genauer können wir den Bereich bei einem Digitaltelefon nicht eingrenzen.«
    »Schicken Sie ein paar Leute los. Sie sollen in den Straßen der Innenstadt nach dem Lieferwagen Ausschau halten.«
    »Wird gemacht.«
    Judy unterbrach die Verbindung.
    Michael sagte soeben: »Wenn du dir so große Sorgen machst, warum sagst du mir dann nicht, wo der seismische Vibrator steht?«
    »Das kann ich nicht tun!« zischte Melanie. »Du hast sie wohl nicht alle!«
    »Was? Ich hab‘ sie nicht alle? Du bist diejenige, die ein Erdbeben auslösen will!«
    »Ich muß jetzt Schluß machen.« Ein Klicken ertönte, und die Leitung war tot.
    Judy legte den Hörer auf den Apparat neben dem Bett und drehte sich auf den Rücken. Ihre Gedanken rasten. Melanie hatte viele wichtige Informationen preisgegeben. Sie befand sich irgendwo in der Innenstadt von San Francisco. Das machte es zwar nicht leicht, sie zu finden; nun aber konnte man sich auf die Stadt konzentrieren und brauchte Melanie und Granger nicht in ganz Kalifornien zu suchen wie eine Nadel im Heuhaufen. Außerdem hatte Melanie erklärt, das Beben würde sich irgendwo auf der Halbinsel von San Francisco ereignen, dem breiten Landrücken zwischen dem Pazifik und der Bucht. Folglich mußte der seismische Vibrator sich irgendwo in dieser Gegend befinden. Die für Judy faszinierendste Erkenntnis jedoch waren die Hinweise darauf, daß es zwischen Melanie und Granger Spannungen gab. Melanie hatte offenbar ohne Wissen Grangers angerufen; außerdem hatte es ganz den Anschein gehabt, als hätte sie Angst, Granger könne das Gespräch mithören. Das war ein Hoffnungsschimmer. Vielleicht gab es eine Möglichkeit, sich die Spannungen zwischen den beiden zunutze zu machen.
    Judy schloß die Augen und dachte angestrengt nach. Melanie machte sich Sorgen um Dusty. Das war ihre Schwachstelle. Wie ließ sich das verwerten?
    Judy hörte Schritte und schlug die Augen auf. Michael kam ins Zimmer. Er bedachte sie mit einem seltsamen Blick.
    »Was ist?« fragte Judy.
    »Vielleicht ist die Bemerkung nicht angebracht, aber du siehst phantastisch aus, wenn du auf einem Bett liegst.«
    Jetzt erst wurde Judy wieder bewußt, daß sie sich im Haus seiner Eltern befand. Sie stand auf.
    Michael umarmte sie. Es war ein wundervolles Gefühl. »Was macht dein Gesicht?« fragte er.
    Sie schaute zu ihm auf. »Wenn du ganz behutsam bist

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