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Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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geplagt, und er hatte ihr alles gebeichtet. Es war nichts Ernstes gewesen, nur eine kurze Affäre mit seiner Sekretärin, und Judy hatte wirklich versucht, ihm zu verzeihen. Aber sie konnte nicht mehr das gleiche für ihn empfinden wie zuvor. Ihr Verlangen nach körperlicher Nähe und Liebe war verschwunden. Das betraf nicht nur Don, sondern auch alle anderen Männer. Sie hatte das Gefühl, als wäre ihr Geschlechtstrieb wie durch einen Knopfdruck abgeschaltet worden.
    Von alldem hatte Bo keine Ahnung. In seinen Augen war Don Riley geradezu der ideale Ehemann: gutaussehend, intelligent, erfolgreich und obendrein auch noch in der Strafverfolgung tätig.
    »Don meinte, wir müßten heute abend unseren Erfolg feiern. Er hat mich zum Essen eingeladen, aber ich glaube, ich sage lieber ab.«
    Bo grinste reumütig. »Wie komme ich eigentlich dazu, dir vorzuschreiben, wen du heiraten sollst?« Er stand auf. »Jetzt muß ich aber los. Wir haben heute abend noch eine Razzia auf dem Programm.«
    Judy sah es nicht gern, wenn er abends noch Dienst hatte. »Hast du denn schon was gegessen?« fragte sie besorgt. »Soll ich dir nicht schnell noch ein paar Eier braten, bevor du gehst?«
    »Nein, danke, mein Schatz. Ich kauf mir nachher ein Sandwich.« Er zog seine Lederjacke an und gab Judy einen Kuß auf die Wange. »Ich hab‘ dich lieb.«
    »Mach‘s gut.«
    Kaum war die Tür ins Schloß gefallen, klingelte das Telefon, und Don war am Apparat. »Ich hab‘ einen Tisch im Masa reserviert«, sagte er.
    Judy seufzte. Das Masa war ein richtiges Angeberlokal. »Don, es tut mir furchtbar leid, aber ich bleibe heute abend lieber zu Hause.«
    »Ist das dein Ernst? Ich mußte dem Maitre quasi meine Schwester verkuppeln, damit er mir so kurzfristig noch einen Tisch zugestand.«
    »Mir ist nicht nach Feiern zumute. Ich hatte heute im Büro noch ziemlichen Ärger.« Sie berichtete von Lestranges Krebserkrankung und Kincaids Versuch, sie mit einem Idiotenjob abzufertigen. »Und deshalb habe ich beim FBI gekündigt.«
    Don war entgeistert. »Das kann ich nicht glauben! Du liebst doch das FBI.«
    »Schnee von gestern.«
    »Aber das ist ja furchtbar!«
    »Nein, ganz so furchtbar ist es nicht. Wird ohnehin Zeit, daß ich mal ein bißchen was auf die Seite lege. Immerhin habe ich ein brillantes Jura-Examen abgelegt – und es gibt Leute, die nicht halb so gut waren wie ich und inzwischen wahre Vermögen verdienen.«
    »Ja, klar. Hilfst einem Mörder, ungestraft davonzukommen, schreibst ein Buch darüber und streichst dafür eine Million Dollar ein … Bist das wirklich du? Spreche ich mit Judy Maddox? Hallo?«
    »Ich weiß nicht, Don. Aber momentan geht mir soviel im Kopf herum, daß ich einfach nicht in der richtigen Stimmung zum Ausgehen bin.«
    Don antwortete nicht sofort, und Judy wußte, daß er sich ins Unvermeidliche fügte. Schließlich sagte er: »Okay, aber dann bist du mir Wiedergutmachung schuldig. Wie war‘s mit morgen?«
    Judy fehlte einfach die Kraft zu weiteren Wortgefechten.
    »Okay«, sagte sie. »Danke.«
    Sie legte auf, stellte den Fernseher an und warf einen Blick in den Kühlschrank. Aber eigentlich hatte sie gar keinen Hunger. Also nahm sie sich nur eine Dose Bier heraus und riß sie auf. Dann starrte sie
    minutenlang auf den Bildschirm, bevor ihr klar wurde, daß sie eine Sendung in spanischer Sprache erwischt hatte. Nein, eigentlich wollte sie auch kein Bier. Sie stellte den Fernseher wieder ab und schüttete das Bier in den Ausguß.
    Sie erwog, ins Everton zu gehen, die Lieblingskneipe der FBI-Agenten. Gewöhnlich hing sie gern dort herum, trank ein Bierchen, mampfte Hamburger und mischte eifrig mit beim Agentenklatsch. Ob sie aber den anderen ausgerechnet heute willkommen war, zumal wenn auch Kincaid anwesend sein sollte? Sie merkte, daß sie schon anfing, sich als jemand zu betrachten, der nicht mehr dazugehörte.Statt dessen nahm sie sich vor, ihren Lebenslauf zu schreiben, und zwar an ihrem Computer im Büro. Das war allemal besser, als zu Hause herumzusitzen und zu warten, bis ihr die Decke auf den Kopf fiel.
    Kurzentschlossen griff sie nach ihrer Dienstpistole, zögerte dann aber. Von FBI-Agenten wurde erwartet, daß sie rund um die Uhr im Dienst waren und stets ihre Waffe trugen – es sei denn, sie hielten sich im Gericht, im Gefängnis oder im Büro auf. Wenn ich keine Agentin mehr bin, brauche ich auch nicht mehr bewaffnet herumzulaufen. Doch ein neuer Gedanke ließ sie ihre Meinung ändern. Angenommen, ich

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