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Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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seine Pistole zu geben …
    Von solchen Erlebnissen konnte sie der Kanzlei Brooks Fielding auch kaum berichten. Solche Leute wollten einen Perry Mason, keinen Wyatt Earp.
    Judy beschloß, zuerst ihr Kündigungsschreiben zu verfassen.
    Sie tippte das Datum und den Empfänger ein: »An den Leitenden Spezialagenten ..,«
    Und dann schrieb sie: »Lieber Brian, hiermit bestätige ich meine Kündigung.«
    Es tat weh.
    Zehn Jahre ihres Lebens hatte sie dem FBI geopfert. Andere Frauen hatten geheiratet und Kinder bekommen, sich beruflich selbständig gemacht, Romane geschrieben oder die Welt umsegelt. Sie, Judy Maddox, hatte es von Anfang an darauf angelegt, zur Spitzenagentin aufzusteigen. Und nun brach sie alle Brücken hinter sich ab. Der Gedanke daran trieb ihr die Tränen in die Augen. Was bin ich nur für eine Idiotin! Hocke da mutterseelenallein in meinem Büro und heule meinem Computer was vor …
    In diesem Augenblick betrat Simon Sparrow das Zimmer.
    Er war ein muskelbepackter Mann mit kurzgeschnittenem, gepflegtem Haar und einem Schnurrbart, ein oder zwei Jahre älter als Judy.Wie sie trug er Freizeitkleidung – braune Chinos und ein kurzärmeliges Sporthemd. Er war promovierter Linguist und hatte fünf Jahre in der Abteilung für Verhaltenspsychologie an der FBI-Akademie in Quantico, Virginia, gearbeitet. Er hatte sich auf die Analyse anonymer Drohungen spezialisiert.
    Er mochte Judy, und Judy mochte ihn. Mit den Männern im Büro sprach er über Männerthemen – über Football, Waffen und Autos -, doch sah er Judy unter vier Augen, so nahm er Notiz von ihrer Kleidung und ihrem Schmuck und kommentierte beides wie eine gute Freundin.
    Er hielt eine Akte in der Hand. »Ihre Erdbebendrohung ist faszinierend«, sagte er, und seine Augen leuchteten vor Begeisterung. Judy putzte sich die Nase. Simon hatte bestimmt gemerkt, daß sie außer sich war, aber taktvoll darüber hinweggesehen.
    »Ich wollte Ihnen das eigentlich nur auf den Schreibtisch legen«, fuhr er fort, »aber jetzt bin ich froh, daß ich Sie persönlich erwischt habe.«
    Er hatte offensichtlich Überstunden gemacht, um seinen Bericht fertigzustellen. Judy spürte seinen Enthusiasmus und wollte ihn nicht dämpfen, indem sie ihre Kündigung erwähnte. Sie riß sich zusammen und sagte: »So nehmen Sie doch Platz.«
    »Herzlichen Glückwunsch zu dem Urteil heute!«
    »Danke.«
    »Das muß Sie doch sehr freuen.«
    »Müßte es, ja. Aber ich hatte gleich danach eine üble Auseinandersetzung mit Brian Kincaid.«
    »Ach, mit dem?« Simon machte eine abfällige Handbewegung. »Wenn Sie sich nett entschuldigen, wird er Ihnen vergeben müssen. Er kann es sich gar nicht leisten, Sie zu verlieren, dazu sind Sie viel zu gut.« Mit solch einem Kommentar hatte Judy nicht gerechnet. Normalerweise legte Simon mehr Mitgefühl an den Tag. Das klang ja fast, als wüßte er längst Bescheid! Doch wenn er von dem Krach mit Kincaid wußte, so wußte er auch, daß sie gekündigt hatte. Welchen Grund hatte er dann, ihr seinen Bericht zu bringen?
    Nun war sie doch neugierig geworden. »Erzählen Sie mal, was bei Ihrer Analyse herausgekommen ist«, forderte sie ihn auf.
    »Erst mal konnte ich eine ganze Weile überhaupt nichts mit dem Text anfangen.« Er reichte ihr einen Ausdruck der Botschaft, so wie sie ursprünglich im Internet Bulletin Board erschienen war. »Auch bei Quantico stand man vor einem Rätsel.« Judy wußte, daß er sich in solchen Fällen routinemäßig mit der Einheit für Verhaltenspsychologie in Verbindung setzte.
    Die Nachricht der Erpresser hatte sie schon gesehen, denn sie lag der Akte bei, die Matt Peters ihr am Vormittag übergeben hatte. Judy las sie noch einmal durch.
    1. Mai
    An den gouverneur des Staates

    Hallo!
    Sie sagen, daß ihnen die umwelt am herzen liegt und daß sie etwas gegen die Umweltverschmutzung tun wollen. Aber sie tun nie was dagegen, nichts; deshalb müssen wir sie dazu zwingen.
    Die Konsumgesellschaft vergiftet den planeten, weil sie zu geizig sind. Damit muß jetzt Schluß sein!
    Wir sind die kinder von eden, eine radikale Splittergruppe der bewegung grünes kalifornien.
    Wir fordern sie auf, einen sofortigen baustopp für alle neuen kraftwerke zu verkünden. Keine neuen kraftwerke, basta! Sonst…
    Sonst was?
    Sonst werden wir auf den tag genau in vier wochen ein erdbeben auslösen.
    Sie sind gewarnt! Wir meinen es ernst!

    Die kinder von eden
    Judy sagte diese Mitteilung wenig, aber sie wußte, daß Simon jedes Wort, jeden

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